Bad Laasphe. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Dirk Terlinden über Gedanken im Rathaus, wie man im Notfall mit den Bürgern im Kontakt bleibt.
Krisen ohne Ende haben für Bad Laasphes Bürgermeister Dirk Terlinden das vergangene Jahr geprägt. Ins angelaufene Jahr blickt er dagegen durchaus mit viel Optimismus – trotz Baustellen.
Was waren die Höhepunkte 2022 für Bad Laasphe?
Dirk Terlinden: Grundsätzlich war es gut, dass wir nach Corona unsere Veranstaltungen wieder ans Laufen gekriegt haben – zum Beispiel die Schützenfeste oder auch das „Bad Laaspher Schaufenster“ im Mai bei super Wetter, wenn ich mich recht erinnere. Aber auch das Wanderfest im Oberen Lahntal hat gezeigt, wie sehr sich die Menschen wieder nach Austausch, Kultur, Gesprächen, Treffen gesehnt haben – das hat zwei Jahre lang gefehlt.
Das war für uns als Stadt auch der Anlass, im Herbst wieder Feiern für unsere Senioren in den Ortschaften anzubieten. Sicher: Wir hatten Sorge, dass es noch eine vierte Corona-Welle geben könnte – doch wir haben alle elf Veranstaltungen durchführen können. Und die sind dankend angenommen worden.
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Was hat Sie im Jahresverlauf ganz persönlich beeindruckt?
Mein persönliches Highlight war im April der Besuch der Familie Burg in Banfe zur Einweihung des Gedenksteins, der an das schlimme Schicksal der einzigen jüdischen Familie im Dorf erinnert. Die Nachfahren haben sich dann auch ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Der Besuch war vom Freundeskreis für christlich-jüdischen Zusammenarbeit sehr gut vorbereitet. Das war für mich eine sehr bewegende Begegnung.
Wenn Sie an das Jahr 2022 denken: Welches Ereignis oder Thema fällt Ihnen zuerst ein und warum?
2022 waren wir in einem themenübergreifenden Krisenmodus, denn nach Corona hatte sich der Beginn des Ukraine-Krieges am 24. Februar ja in alle Lebensbereiche ausgewirkt – sowohl im privaten Kontext als auch in den Rathäusern. Das betraf ebenso die Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine – die uns nur gelang, weil Privatleute bereit waren, Unterkünfte zu stellen. Das wird im Übrigen ein Dauerthema bleiben. Und dann kam der Themenblock „Energie und Rohstoffe“, der die Endverbraucher ebenso betraf wie unsere Verwaltung als Gebäude-Eigentümer. Die Energiepreise wurden zum Problem.
Konnte in 2022 alles erreicht werden, was für die Stadt Bad Laasphe geplant war?
Gut, dass der Mini-ZOB in Feudingen endlich fertig geworden ist. Er fügt sich super in den Ort ein, ist optisch gelungen. Wir konnten die Grünanlagen weitgehend erhalten, haben die gepflanzte „800“ und das Modell der Feudinger Kirche gerettet. Ein schönes Ensemble. Die Sorge, es würde hier eine Betonwüste entstehen, ist – glaube ich – jetzt auch verflogen.
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In Betrieb gegangen sind die neue Seniorenresidenz „Curavie“ am Gennernbach und die neue Polizeiwache an der Bahnhofstraße. Letzteres lag auch im Interesse des Landes NRW nach dem langjährigen Provisorium an der Gartenstraße. Was ich bedauere, ist das Moratorium zum weiteren Straßenausbau in Bad Laasphe, das noch bis Ende März läuft. Hier hätte ich mir gewünscht, wir hätten den Baustopp für die Straßen früher aufheben können.
Und wie sieht es im Rathaus aus?
Weiterhin schwierig ist für uns hier im Rathaus das Thema „Personal-Gewinnung“. Das ist bei vielen altersbedingten Abgängen herausfordernd in allen Bereichen. Von rund 98 Stellen sind ein halbes Dutzend derzeit nicht besetzt. So haben wir für die Stelle des Stadtplaners bislang keine geeignete Bewerbung vorliegen, obwohl wir das Anforderungsprofil schon relativ weit gefasst haben.
Stichwort „Erneuerbare Energien“: Die politische Debatte um das weitere Vorgehen in Sachen Windkraftanlagen hat Bad Laasphe besonders bewegt, aber auch in Sachen Photovoltaik wird diskutiert. Kann man mit der Entwicklung der Situation zufrieden sein?
Was wir in den letzten zwölf Monaten erlebt haben, ist enorm, was die Veränderungen angeht. Die Anforderungen auf Bundesebene gehen weg von fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Erdöl – und wir haben es vor Ort in akzeptierte Lösungen umzusetzen.
