Bad Berleburg. Die Bürger machen zuviel Müll und trennen ihn nicht. Ein einheitliches Tonnensystem für öffentliche Plätze soll helfen. Doch daran gibt’s Kritik.

Einheitliche Müllbehälter aus nachhaltigem Polyethylen auf allen städtischen Flächen und für alle städtischen Einrichtungen – das schlägt die Stadt Bad Berleburg der Politik vor Ort vor, um nicht zuletzt Personalkosten bei der Entleerung zu sparen. Im Übrigen nähmen „Art und Umfang des Müllaufkommens immer bedenklichere Formen an“, heißt es aus dem Rathaus. Allerdings müsste für die Entleerung der Behälter auch ein neues Müllfahrzeug her – geschätzte Kosten: rund 180.000 Euro.

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Eine „Vermüllung“ an öffentlichen Plätzen? „Ja, das kann ich über die Jahre wachsend tatsächlich bestätigen“, sagt Bad Berleburgs Ortsvorsteherin Ursula Belz. „Viele nehmen ihren Müll nicht mit und schmeißen ihn einfach in die Gegend. Im Stadtpark zum Beispiel. Der wird ja auch viel genutzt.“

Hygiene und Optik die Probleme

Immer mehr vermüllt werde der öffentliche Raum „beispielsweise in den Bereichen Stadtpark, Busbahnhof, Graf-Casimir-Straße und Spielplatz Sonnenschein. Einwegspritzen und sonstige Party-Hinterlassenschaften wie Getränkebehälter und Einweggrills werden auch wild entsorgt“, ist in einer Vorlage der Verwaltung für die politische Diskussion zu lesen. Außerdem sei „als Folge der Aufstellung von Hundekot-Tütenspendern der Rücklauf der gefüllten Tüten in der Müllentsorgung gestiegen“. Man könne sagen, „dass der Müll immer mehr, schwerer, fäkalbelasteter und gesundheitsgefährdender wird“. Nun aber noch mehr Spender aufzustellen sei jedenfalls nicht angebracht, meint Ursula Belz.

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An der Ederbrücke der K 42 in Aue finden sich Spender für Hundekotbeutel und Mülltonne an einem Standort. 
An der Ederbrücke der K 42 in Aue finden sich Spender für Hundekotbeutel und Mülltonne an einem Standort.  © Lars-Peter Dickel

Macht das neue Tonnen-System Sinn? „Ich bin da sehr zwiegespalten“, bekennt Ursula Belz. „Ich verstehe jeden, der diesen Müll entsorgen muss, aus Hygiene-Gründen. Da in den Müll zu packen – das ist schon für die Entsorger eine wirkliche Zumutung. Auf der anderen Seite ist mein Herz sehr traurig: Haben wir dann noch eine attraktive Innenstadt, wenn die neuen Mülltonnen kommen? Dem Anblick tut‘s nicht gut.“

25 verschiedene Systeme verschwinden

Was das Abfall-Aufkommen betreffe, werde oft auch überschüssiger Hausmüll in den öffentlichen Tonnen entsorgt, bedauert die Stadt – und Bauschutt, Sperr- sowie Sondermüll lande nach wie vor im Umfeld von Wanderparkplätzen und in Wäldern. Die Vermüllung sei allein „von der Menge her eine sehr unerfreuliche Begleiterscheinung“, findet Belz.

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Und das soll jetzt im gesamten Stadtgebiet geschehen: „Die derzeit vorhandenen etwa 25 verschiedenen Müllbehältersysteme werden Zug um Zug durch einheitliche 120-Liter- oder 240-Liter-Restmülltonnen ersetzt“, so die Bad Berleburger Stadtwerke. Diese Tonnen seien „ausreichend groß, um die im Normalfall anfallenden Müllmengen aufzunehmen“. Und: Der Anschaffungspreis von 22,88 Euro für den 120-Liter-Behälter sowie 31,95 Euro für die 240-Liter-Variante sei im Vergleich mit den Stückpreisen der Mülltonnen in der Poststraße von 750 Euro kostengünstig. Betroffen vom Tausch wären rund 220 Behälter im gesamten Stadtgebiet.

Mehrweg statt Einweg

Der Müll auf den öffentlichen Plätzen soll also jeweils in einer einzigen Tonnenart landen. Eine Alternative dazu hat die Stadt bereits getestet: „Zwischen Mitte Januar und Mitte März wurden an den Standorten Busbahnhof Bad Berleburg und Albrechtsplatz Gefäße für Papier, Verpackungen und Restmüll aufgestellt, um zu ermitteln, inwieweit sich der anfallende Müll getrennt einsammeln lässt. Hierbei wurde festgestellt, dass keine Mülltrennung stattfindet.“ Ursula Belz ist enttäuscht: „Ein Stückweit kapitulieren wir ja auch – denn getrennt wird nichts. Die Versuche sind kläglich gescheitert.“

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Das Thema Mülltrennung habe man in der Bad Berleburger CDU-Fraktion im Übrigen kontrovers diskutiert, berichtet Belz – sei sich aber einig, dass die Erziehung der Menschen zur Mülltrennung eine echte Sisyphos-Arbeit sei. Und langfristig müsse man den Menschen ohnehin bewusst machen, dass sie nur noch wiederverwertbare Dinge verwenden, findet die Ortsvorsteherin, kein Einweg.

Anpassung der Arbeitsabläufe

Damit der städtische Baubetriebshof seinen Aufgaben und dem Arbeitsschutz aber überhaupt noch gerecht werden könne, so die Stadtwerke, sei aber auch „eine Anpassung der Arbeitsabläufe dringend erforderlich“.

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So entfalle mit einem neuen Kompakt-Lkw für die Entleerung der künftigen Standard-Tonnen samt Müllverdichter, Aufbau und Mülleimer-Hebevorrichtung auf dem Fahrzeug „der zweite Mann zum Entleeren“, werde der Müll außerdem berührungsfrei und mit weniger Zeitaufwand abgeholt. Damit werde die Anschaffung des Wagens auch „kostentechnisch darstellbar“, argumentiert die Stadt. Ganz konkret reduzierten sich die Personalausgaben pro Jahr um rund 29.000 Euro auf rund 40.000 Euro, amortisierten sich zugleich die Kosten für das Fahrzeug in etwa sechseinhalb Jahren.