Bad Berleburg. Der Bad Berleburger Chefarzt, Lars Pietschmann, erklärt, wie selbst simple Vorsorge-Untersuchungen Leben retten und Leiden verhindern können.
Am 4. Februar ist Weltkrebstag und ein guter Tag dafür, Menschen die Angst vor der Vorsorgeuntersuchung zu nehmen. Der ärztliche Direktor der Bad Berleburger Vamed-Akutklinik Dr. Lars Pietschmann beantwortet unsere Fragen rund um Krebs, Behandlungsmethoden und die Bedeutung der Früherkennung durch Vorsorgeuntersuchungen.
Wer kann sich kostenfrei untersuchen lassen?
Dr. Lars Pietschmann: Krebsfrüherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen wie beispielsweise Abstriche vom Gebärmutterhals, Mammographie-Screenings oder Darmspiegelungen werden jeweils ab einem bestimmten Alter empfohlen und sind im Rahmen der Vorsorgeleistungen für gesetzlich krankenversicherte Patienten kostenfrei. Frauen werden beispielsweise ab einem Alter von 50 Jahren zum Mammographie-Screening eingeladen, Männer zum Beispiel ab 50 Jahren zur Darmkrebsvorsorge. Auch Gesundheits-Checkups und Impfungen sind für einen definierten Personenkreis regelmäßig möglich. Welche Altersgrenzen für die jeweiligen Maßnahmen gelten, erfahren alle Versicherten bei ihren Krankenkassen. Die Kosten für Schwangerschaftsuntersuchungen werden ebenfalls von den Krankenversicherungen übernommen.
Bei welchen Vorerkrankungen ist eine Vorsorgeuntersuchung besonders wichtig?
Die Tatsache, dass bestimmte Vorsorge- oder Früherkennungsuntersuchungen empfohlen und finanziert werden, ist an sich bereits ein Hinweis auf ihre Wichtigkeit: Der Gemeinsame Bundesausschuss legt evidenzbasiert fest, welche Vorsorgeuntersuchungen für Patienten einen nachweisbaren Nutzen mit sich bringen, etwa, weil eine Krankheit im Frühstadium erkannt und geheilt werden kann. Grundsätzlich ist es möglich, dass Menschen aufgrund ihrer Veranlagung oder wegen ihres Lebenswandels eher einen Bluthochdruck, als eine Krebserkrankung entwickeln. Da sich diese Prädisposition jedoch nicht vorherbestimmen lässt, sollten alle angebotenen Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen werden – selbst, wenn sie manchmal unangenehm sind.
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Welche Untersuchungsmöglichkeiten/Methoden bietet Vamed in der Klinik bzw. dem MVZ an – und was auch nicht?
Als Krankenhaus stehen wir beim Thema Prävention eher am Ende der Behandlungskette als an ihrem Anfang. Präventionsarbeit wird hauptsächlich in den Praxen der Hausärzte, der niedergelassenen Fachärzte oder in den MVZs geleistet. Aus diesem Grund empfehlen wir, alle Vorsorgemaßnahmen in enger Abstimmung mit dem Hausarzt zu planen – er kann oft sehr gut einschätzen, wo für den einzelnen die größten individuellen Gesundheitsrisiken liegen und welche Vorsorgemaßnahmen bevorzugt wahrgenommen werden sollten. Im MVZ Bad Berleburg bieten wir alle gängigen Krebsfrüherkennungsuntersuchungen an, die die weiblichen Geschlechtsorgane betreffen und begleiten werdende Mütter vor und während der Geburt. Auch Untersuchungen des Magen-Darm-Traktes, Check-ups, Impfungen und Hautkrebsscreenings sind in den jeweiligen Fachbereichen möglich.
Was passiert bei so einer Untersuchung?
Das ist ganz unterschiedlich: Es gibt Vorsorgemaßnahmen, bei denen nur eine äußere Betrachtung des Körpers erforderlich ist, während andere Untersuchungen das Abnehmen von Blut oder die Untersuchung mit einem Endoskop oder dem Ultraschallgerät erfordern.
Welche Auswirkungen kann die Früherkennung auf den Behandlungsverlauf und -erfolg haben?
Man kann es auf eine einfache Formel herunterbrechen: Je früher eine schwere Krankheit erkannt wird, desto größer sind die Heilungs- und die Überlebenschancen. Tumorerkrankungen können beispielsweise gut behandelt werden, wenn die Tumorzellen noch keine anderen Organe befallen haben. Die Infiltration findet in der Regel nicht unmittelbar statt, sondern wenn der Primärtumor ein bestimmtes Stadium erreicht hat – bis es soweit ist, haben die Mediziner die größten Chancen, den Tumor mit den geringsten Komplikationen für den Patienten zu bekämpfen. Je eher Tumore entdeckt und bekämpft werden, desto weniger invasiv, langwierig und beschwerlich wird die Therapie in der Regel für den Betroffenen. Hat der Krebs hingegen gestreut und haben sich die Tumorzellen im Körper ausgebreitet, ist nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer Heilung geringer, auch die Therapie muss entsprechend aggressiver ausfallen.
Was kann ich über die Vorsorge hinaus selbst tun, bzw. worauf sollte ich achten, um Krebs frühzeitig zu erkennen?
Wenn Sie unter keiner Genmutation leiden, die Sie für die Entwicklung einer bestimmten Krebserkrankung prädestiniert, ist vor allem der Lebenswandel ein wichtiger Faktor, den Sie selbst beeinflussen können. Dazu zählen neben einer ausgewogenen Ernährung, ein normales Körpergewicht sowie ausreichend Bewegung und der Verzicht auf Nikotin und Alkohol. Dennoch kann auch das Lebensalter eine Rolle spielen: Mit steigendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, an Krebs zu erkranken. Diesen Faktor können wir nicht beeinflussen, allerdings schließt sich an dieser Stelle der Kreis zur Teilnahme an den Vorsorge- und Früherkennungsprogrammen.
Und wenn es wirklich Krebs ist – wie kann man ihn behandeln?
Das ist ganz unterschiedlich: Je nach Zustand des Patienten und abhängig von der Tumorart, -größe und -beschaffenheit sowie dem betroffenen Organ kommen unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten in Betracht. Neben den bekannteren Behandlungsmethoden wie Operation, Strahlen- oder Chemotherapie gibt es auch Medikamente, die zielgerichtet die Tumorzellen angreifen sowie die Antihormontherapie, die Immuntherapie oder die Stammzellentherapie. Auf Basis der feingeweblichen Analyse des Tumors können Therapien heute sehr zielgerichtet auf dessen Beschaffenheit ausgerichtet werden. Dadurch ist eine individuelle Therapie möglich, die in der Regel im Rahmen von Tumorkonferenzen durch verschiedene Experten entwickelt wird.