Bei der Windkraft sind die Vorrangzonen im Stadtgebiet jetzt politisch zugeschnitten, es fehlt im Grunde nur noch das Okay der Bezirksregierung in Arnsberg. Die weitere Entwicklung ist eher komplex, weil es noch weitere Veränderungen gesetzgeberischer Natur geben wird.
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Und was sagen Sie zur Photovoltaik?
Photovoltaik für Strom aus der Sonne gehört in erster Linie auf Dächer. Das muss der erste Schritt dort sein, wo es statisch funktioniert. Das Projekt auf der grünen Wiese in Puderbach ist als Grundmodell nicht schlecht, wir müssen aber sehen: Kann das dort funktionieren und vielleicht auch der erste Bürger-Strom produziert werden? Hier müssen jetzt die Puderbacher Bürger mit ins Boot genommen werden. Ich selbst bin da ergebnisoffen unterwegs. Der angedachte Ortstermin am 8. Februar bringt hoffentlich die gewünschte Klarheit.
Beim Straßenausbau nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) gibt es zwar Erfolge wie beispielsweise in der Feudinger „Schlenke“, um Anlieger vor enorm hohen Beiträgen zu bewahren, doch bedarf es offensichtlich noch einer gewissen Beharrlichkeit seitens Verwaltung und Politik. Wird sich das Antragsverfahren für die Fördergelder aus Düsseldorf im nächsten Jahr entspannen?
Die Beharrlichkeit bezieht sich auf den Einzelfall „Schlenke“ und auf unsere Bauverwaltung. Wir hier im Rathaus haben dafür gekämpft, dass die Straßen am Sasselberg unter die 100-Prozent-Förderung des Landes NRW fallen, so dass den Anliegern insgesamt ein siebenstelliger Euro-Betrag als Abgabe erspart wird. Was die Entspannung betrifft, unterliegen ja alle künftigen Ausbau-Maßnahmen der 100-Prozent-Förderung beim Bürger-Anteil. Für den „Thüringer Weg“ in der Kernstadt und auch den „Oberen Feldhain“ in Banfe gibt es schon konkretere Ausbau-Planungen aus der Vergangenheit.
Da es bei Anlieger-Versammlungen zu Straßenausbau-Projekten im Kern nicht mehr ums Geld der Bürger geht, hoffe ich, dass solche Veranstaltungen nun nicht zu Wunschkonzerten bei der Ausgestaltung werden. Schließlich muss die Stadt ihren Eigenanteil für so ein Bauprojekt ja auch weiterhin bezahlen.
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Welche Themen nehmen Sie aus 2022 mit ins Jahr 2023?
Zum Beispiel das Thema „Vorsorgemaßnahmen für eine Energiemangel-Lage“, wie sie etwa im nächsten Winter 2023/24 entstehen könnte. Denn wenn wir längerfristig und großflächig einen Stromausfall bis zu 72 Stunden hätten, bekämen wir schon echte Probleme. Kein Strom bedeutet ja auch: keine Gas-Heizung, keine Fernwärme, kein Telefon, kein Internet. Hier sind wir aber mit den Feuerwehren und dem Kreis Siegen-Wittgenstein im Gespräch und machen uns gerade Gedanken, ob und wie das Rathaus extern mit Strom betrieben werden kann und die Lachsbach-Turnhalle als zentrale Anlaufstelle für die Bürgerinnen und Bürger in solchen Notfall-Lagen genutzt wird.
Was werden die großen Bad Laaspher Themen 2023?
Sicherlich die nächste Förderperiode des Leader-Programms bis 2027 mit rund 2,3 Millionen Euro als Budget, von dem Vereine wie auch Privatleute für eigene Projekte profitieren können. Stichwort diesmal: „Eine Region geht voran: Zukunftslabor Wittgenstein – nachhaltig(er)leben“.
Außerdem rückt der Regionalplan-Entwurf der Bezirksregierung zur landesplanerischen Ausweisung der Flächen für Wohnen, Gewerbe und Erneuerbare Energien wieder in den Mittelpunkt der Diskussion, der auch unser Stadtgebiet betrifft. Und es stehen politische Beratungen über ein aktualisiertes Bad Laaspher Einzelhandelskonzept an. Darüber hinaus wird uns der Glasfaser-Ausbau für das schnelle Internet weiter beschäftigen. Und im Februar wird es auch um den Antrag der CDU-Fraktion auf einen verkleinerten Rat der Stadt in der nächsten Legislaturperiode gehen.
Ein Interview mit Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann soll in der kommenden Woche folgen. Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau hatte bereits in der Woche nach Weihnachten geantwortet.