Wittgenstein. Biologe Uwe Lindner will das Wisent-Projekt retten. Und SPD-Politikerin Luiza Licina-Bode macht die „Route 57“ dringend – wegen der Windkraft.
Im Moment scheint Nordrhein-Westfalens Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer in Wittgenstein ein gefragter Politiker zu sein. Jedenfalls wird er derzeit in dreierlei Hinsicht gebeten, Position zu beziehen: in Sachen Wisente, bei der Windkraft und mit Blick auf die sogenannte „Route 57“. So bringt sich in einem Brief an den Minister der frühere Leiter des Bad Berleburger Wisent-Projektes, Wildbiologe Uwe Lindner, als neuer Leiter ins Gespräch, um das Projekt noch zu retten. Und die Bad Laaspher SPD-Bundestagsabgeordnete Luiza Licina-Bode lädt den Minister gleich zu einem Besuch hier im Altkreis ein – Anlass: Der Windkraft-Ausbau in Wittgenstein müsse zwingend zu einer Beschleunigung beim Ausbau der „Route 57“ führen, findet die Politikerin.
Wisent-Projekt: Wildbiologe bietet sich als Projektleiter an
„Ich schreibe Ihnen, weil mir das Wisentprojekt im Rothaargebirge am Herzen liegt und ich zur Rettung desselben beitragen möchte“, so Wildbiologe Uwe Lindner in seinem Brief an den Minister. Leider sei von dem ursprünglich geplanten Projekt „für eine langfristig erfolgreiche Etablierung einer freilebenden Wisentherde“ aufgrund des „inkompetenten und verantwortungslosen Handels des Trägervereins nicht viel Beispielhaftes übriggeblieben – und deshalb steht das Projekt auch kurz vor dem Aus“. Und „die zuständigen Aufsichtsbehörden“ hätten „Jahre verschenkt, das Vorhaben in die richtigen Bahnen zu lenken und in kompetente verantwortungsvolle Hände zu legen“.
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Er selbst habe seinerzeit „das Wisent-Projekt von der Idee bis zur Ankunft der Tiere als Projektleiter beziehungsweise leitender Mitarbeiter und danach als mehr oder weniger stiller Beobachter begleitet“, sagt Lindner. Er sehe sich aber in der Lage, „eine Zukunftsversion für die Fortführung des Projektes skizzieren zu können“.
Lindner: Auch neuer Projektträger nötig
Es müsse ein neuer Projektträger gefunden werden – „vielleicht der NRW-Landesbetrieb Wald und Holz, ein renommiertes wildbiologisches Forschungsinstitut oder eventuell auch wieder ein gemeinnütziger Verein“. Siegen-Wittgensteins Landrat Andreas Müller habe er „bereits den Vorschlag unterbreitet, einen letzten Rettungsversuch für die Wisente zu unternehmen“, so Lindner, und „noch einmal die Projektleitung zu übernehmen“. Auch wenn es sinnvoll erscheine, auf einen unbelasteten Projektmanager zurückzugreifen, sei er „überzeugt“, so Lindner, „dass die Sauerländer mir aufgrund meiner Vergangenheit eher vertrauen würden“. Aus dem benachbarten Sauerland kommt Kritik vor allem von Waldbauern, weil die Wisente in ihren Wäldern Baumrinde schälen.
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Zu seiner Eignung als Projektleiter verweist Lindner in einem zweiten Brief an heimische Politiker auf die Reaktionen, die damals von Wisent-Experten aus Deutschland und sechs weiteren europäischen Ländern gekommen seien, als er aus dem Projekt entlassen worden sei. Die Entlassung habe damals „nichts mit meiner fachlichen Kompetenz oder den artenschützerischen Zielen des Projektes zu tun“ gehabt.
Lindners Brief ging auch an Silke Gorißen, NRW-Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, sowie an die Naturschutzverbände NABU, WWF und BUND.
Windkraft und „Route 57“: Politikerin fordert Entgegenkommen
In Wittgenstein entstehe „in den kommenden Jahren der größte Windpark in NRW“ und werde „die Region nicht nur optisch verändern“, erklärt SPD-Politikerin Luiza Licina-Bode. Und ein derzeit deutlich beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien sei „angesichts der Energiekrise und des Klimawandels“ auch „richtig und wichtig“, sagt sie. „Dafür verlangen wir aber im Gegenzug ein Entgegenkommen der schwarz-grünen Landesregierung beim beschleunigten Ausbau der besseren verkehrlichen Anbindung Wittgensteins an den Rest der Welt“ – eben über die seit langem geplante „Route 57“, die Wittgenstein besser ans Siegerland im Westen und Hessen im Osten anbinden soll. Denn schließlich sei auch „damit zu rechnen, dass sich neue Unternehmen im Raum Wittgenstein ansiedeln werden, um dort mit günstigem Windstrom zu produzieren“.
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Mit ihrer Forderung hat sich Luiza Licina-Bode in einem Brief an NRW-Minister Oliver Krischer gewandt und ihn bei dieser Gelegenheit auch in ihren Wahlkreis nach Wittgenstein eingeladen. Um die Tragweite von Entscheidungen für die Menschen vor Ort zu begreifen, müsse sich Krischer ganz einfach ein eigenes Bild der – von ihm selbst so beschriebenen – „naturräumlich sensiblen und topografisch anspruchsvollen Region“ machen, meint die Bad Laaspher Bundestagsabgeordnete.