Bad Berleburg. Feuerwehr-Chef Klaus Langenberg erklärt bei der Jahresdienstversammlung im Bürgerhaus, wo die Probleme liegen – aber auch die guten Chancen.
Die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr – sie kann kaum genug Wertschätzung erfahren. Nicht nur Löschen, Bergen, Schützen, Retten, sondern auch sich von Aktivisten mit Feuerwerk beschießen lassen, sogar Gewalt erfahren – Kreisbrandmeister Bernd Schneider findet bei der Jahresdienstversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Berleburg im Bürgerhaus am Markt deutliche Worte für das, mit dem Einsatzkräfte selbst in Siegen-Wittgenstein konfrontiert sind.
Herausforderungen und Chancen
Gewürdigt mit großem Applaus hunderter Kameradinnen und Kameraden spricht Schneider die Herausforderungen an, die auch die Berleburger Feuerwehr in den kommenden Jahren beschäftigen wird: „Begriffe wie Zivilschutz und Energiemangellage stehen seit dem Krieg in der Ukraine und seit Jahrzehnten erstmals wieder auf der Agenda“. Positiv jedoch merkt er die pandemiebedingten Chancen an, die sich die Feuerwehren zunutze gemacht habe: „Wir gehen neue Wege in der Ausbildung. Die Theorie-Vermittlung online funktioniert hervorragend. Aber auch hier ist weitere Bereitschaft gefordert.“ Für die Stadt Bad Berleburg hebt Bürgermeister Bernd Fuhrmann hervor: „Alle Kameradinnen und Kameraden leisten Großartiges. Umso mehr freue ich mich, dass es der Feuerwehr personell so gut geht wie noch nie.“
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Steigende Mitglieder-Zahlen
Als Leiter der Feuerwehr gibt Klaus Langenberg im Jahresbericht einen kurzen Überblick. Schon bald hoffe man, das 800. Mitglied begrüßen zu dürfen. Derzeit 783 Mitglieder zählend – ein Plus von 22 Mitgliedern gegenüber 2021 – bewegt sich die Berleburger Feuerwehr auf einem guten Niveau mit 477 Mitgliedern in der Einsatzabteilung.
Kommunikation mit der Stadt
Als eigene Abteilung wird der Brand- und Bevölkerungsschutz unter der Leitung von Peter Mengel im städtischen Fachbereich Planen, Bauen, Wohnen ab sofort eine wichtige Rolle in der Kommunikation zwischen Feuerwehr und Stadtverwaltung sein. Die zentrale Bedeutung des Bevölkerungsschutzes wird die Stadt weiter mit Investitionen unterstützen: „Die Baugenehmigung für das Feuerwehrgerätehaus Alertshausen liegt vor, die Bauanträge für die Gerätehäuser in Raumland und Berghausen sind eingereicht“, berichtet Klaus Langenberg. In Wunderthausen und Weidenhausen seien die An- und Umbauarbeiten auf der Zielgraden.
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Hoher Investitionsbedarf
Dennoch: Bei vielen Gerätehäusern ist der Investitionsbedarf hoch, die Technik veraltet, Räume werden zu eng. Eine Verjüngung der Fahrzeuge steht weiter auf der Agenda. So konnten bei den Löschgruppen Weidenhausen und Dotzlar jeweils ein Mittleres Löschfahrzeug in Dienst gestellt werden sowie drei weitere Mannschaftsfahrzeuge für den Löschzug I, die Kinderfeuerwehr und die Löschgruppe Alertshausen. Seit kurzem freut sich die Löschgruppe Sassenhausen über ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug, zwei weitere Fahrzeuge befinden sich derzeit im Beschaffungsprozess, vier weitere in Planung.
