Erndtebrück/Düsseldorf. Die Kritik beim Bürger-Dialog mit den Projektierern war vielfältig – angefangen bei der Furcht vor der wuchtigen Optik und Akustik der Windräder.
Einen Windpark mit insgesamt zwölf Windrädern in den Gebieten Alte Schlag, Zinse und Zinser Rücken bauen – das möchte 2027 die Düsseldorfer Firma Statkraft. Bereits jetzt, in einer frühen Phase der Planung, haben sich die Verantwortlichen des Projekts in einem Bürgerdialog den Fragen der Erndtebrückerinnen und Erndtebrücker gestellt. Und die äußerten nach der Präsentation der ersten Details zum Projekt im Vereinsheim des Schießvereins Erndtebrück zum Teil arge Bedenken.
Zum Beispiel wegen des Abstandes zur Wohnbebauung. Hier fürchtet ein Bürger, der nahe der Hachenberg-Kaserne wohnt, nicht nur die wuchtige Optik der geplanten Windräder mit etwa 175 Metern Nabenhöhe, sondern auch mögliche Geräusche. Das kenne er aus Fischelbach. Die derzeit üblichen Abstände von mindestens 1000 Meter seien für alle bis auf ein Windrad gewährleistet, die Schall-Belastung werde noch „durchgerechnet“, so Projektmanager Thorsten Müller. Auch die Kartierung zum Thema Vogelschutz sei angelaufen. Und die Standorte der einzelnen Anlagen seien so gewählt, dass sie nicht in naturgeschützte Gebiete ragten.
Politik greift Anregungen auf
Ob denn in ein paar Jahren mit noch größeren Windrädern zu rechnen sei, wollte ein Zuhörer wissen. Es lasse sich heute nicht abschätzen, ob gerade große Anlagen dann noch gebraucht würden, so Müller – auf jeden Fall aber bessere. Profitiere denn die Gemeinde Erndtebrück wenigstens von Gewerbesteuern aus den Erlösen des Windrad-Betriebs? So etwas zu versprechen, wäre „nicht seriös“, meinte Müller – es wäre bei einem Besitzerwechsel jedoch denkbar.
Ebenfalls eine Aufreger-Frage aus dem Publikum: Wer zahlt denn, wenn durch Bauteile-Transporte zu den Windrad-Baustellen Wege und Straßen kaputtgehen? Hier werde man zum einen bei den Anlieferungen möglichst vorsichtig agieren und Schäden natürlich „entsprechend kompensieren“, so Müller.
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Bürger-Beteiligung am Betrieb nicht ganz billig
Eine Beteiligung der Bürger am Betrieb der Windräder würde deren Akzeptanz sicherlich erhöhen, zeigte sich ein Zuhörer überzeugt. Allerdings sei das „ein dickes Brett“, warnte Statkraft-Deutschland-Chef Stefan-Jörg Göbel: Immerhin koste so ein einzelnes Windrad rund acht Millionen Euro.
Wie viele Anlagen rund um Erndtebrück denn noch kommen sollen, wollte ein Bewohner von Bürgermeister Henning Gronau wissen, der ebenfalls im Publikum saß. Er verwies auf mehrere Windkraft-Projekte in der Umgebung – und auf ein Votum der Erndtebrücker Politik, mit den potenziellen Projektierern jeweils möglichst früh ins Gespräch zu kommen – wie beim Bürgerdialog von Statkraft. Die Anregungen der Bürger wiederum nehme die Politik für die weitere Diskussion zum Thema gerne auf.
Aus dem Publikum meldete sich auch ein Vorstandsmitglied der Waldgenossenschaft, die gerne selbst Flächen für die Windräder zur Verfügung gestellt hätte – doch die lägen leider in Bereichen, in denen man mit den Interessen der Bundeswehr am Standort Erndtebrück kollidieren würde. Statkraft sei im Rahmen des Genehmigungsverfahrens natürlich auch mit der Bundeswehr im Gespräch, so Projektmanager Müller, um mit seinem Projekt zum Beispiel nicht der Radarstellung auf dem Ebschloh ins Gehege zu kommen.
