Bad Berleburg/Erndtebrück. Der Nabu übt massive Kritik an Robert Habecks Politik, den konkreten Auswirkungen für Wittgenstein und die Vorrangzonenpläne in Bad Berleburg.

Der Besuch von Bundes-Wirtschaftsminister Robert Habeck hat Michael Düben enttäuscht. Der Grünen-Politiker ist aus Sicht des Bad Berleburger Naturschützers und Artenschutz-Experten des Nabu auf dem Weg, den Naturschutz für den Ausbau der Windkraft zu opfern – und dabei nach Ansicht Dübens auch geltendes Recht zu umgehen.

Besuch des Vizekanzlers Robert Habeck in Bad Berleburg

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    Hintergrund ist Habecks Äußerung, dass es bei stabilen Populationen nicht mehr um den Schutz einzelner Tiere, sondern um den Schutz der Population gehen müsse. „Was Polen mit seinen Richtern macht, macht Habeck mit dem Artenschutz“, formuliert Düben seinen Vorwurf, dass der Bundesminister das Recht beuge. „Im EU-Recht geht es nach wie vor um den Schutz von Individuen streng geschützter Arten“, sagt Düben. Und selbst wenn man dem Argument folge, gebe es für Siegen-Wittgenstein noch keine Untersuchungen über die Populationen von Schwarzstorch oder Rotmilan.

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    Neben den Brut- und Jagdgebieten dieser beiden Vogelarten in Wittgenstein sieht der Nabu in seiner Stellungnahme aber noch ein großes Gefährdungspotenzial für den Artenschutz, weil die Durchflugrouten und Rastplätze von Zugvögeln bei der Vorrangzonenplanung nicht berücksichtigt werden.

    Bad Berleburg Windkraft
    Bad Berleburg Windkraft © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

    Düben geht noch weiter. Selbst der Vorrangzonen-Planer der Stadt Bad Berleburg, Uwe Meyer, habe dazu vermerkt, dass diese Durchzugsrouten bei der Einzelfallgenehmigung der Windräder berücksichtigt werden müssten. Der Projektierer Westfalenwind habe aber gleich mehrere Anlagen im Bereich Bad Berleburg und Erndtebrück in diesen Vogelfugkorridoren geplant.

    Grundsätzliche Argumentation zu Zugvögeln

    Und dabei geht es Michael Düben nicht allein darum, dass einzelne Tiere durch die Rotorblätter getötet werden könnten. Düben argumentiert noch grundsätzlicher: Die Tiere rasten beispielsweise in der Eder­aue. Anschließend müssen sie die etwa 500 Meter hohe Birkefehler Höhe überwinden – und wenn dann dort Windkraftanlagen stünden, müssten die Tiere ein weiteres Hindernis von 270 Metern Höhe überfliegen. Das koste viel Kraft, so Düben weiter. Und der Bad Berleburger spricht da nicht nur von den Kranichen, die alljährlich im Frühjahr und Herbst hier durchziehen und Rast machen. Für den Nabu hat er eine drei DIN-A4-Blätter umfassende Liste von nachgewiesenen Vogelarten im Bereich Birkefehl, Birkelbach, Womelsdorf angeheftet, die mindestens 56 Arten von der Liste der besonders gefährdeten Arten enthält. 155 Arten sind Zugvögel, die den Korridor Birkefehl, Birkelbach, Womelsdorf durchfliegen.

    Windkraft Bad Berleburg
    Windkraft Bad Berleburg © Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

    Aber nach heutigem Gesetz sei es möglich, die Energieversorgung als von „überragendem öffentlichen Interesse“ einzustufen und gegen den Artenschutz und den Naturschutz aufzuwiegen. Für Michael Düben ist das der Grund, ein bitteres Fazit zu ziehen: „Dann können wir den Naturschutz auch ganz in die Tonne kloppen.“

    Beratung am Montag

    Am kommenden Montag wird die Stadt Bad Berleburg in der Stadtverordneten-Versammlung einen weiteren Schritt in Richtung Windkraftvorrangzonen machen und die Offenlegung der Pläne beschließen. Gleichzeitig wird ab 18 Uhr im Bürgerhaus auch über Beteiligungsmöglichkeiten der Bevölkerung als Akzeptanzmodell gesprochen.