Bad Berleburg. In Christianseck stehen Investoren in den Startlöchern, aber die Stadt ist noch nicht so weit. So wächst der Druck auf Politik und Verwaltung.

„Wir sollten der Musik nicht hinterherlaufen“, formuliert es Susanne Bald ganz salopp. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Bad Berleburg will den Ausbau Erneuerbarer Energien vorantreiben. Sie hat dabei vor allem Freiflächenphotovoltaik, Solarthermie und eine kommunale Wärmeplanung vor Augen. Bei zwei Grundstückseigentümern in Christianseck rennt Susanne Bald damit offene Türen ein. Dort gibt es Investoren mit sehr konkreten Plänen für eine mehrere Hektar große Freiflächen-Photovoltaik-Anlage, berichte Ortsvorsteher Martin Henk. Er hatte in der letzten Bauausschusssitzung nachgehakt, wie es mit Planungsrecht aussehe und war vom Dezernenten Christoph Koch darauf verweisen worden, dass es an diesen Stellen bislang keine Privilegierung für die Photovoltaik gebe. Und unterm Strich hatte Tobias Feige vom Fachbereich Stadtentwicklung auch durchblicken lassen, dass die Verwaltung aktuell nicht genügend Personal dafür habe.

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„Das Ganze ist sehr unbefriedigend. Uns fehlt einfach die Richtschnur“, moniert Henk, der aber auch sieht, dass der politische Druck auf die Verwaltung durch Grundbesitzer und Investoren wächst. „Die wollen jetzt einfach wissen, ob sie planen dürfen.“ Anders als in Puderbach ist in Christianseck aktuell auch kein Gegenwind aus der Bevölkerung zu erwarten. „Die Grundbesitzer haben die Investoren angesprochen. Die wollen mit ihren Flächen Geld verdienen“, erläutert Henk und verweist darauf, dass man jetzt die Chance habe, das Ganze zu regeln – auch und gerade in Bezug auf Brachflächen oder Waldstücke, die vom Borkenkäfer befallen waren.

Martin Henk: Politik muss mitziehen

Henk weiß aber auch, dass die Politik mitziehen muss: „Wenn man der Verwaltung Aufträge erteilt, muss das Personal dafür da sein. Und das kostet Geld – in einem Haushalt, der auf Kante genäht ist.“ In die gleiche Richtung denkt Susanne Bald von den Grünen. Sie schreibt: Der beschleunigte Ausbau Erneuerbarer Energien ist die zwingende Voraussetzung zur Erreichung der nordrhein-westfälischen Klimaschutzziele, gleichzeitig aber auch zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes NRW und zur Sicherstellung von Energiesouveränität und Versorgungssicherheit in Deutschland. Die Bundesregierung hat im EEG 2023 das Ziel verankert, die installierte Leistung der Photovoltaik bis 2030 bundesweit auf 215 Gigawatt auszubauen, hälftig verteilt auf Dach- und Freiflächenanlagen. In NRW entfallen bisher nur etwa fünf Prozent der installierten Photovoltaik-Leistung auf Freiflächenanlagen. Um sowohl die Bundes- als auch die Landesziele zu erreichen, bedarf es daher eines beschleunigten Ausbaus von Freiflächen-Solarenergieanlagen in Nordrhein-Westfalen.“

Kommunale Wärmeplanung nötig

Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen

Von der Bad Berleburger Stadtverwaltung möchte Susanne Bald für ihre Grünen-Fraktion in der nächsten Plenarwoche deshalb Antworten auf drei Fragen:

1. Welche Vorgehensweise plant die Stadt Bad Berleburg diesbezüglich? Wird eher ein erneutes FNP-Verfahren angestrebt (sachlicher Teilflächennutzungsplan Solarenergie) oder die Erstellung einer Satzung zum Kriterien gestützten Umgang mit Solar-Freiflächenanlagen?

2. Soll die zeitnah geplante Kommunale Wärmeplanung mit einbezogen werden?

3. Wird eine interkommunale Zusammenarbeit gesucht – etwa unter dem Dach des Interkommunalen Zweckverbandes Region Wittgenstein – zur Erstellung eines gemeinsamen Energiekonzeptes?

Für Bald geht es beim Ausbau Erneuerbarer Energien aber eben nicht nur um Windkraft oder Freiflächenphotovoltaik, sondern auch um Solarthermie und eine kommunale Wärmeplanung. Letzteres ist sehr aufwendig, könne aber zukünftig sehr hilfreich sein. Dafür aber müssten alle Gebäude mit ihrem energetischen Zustand, beispielsweise der Dämmung und der Energieversorgung erfasst werden. Hintergrund ist, dass man bei Austausch von fossilen Energieträgern wie Gas und Öl auf Wärmepumpen oder aber Solarthermie und andere umweltfreundliche Verfahren wechseln könnte. Speziell in Ortskernen oder Ballungsräumen setzt Bald da auf die Idee eines Wärmenetzes. „Wärmepumpen sind dafür zu laut“, sagt sie. Beispiele für Nahwärmenetze gibt es aktuell in der Bad Laaspher Altstadt. Dort wird Wärme allerdings mit Erdgas erzeugt. In Bad Berleburg gibt es ein Nahwärmenetz auf dem Stöppel. Dort werden das Schulzentrum sowie Freibad und Turnhalle gemeinsam mit einem Holzhackschnitzel beheizt. In Aue-Wingeshausen gibt es aktuell private Investoren rund um Enrico Beuter, die in den drei Ortsteilen Aue, Wingeshausen und Müsse ein mit Holzhackschnitzeln betriebenes Nahwärmenetz errichten wollen.