Die Gebiete: Alte Schlag, Zinse und Zinser Rücken
Der von Statkraft geplante Windpark in den Gebieten Alte Schlag, Zinse und Zinser Rücken kommt mit einem intensiven Wiederaufforstungsprogramm. Das gab das Unternehmen Anfang Mai bekannt. Forstbesitzer Prinz Otto-Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg erläuterte nun bei einer Bürgerinformationsveranstaltung wie die Aufforstung der massiven Kalamitätsflächen im Windparkgebiet erfolgen soll. Statkraft wird das Programm im Rahmen seiner Kompensationsmaßnahmen für den Windpark unterstützen – das geht jetzt aus einer Pressemitteilung des Unternehmens hervor.
Die vollständige Wiederaufforstung im Windparkgebiet werde mithilfe der Pachteinnahmen für zwölf Windenergieanlagen möglich. Auf insgesamt 180 Hektar durch Trockenheit und Borkenkäferbefall geschädigten ehemaligen Fichtenwaldflächen solle ein ökologisch hochwertiger Mischwald entstehen – vorrangig aus Douglasien, Ahorn und Erle. Darüber hinaus sollen Lärchen gepflanzt werden und Fichten über Naturverjüngung nachwachsen.
„Ziel ist ein klimaresistenter, CO2-speichernder Mischwald für die kommenden Generationen“, wird zu Wittgenstein in der Mitteilung zitiert, der das Aufforstungskonzept bereits in seinem Forstgebiet testet. Die Auswahl der Baumarten solle auch eine Verbesserung der Bodenqualität und eine abwechslungsreiche Bodenstreu mit Laub und unterschiedlichen Nadeln ermöglichen.
„Dieses Ziel wird Statkraft im Rahmen seiner freiwilligen Ausgleichsmaßnahmen für den Windpark unterstützen. Das Unternehmen kompensiert sowohl die dauerhaft als auch die zeitweise für die Bauphase genutzten Flächen. Bei der Entscheidung über Wald- bzw. Naturraumentwicklungsmaßnahmen, die vor Ort realisiert werden können, möchte Statkraft auch Vorschläge seitens der Bürgerinnen und Bürger mit einbeziehen“, geht es aus der Pressemitteilung hervor.
„Gemeinsam mit dem Landeigentümer bringen wir ein Windparkkonzept auf den Weg, das eindrucksvoll zeigt, wie erneuerbare Energie sowohl Klima- und Umweltschutz als auch umfangreiche Gemeinde- und Bürgerbeteiligung miteinander verbinden kann“, wird Thorsten Müller, Projektleiter des Windparks, zitiert.
Priorisierung der ortsnahen und sichtbaren Bereiche
Jedes Jahr sollen demnach ca. 30 Hektar aufgeforstet werden. In den ersten zwei Jahren stehen die aus den Ortsteilen Erndtebrück und Zinse sichtbaren bzw. nahegelegenen Flächen sowie das Wasserschutzgebiet nördlich von Zinse im Vordergrund. In den Jahren drei bis sechs ist die Aufforstung des Bereichs Zinser Rücken, von Wandergebieten und entlang der Verbindungsstraße zwischen Erndtebrück und Zinse geplant.
„Zum Zeitpunkt der Pflanzung sind die Douglasien etwa einen halben Meter hoch, die Erlen und Ahornsetzlinge bereits bis zu 70 Zentimeter. Mit rund 45 Zentimetern im Jahr wächst die Erle am schnellsten heran, der Bergahorn rund 30 Zentimeter. Douglasie, Lärche und Fichte wachsen ab dem fünften Jahr ebenfalls um jeweils 30 Zentimeter“, so Statkraft.
Um ein gleichmäßiges Wachstum zu erzielen, sollen abwechselnd je drei Reihen Nadelholz und zwei Reihen Laubholz gepflanzt werden. So wird auch dann ein geschlossener Waldbestand gewährleistet, wenn bestimmte Baumarten aufgrund weiterer ungünstiger Klimaveränderungen in ihrem Wachstum gehemmt werden. Erste Pilot-Aufforstungsflächen können bereits im Bereich Alte Schlag westlich der Erndtebrücker Kaserne besichtigt und verfolgt werden.