Dank an die Gerätewarte
Langenberg bedankt sich bei jenen Kameradinnen und Kameraden, die Fahrzeuge und Ausrüstung stets in einem hervorragenden Zustand halten: „Das dies in einer so großen Wehr noch so funktioniert, ist erstaunlich, lange nicht mehr selbstverständlich und in vergleichbaren Wehren nur noch durch hauptamtliche Gerätewarte leistbar.“
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Steigende Einsatz-Zahlen
Eine signifikante Steigerung verzeichnet die Feuerwehr bei den Einsätzen: Mit einem Plus von 76 Prozent gegenüber 2021 wurden am Jahresende 352 Einsätze gezählt. Auch hier zeigen sich laut Langenberg deutliche Trends. Neben Technischen Hilfeleistungen hätten vor allem die Sturmschäden signifikant zugekommen. „Sorgen bereiteten uns im Jahr 2022 einmal mehr die Brandmeldeanlagen-Einsätze.“ Alleine 45 Einsätze gehen auf dieses Konto, denn die Anlagen unterscheiden nicht zwischen echtem Brand, menschlichem oder technischem Fehlverhalten. Langenberg appelliert insbesondere an Arbeitgeber, beim Umgang mit Brandmeldeanlagen zu sensibilisieren.
Gute Zusammenarbeit mit Polizei
Positiv ist in Bad Berleburg einmal mehr die Zusammenarbeit mit Rettungsdiensten, der Polizei und dem THW hervorzuheben. Martin Kroh, Leiter der Bad Berleburger Polizeiwache und selbst einmal als Brandermittler aktiv gewesen, dankt den Kameradinnen und Kameraden: „Polizei und die Freiwillige Feuerwehr gehören zueinander und sind in Gefahrensituationen darauf angewiesen zusammenzuarbeiten. Freiwillige Feuerwehr ist kein Hobby, sondern eine Berufung. Euch reicht der ehrliche Dank des Bürgers zum Weitermachen aus.“
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Feuerwehrärzte unterstützen
Für Klaus Langenberg sowie seine Stellvertreter Matthias Limper und Jens Schmitt bot sich die Gelegenheit, zwei besondere Unterstützer in Gefahren-Situationen vorzustellen: Mit Dr. Karim Bou-Nassif und Dr. Lars Pietschmann hat die Freiwillige Feuerwehr nun wieder zwei Feuerwehrärzte an der Hand, die als Fachberater Feuerwehrleute zu Einsätzen begleiten und Fortbildungen organisieren.
Ausbildung läuft weiter
Ein besonderes Gut für die Feuerwehr war 2022 wieder der Aspekt Ausbildung. Sowohl auf kommunaler als auch auf Kreisebene konnten unter anderem wieder Maschinisten, Truppführer und Ersthelfer ausgebildet werden – 26 Kameradinnen und Kameraden besuchten Seminare am Institut der Feuerwehr NRW (IDF) und beim Verband der Feuerwehren (VDF) in NRW.
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Beförderungen und Bestellungen
Bei der ersten Jahresdienstversammlung seit dem Beginn der Pandemie konnten endlich wieder Kameradinnen und Kameraden befördert und bestellt werden. 14 Beförderungen zum Unterbrandmeister oder zur Unterbrandmeisterin, sieben Beförderungen zum Brandmeister oder zur Brandmeisterin sowie fünf zum Oberbrandmeister Beförderte ergänzen nun die Einsatzabteilung. Steven Gaß, Marc Bänfer, Christian Hippenstiel, Thomas Sperschneider sowie Henning Greber wurde zum Hauptbrandmeister befördert. Drei neue Brandinspektoren hat die Freiwillige Feuerwehr Bad Berleburg jetzt mit Nick Eggert, Christian Müsse und Matthias Bußweiler. Phillip Kloos wurde zum Brandoberinspektor befördert.
So wertvoll die Arbeit der Feuerwehr auch ist: Wertvoller ist jede Minute, in der die Feuerwehr nicht alarmiert werden muss und Kameradinnen und Kameraden sich in Gefahr begeben. Daher appelliert Kreisbrandmeister Bernd Schneider: „Macht Werbung für Brandwarnmelder und sorgt dafür, dass diese funktionieren.“