Erndtebrück. Bis zu 12 Windkraftanlagen sollen ausschließlich auf Kalamitätsflächen entstehen und Mittel für ein umfassendes Renaturierungsprojekt liefern.
Statkraft, Europas größter Erzeuger erneuerbarer Energien, plant den Bau des Windparks Erndtebrück mit bis zu 12 Windenergieanlagen. Das geht jetzt aus einer Pressemitteilung von Statkraft hervor. Die Anlagen sollen bis zu 53.000 Haushalte in Deutschland mit Grünstrom versorgen und damit helfen, jährlich rund 160.000 Tonnen CO2 einzusparen. Dies entspricht rund 640 Mio. gefahrenen PKW-Kilometern. Baubeginn und Inbetriebnahme des Windparks sind aktuell für das Jahr 2027 geplant. Mithilfe der Pachteinnahmen sollen sämtliche Kalamitätsflächen im Windpark-Plangebiet wiederaufgeforstet werden.
Die Flächen für die Windkraftanlagen wurden bereits vertraglich gesichert. Der Windpark soll auf forstwirtschaftlich genutztem Gebiet in den Bereichen Zinse, Zinser Rücken und Alte Schlag entstehen. Weite Teile des Forstgebiets wurden vor allem in den vergangenen vier Jahren immer stärker durch Trockenheit und Borkenkäferbefall geschädigt. Größere Flächen sind komplett baumfrei. Der gesamte Windpark wird auf diesen Kalamitätsflächen geplant.
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Im April 2022 hatte die Gemeinde Erndtebrück sich per Grundsatzbeschluss für den verstärkten Ausbau von Windenergie vor Ort ausgesprochen. „Windparks im Forst werden einen erheblichen Beitrag zur Energiewende in Deutschland leisten“, sagt Thorsten Müller, Projektmanager Wind & Solar bei Statkraft. „In Erndtebrück haben wir gute Voraussetzungen für einen leistungsstarken Energiepark, mit dem wir nicht nur die Klimaschutzziele unterstützen, sondern auch Wertschöpfung für Gemeinde und BürgerInnen ermöglichen.“
Vollständige Wiederaufforstung im Plangebiet
Mit dem Windpark Erndtebrück bringt Forstbesitzer Prinz Otto-Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg ein umfassendes Wiederaufforstungsprogramm für die Region auf den Weg. „Ich möchte auf meinen Flächen Grünstrom erzeugen und damit einen Beitrag zur Energiewende leisten. Die Pachterträge werden es mir ermöglichen, die Kalamitätsflächen mit verschiedenen Baumarten in Gänze wieder aufzuforsten. Das Ziel soll ein klimaresistenter, CO2-speichernder Mischwald für die kommenden Generationen sein.“ Auf ersten Versuchsflächen wird bereits ein Wiederaufforstungskonzept mit Douglasien, Ahorn und Erlen geprüft.
Dieses Ziel wird Statkraft im Rahmen seiner freiwilligen Ausgleichsmaßnahmen für den Windpark unterstützen. Das Unternehmen kompensiert sowohl die dauerhaft als auch die zeitweise für die Bauphase genutzten Flächen. Bei der Entscheidung über Wald- bzw. Naturraumentwicklungsmaßnahmen ist Statkraft offen für weitere Vorschläge der BürgerInnen.
Technische Detailplanungen sowie arten- und umweltschutzrechtliche Untersuchungen laufen
Im März wurde mit den für 12 Monate angesetzten Windmessungen an den Standorten Zinse und Alte Schlag begonnen. Auf Basis der Ergebnisse und weiterer Machbarkeitsstudien erfolgt die Planung des Windparklayouts und der genauen Anlagenstandorte. Diese werden auch mit der Unteren Naturschutzbehörde und dem Forstamt mit dem Ziel abgestimmt, einen leistungsstarken Windpark mit möglichst geringen Umweltauswirkungen zu entwickeln.
Im ersten Quartal starteten darüber hinaus die Kartierungen von windkraftsensiblen Vogelarten und Fledermäusen am Standort Zinse. Diese werden vom Büro für Landschaftsplanung Bertram Mestermann durchgeführt und laufen bis etwa Ende des Jahres 2023. Sie sind Bestandteil der Umweltverträglichkeitsprüfung, die für das gesamte Gebiet durchgeführt wird.
Beteiligungsmodelle und Bürgerdialog
Bei seinen Windprojekten schöpft Statkraft grundsätzlich die Möglichkeiten aus, die sich aus dem EEG ergeben und bietet an, die Anrainergemeinden mit je 0,2 Cent pro Kilowattstunde eingespeistem Strom an den Erträgen zu beteiligen. Darüber hinaus ist geplant, dass BürgerInnen den Windpark mit Nachrangdarlehen mitfinanzieren und dafür feste Zinserträge erhalten können. Ebenfalls soll die Möglichkeit bestehen, eine oder mehrere Anlagen von Statkraft zu erwerben und im Rahmen einer Bürgerenergiegenossenschaft selbst zu betreiben.
Statkraft veranstaltet am 5. Juni 2023 ab 19 Uhr im Vereinsheim des Schießvereins Erndtebrück einen Bürgerdialog vor Ort und wird über den aktuellen Stand des Projektes berichten. Dabei soll es auch um die Beteiligungsmodelle, erste Ergebnisse der Umwelt- und Artenschutzgutachten sowie Details zum Aufforstungskonzept für den Windpark gehen. Zur Veranstaltung sind alle Erndtebrücker und interessierte BürgerInnen aus angrenzenden Ortsteilen herzlich eingeladen. Anwohner werden über Postwurfsendung gesondert informiert.