Bad Berleburg. Wieder Ärger mit dem Dualen System. Gelben Tonnen bleiben in Wittgenstein oft ungeleert. Bürger sind sauer. Der Entsorger erklärt sein Problem.

Dirk Tönges aus Girkhausen ist auf Hundertachtzig. Am Freitag steht er wieder vor den vollen gelben Tonnen an seinem Haus in der Schmelzhütte und ärgert sich über die Unzuverlässigkeit von PreZero. Das Entsorgungsunternehmen ist im Auftrag des Dualen Systems mit der Leerung der Tonnen beauftragt. Inzwischen aber häufen sich die Ausfälle – nicht nur in Bad Berleburg, sondern im gesamten Kreisgebiet.

„Eigentlich hat das noch nie geklappt“, berichtet Tönges. „Im Herbst hatten wir hier wieder sechs Wochen lang keine Leerung. Das ist ärgerlich hoch drei“, sagt der Girkhäuser. Bei ihm kommt noch hinzu, dass die Schmelzhütte ein bisschen außerhalb des Ortes in Richtung Hoheleye liegt. Offenbar fehlt den Fahrer die Ortskenntnis, speziell wenn wegen der vielen Krankheitsausfälle immer wieder anderes Personal in den Lastwagen sitzt. Für Verschiebenungen hatte Tönges anfangs noch Verständnis, doch weil sein Haus immer wieder ausgelassen wird, ist seine Geduld am Ende. „Ich verstehe das nicht, weil es mit anderen Entsorgungsunternehmen funktioniert. Lobbe lehrt hier den Restmüll und die Papiertonne. Da gibt es keine Probleme“, sagt er.

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Tönges hat bereits den Ortsvorsteher Timo Florin kontaktiert und auch mit der Stadt Bad Berleburg und PreZero hat er telefoniert. Während sich der Ortsvorsteher und auch die Stadt kümmern, ist er vor allem vom Entsorger massiv enttäuscht. „Da verweisen die in Dillenburg auf Herborn und Herborn sagt, sie seien nicht zuständig“, berichtet Tönges von seinen direkten Gesprächen.

Das sagt das Unternehmen

Auf Anfrage der Redaktion äußert sich das Unternehmen so: „Die Personalsituation beim Umweltdienstleister PreZero ist weiterhin sehr angespannt. Wie in vielen anderen Logistikbereichen, ist auch in der Kreislaufwirtschaft ein Fahrermangel feststellbar: In bestimmten Bereichen fallen derzeit aus ganz unterschiedlichen Gründen bis zu 50 Prozent der Stammfahrer aus. Diese sind nicht einfach zu ersetzen, da die Bedienung der Sammelfahrzeuge spezielle Kenntnisse voraussetzt. Ersatzfahrer aus anderen Niederlassungen werden zwar intensiv geschult, verfügen aber zu Beginn nicht immer über die erforderlichen Ortskenntnisse“, schreibt das Unternehmen. Die Disponenten arbeiteten täglich unter Hochdruck, um im Kreis Siegen-Wittgenstein möglichst viele der geplanten Sammeltouren in der gewohnten Qualität durchzuführen. Sollten dennoch Behälter ungeleert bleiben oder Sammeltouren ausfallen, seien die Bürgerinnen und Bürger gebeten, die Tonnen an der Straße stehenzulassen. „Die Teams auf den Sammelfahrzeugen fahren ausgefallene Touren in Sonderschichten innerhalb von zwei Tagen nach“, betont Sabrina Heppner, Niederlassungsleiterin an den PreZero Standorten in Dillenburg und Siegen. „Gleichzeitig wird geprüft, wie die Themen langfristig und nachhaltig gelöst werden können. Das gilt auch für die Akquise neue Fahrer. Das gilt aber auch für die Optimierung der Logistik mittels hochmoderner Telematiksysteme, die den Einsatz ortsunkundiger Fahrer ermöglichen und die Sammeltouren schneller machen“, erklärt Joachim Klein, Manager Operations bei der PreZero Service Mitte-West. „Wir wissen, dass die Situation derzeit nicht optimal ist und bei den Bürgerinnen und Bürgern zu berechtigtem Unmut führt. Daher arbeiten wir unter Hochdruck und unter Ausnutzung sämtlicher Kapazitäten an Lösungen. Wenn es im Einzelfall zu Unannehmlichkeiten kommt, so bedauern wir das sehr und bitten in dieser besonderen Situation um Nachsicht“, betont Dirk Schürmann, Geschäftsführer der PreZero Service Mitte-West.

Das sagt die Stadt Bad Berleburg

Auch der Stadtverwaltung sind die Hände gebunden. Sie kann nicht einfach einen anderen Entsorger beauftragen: „Die Entsorgung bzw. Leerung der Gelben Tonne ist in Bad Berleburg – wie bundesweit – durch das Duale System geregelt. Laut den gesetzlichen Vorgaben des Bundes vergibt das Duale System, unabhängig von den Kommunen, den Auftrag zur Leerung der Gelben Tonnen in den Kommunen per Ausschreibung.“ Die Tourenplanung finde erst im Nachhinein mit dem Kommunen statt, erklärt die Abteilung Sicherheit und Ordnung im Rathaus.

„Die Stadt Bad Berleburg sucht in Fällen ausbleibender Leerung dauerhaft den Kontakt zum Unternehmen und weist darauf hin, dass die Nachleerung erfolgen muss.“ Zugleich steht die Verwaltung sowohl für ihre Bürgerinnen und Bürger als auch für das zuständige Unternehmen für Informationen rund um die Leerung zur Verfügung. „Die Verwaltung steht hier an gleicher Position wie die Bürgerinnen und Bürger: Die Stadt kann lediglich flankierend auf die Prozesse beim Entsorger einwirken.“

Direkter Draht zu PreZero

Die Bürgerinnen und Bürger – nicht nur in Bad Berleburg – können das Entsorgungsunternehmen zudem unmittelbar kontaktieren (Telefon 0800/1889966) oder wählen den Weg über die Kommune. Die Kommune befindet sich zur Thematik im regelmäßigen Austausch mit der Entsorgungsfirma.

Für Dirk Tönges ist das alles ein schwacher Trost. Er muss jetzt darauf hoffen, dass baldmöglichst wieder ein ortskundiger Fahrer auf dem Entsorgungsfahrzeug sitzt.

Die Ausfälle 2021/2022

2022 und 2021 gab es mehrfach ähnliche Meldungen über Abfuhrprobleme. Der Kreis Siegen-Wittgenstein meldete großflächig Ausfälle am 20. Dezember.

In Bad Berleburg kam es zu Ausfällen am 28. Januar 2023, 29. Oktober 2022, 26. August 2022, am 9. August 2022, 14. Juli 2022, 3. Mai 2022, sowie 26. Januar 2022, 7. November 2021, 18. Mai 2021 sowie am 16. Februar 2021.

In Bad Laasphe kam es zu Ausfällen am 27. Dezember 2022 und am 18. August 2022.

In Erndtebrück kam es zu Ausfällen am 21. Oktober 2022.