Bad Laasphe. In der Debatte um ein neues Konzept fordern Laaspher Händler mehr Einsatz für die Königstraße. Politiker sind skeptisch, ob das funktioniert.
Die Altstadt in und rund um die Königstraße stärken – dazu raten die Gutachter der Kölner Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen GmbH, die das neue Einzelhandelskonzept für Bad Laasphe im Auftrag der Stadt erarbeitet haben. Doch die Politik räumt solchen Empfehlungen kaum Chancen ein. Im Übrigen enthalte das Konzept nicht viel Neues.
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„Ich habe in der Vergangenheit mehr Schließungen als Neueröffnungen gesehen“, sagt im Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Digitales und Kultur Timm Groß (CDU). Das Problem seien Leerstände in schlechtem Zustand, fehlende Parkplätze und mangelnde Größen der Ladenlokale. Da bleibe für sogenannte Magnet-Betriebe kaum Platz.
Sorge um leerstehenden Aldi-Markt
Das findet auch Otto Wunderlich (SPD) mit Blick auf Anbieter mit Ladenflächen über 400 Quadratmetern. Und die Stadt habe kein Geld, um so eine Entwicklung in der Altstadt zu fördern.
Klaus Preis (FDP) sorgt sich unterdessen um den leerstehenden Aldi-Markt im Gewerbegebiet Stockwiese, der noch zur Bauruine werde, wolle man das Konzept wie vorgelegt beschließen.
Potenzialflächen mit Impulskraft
Diplom-Volkswirtin Angelina Sobotta als Mitautorin des Konzepts betonte jedoch in der Sitzung, dass dem Land NRW die Integration einer Nahversorgung in Wohnsiedlungen wichtig sei – und das sei mit dem Einzelhandel im Gewerbegebiet nicht zu leisten. Er sei von der Altstadt aus fußläufig jedenfalls nicht gut zu erreichen. Und es sei auch nicht Aufgabe einer Kommune, für die dauerhafte Rentabilität einer privaten Immobilie zu sorgen.
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Sobotta glaubt jedoch an das Zusammenwirken von zwei Potenzialflächen zwischen Rathaus und B 62 sowie rund um einen Fahrrad-Fachmarkt an der Bahnhofstraße, von denen aus „Impulse auf die Altstadt überspringen“ könnten. Natürlich müsse man mit den Eigentümern eben jener Häuser sprechen, die in diesen Bereichen für den Einzelhandel in Frage kämen.
Lebensgefährliches Pflaster
Aus Sicht von Markus Schmidt (Die Partei) braucht Bad Laasphe keinen weiteren Supermarkt mehr in zentraler Lage. Das sieht Gutachterin Sobotta komplett anders. Und Werner Oder (FDP) sieht weit und breit auch keinen attraktiven Anker-Mieter etwa aus dem Bereich Elektronik oder Bekleidung, der nach Bad Laasphe kommen wolle.
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Gutachter: Erkennbare Defizite
Im Konzept-Entwurf heißt es zum Bad Laaspher Ortskern: Er „stellt sich sowohl in handelswirtschaftlicher als auch städtebaulicher Hinsicht grundsätzlich als funktionsfähig und attraktiv dar, steht aber durch Ansiedlungen im Gewerbegebiet wirtschaftlich stark unter Druck.“
Dadurch habe „insbesondere die historische Altstadt gelitten“. Sie weise „erkennbare funktionale, handelswirtschaftliche und städtebauliche Defizite auf“ – vor allem „durch eine Vielzahl von Leerständen und eine nur geringe Angebotsbreite des Einzelhandels“.
Für Bernd Petzolt, 2. Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Pro Bad Laasphe“, ist es mittlerweile „Fünf vor zwölf“, um etwas für die heruntergewirtschaftete Altstadt zu tun – ob nun mit einem neuen Netto-Discounter, über den in der Vergangenheit kontrovers diskutiert wurde, oder auch nicht. Björn Strackbein macht die fehlende Altstadt-Akzeptanz auch am maroden Straßenpflaster fest, dass gerade „für ältere Menschen lebensgefährlich“ sei.
Bürgermeister: Rat sollte zügig beschließen
Bad Laasphes Bürgermeister Dirk Terlinden geht es darum, mit Hilfe des aktualisierten Konzeptes ausreichend Nahversorgung herzustellen, die für die Menschen zu Fuß erreichbar sei. Leider gebe es im Rathaus seit nunmehr zwei Jahren keinen Stadtplaner, der sich um die Umsetzung kümmern könne.
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Außerdem machte Terlinden in der Diskussion deutlich, dass das Konzept ja noch keine beschlossene Sache sei, sondern jetzt erst einmal als Entwurf unter anderem der interessierten Öffentlichkeit, den Nachbarkommunen und den Trägern öffentlicher Belange zugänglich gemacht werden solle – für deren Anregungen und Stellungnahmen. Gleichwohl müsse ein zügiger Ratsbeschluss her, findet der Bürgermeister – „sonst haben wir ein Entwicklungsproblem“. Mit einer Gegenstimme von Werner Oder votierte der Ausschuss am Ende mit breiter Mehrheit dafür, zunächst Anregungen und Bedenken zum Entwurf zu sammeln.