Bad Berleburg. Für manche Besucher ist sie ein Paradiesvogel. Aber Gina Pantaleonie erklärt, warum ein Brautmodengeschäft auf eine Immobilienmesse gehört.

Es summte und brummte fleißig wie in einem Bienenstock. Die Immobilienmesse der Sparkasse Wittgenstein zog am Samstag sehr viele Menschen an. Und die trotzen den nicht gerade idealen Rahmenbedingungen. Steigenden Lebenshaltungskosten, steigenden Kreditzinsen dämpfen die Konjunktur. Das Bild, dass die Messe in Bad Berleburg zeigt, weicht davon aber auch ab.

Aussteller und Besucher

Der Girkhäuser Malermeister Bernd Beuter ist zufrieden und kann Aufträge schreiben: „Die Messe ist besser besucht als 2022. Damals hatten viele noch Corona im Hinterkopf“, vermutet er. Sicherlich gebe es jetzt anderer Herausforderungen bei den Kunden: „Das Geld ist da, aber viele halten sich wegen der Ungewissheit zurück“, sagt der Handwerker.

Brigitte Müseler und ihr Lebensgefährte in formieren sich am Stand des Girkhäuser Malermeisters Bernd Beuter über Wandgestaltungen. 
Brigitte Müseler und ihr Lebensgefährte in formieren sich am Stand des Girkhäuser Malermeisters Bernd Beuter über Wandgestaltungen.  © WP | Lars-Peter Dickel

Brigitte Müseler aus Bad Berleburg und ihr Lebensgefährte informieren sich bei Beuter über Wandgestaltungen. Während er Details bespricht, beantwortet sie unsere Fragen: „Ich bin zum ersten Mal auf dieser Messe. Ich finde das hochinteressant und man kann hier direkt Angebote einholen“, sagt sie.

Axel Ludwig von Zimmermannhaus aus Schmallenberg ist zum zweiten Mal auf der Messe vertreten. Er berichtet vom Trend, sich für das Alter von großen Immobilien zu trennen und neu, barrierefrei und altersgerecht zu bauen.  
Axel Ludwig von Zimmermannhaus aus Schmallenberg ist zum zweiten Mal auf der Messe vertreten. Er berichtet vom Trend, sich für das Alter von großen Immobilien zu trennen und neu, barrierefrei und altersgerecht zu bauen.   © WP | Lars-Peter Dickel

Ein paar Meter weiter informiert Axel Ludwig von Zimmermann Haus aus Schmallenberg potenzielle Hausbauer. „Ich bin zum zweiten Mal hier und erneut begeistert: Diese Messe ist klein familiär und ich bin heute sehr positiv überrascht“, berichtet Ludwig von guten Gesprächen mit Kunden. Er beschreibt eine Entwicklung aus dem Sauerland. Dort werden die großen Häuser verlauft, wenn die Kinder aus dem Haus sind. „Dann bauen die Kunden altersgerecht und barrierefreie Bungalows“, erläutert Ludwig. Die steigenden Kreditzinsen spielte dabei weniger eine Rolle, weil das Kapital aus dem Hausverkauf reinvestiert werden könne.

Sanierung und Modernisierung

Ein großes Thema neben den Neubauten ist auch die Energetische Sanierung. „Es läuft sehr gut“, sagt der Wingeshäuser Sebastian Fischer. Er bietet Gebäude-Thermografien an. Mit Wärmebildkameras und entsprechenden Drohnen macht er sich auf die Suche nach Schwachstellen in der Wärmedämmung feststellen. Klassische Elemente für eine Modernisierung einer Bestandsimmobilie sind auch Fenster und Türen. Die bietet unter anderem der Arfelder Schreinermeister Andreas Zoll an, der Stammgast auf der Messe ist: „Es läuft gut. Es gibt immer ein paar Kunden, die etwas Konkretes wollen“, berichtet er und muss schon wieder ins nächste Beratungsgespräch.

Brautmoden

Neu im Ausstellerkreis ist Gina Pantaleonie mit ihrem Brautmodengeschäft in Berghausen. „Ich bin so etwas wie der Paradiesvogel hier“, lacht die Unternehmerin. Aber ganz abwegig ist die Beziehung von Heiraten und Immobilienmesse dann eben doch nicht: Viele meiner Kunden heiraten, bevor sie Verträge für einen Hauskauf oder -bau unterschreiben“, berichtet die Berghäuserin. Darüber hinaus nutzt die Geschäftsfrau die Chance mit dem Klischee aufzuräumen, dass man nur ganz in weiß heiratet und dann die Kleider im Schrank verschwinden. „Wir zeigen auch, was man aus diesen Kleidern machen kann: Mix an match ist das Stichwort.“ So werden aus Brautkleid-Elementen festliche Abendkleider. „Das ist auch nachhaltig“, sagt Pantaleonie und weil sie weiß, dass Heiraten und Hausbau zusammen auch Geld kosten bietet sie den Wiederverkauf von getragenen Kleiderträumen an.

Für Gina Pantaleonie ist es eine Premiere auf der Immobilienmesse. Aber ihr Brautmodengeschäft passt ins Angebot:
Für Gina Pantaleonie ist es eine Premiere auf der Immobilienmesse. Aber ihr Brautmodengeschäft passt ins Angebot: "Viele meiner Kunden heiraten, bevor sie Verträge für einen Hauskauf oder -bau unterschreiben", berichtet die Berghäuserin. © WP | Lars-Peter Dickel

Häuser kaufen, modernisieren oder neu bauen, Gärten gestalten oder der Umstieg auf andere Heiztechnik und Photovoltaik. All diese Themen gehörten zur Immobilienmesse 2023, die schon am Nachmittag von vielen Aussteller aber auch Besuchern als erfolgreich und informativ gesehen wurde.

Fazit der Organisatoren

„Die Menschen sehnen sich nach einer Perspektive und viele kommen auch ganz gezielt für Fachgespräche hier her“, ist auch Sparkassen-Vorstand Axel Theuer begeistert. Das man nach der noch recht improvisierten Messe nach der Corona-Pandemie im April vergangenen Jahres jetzt wieder auf den Februar-Termin zurück gegangen sei, zahle sich aus. Schon mit Öffnung der Türen am Morgen zog sich ein kontinuierlicher Besucherstrom über die beiden Etagen der Hauptgeschäftsstelle. Sebastian Limper vom Sparkassen-Immobiliencenter als Mitveranstalter lächelt: „Wir haben 20 Aussteller mehr als im vergangene Jahr. Und man merkt das Interesse der Menschen“, sagt Limper. Ein Faktor sei sicher auch, dass die Pandemie nun überwunden sei und „die Menschen wieder näher zueinanderfinden und sich ohne Maske unterhalten können“. Auch Mitorganisator Holger Saßmannshausen ist zufrieden mit Blick auf den stetigen Zustrom der Besucher. Macht aber deutlich: „Das hier ist nicht auf Besucherrekorde angelegt, sondern auf ein Fachpublikum und lokale Wirtschaftsförderung.“ Das schätzen auch die Aussteller: „Viel sind Wiederholungstäter.“