Siegen/Saßmannshausen. Die Arbeitgeber aus Siegen-Wittgenstein sehen nur Symbolpolitik bei der Bundesregierung. Jan Osterrath wird besonders deutlich.
Lange wurde über die Strom- und Gaspreisbremse sowie deren Ausgestaltung debattiert – zu lange, sagt ein großer Teil der Unternehmen in Siegen-Wittgenstein im Rahmen einer Blitzumfrage der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein (AGV). Die Kritik richtet sich aber auch gegen die nun geplante Umsetzung.
„Man kann den Eindruck gewinnen, dass einmal mehr Symbolpolitik betrieben wurde“, sagt AGV-Geschäftsführer Dr. Thorsten Doublet: „Erst lässt die Ampelkoalition sich für die Hilfen feiern und jetzt entfalten Strom- und Gaspreisbremse an der Basis nicht ihre Wirkung.“ Doch gerade in den Industrieunternehmen –auch in der Region – werde das Geld verdient, das Wohlstand in Deutschland trotz Dauer-Krisenmodus sichere: „Unsere mittelständischen Unternehmen stehen zu ihren Mitarbeitern, aber sie sind auch auf praktikable Lösungen bei der Nutzung der Energiepreisbremse angewiesen!“
Blitzumfrage zeigt Schwierigkeiten auf
Im Rahmen der Blitzumfrage wollten die heimischen Arbeitgeberverbände von ihren Mitgliedsunternehmen wissen: „Sind Sie mit dem grundsätzlichen Vorhaben zur Einführung der Strom- und Gaspreisbremse zufrieden?“ Nur jedes fünfte Unternehmen, das sich an der Umfrage beteiligte, antwortete darauf mit „Ja“. Stattdessen bemängelt über die Hälfte der Firmen, dass der Findungsprozess innerhalb der Ampelkoalition Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein viel zu lang gedauert habe (51 Prozent). Weitere 20 Prozent halten den Umfang der Unterstützung für zu gering. Skeptisch sind die Unternehmer auch, was die jetzt geplante Umsetzung für die Industrie angeht. Die Kopplung der Hilfen an künftige Betriebsergebnisse sei ein großes Problem, sind sich 59 Prozent der Umfrageteilnehmer sicher. Alexander Buch von der Walzengießerei Karl Buch in Weidenau präzisiert: „Durch die geplante Kopplung an das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) werden die ,Hilfen‘nicht durchgängig wirksam werden. In der zurzeit geplanten Ausgestaltung verdeutlicht die Gas- und Strompreisbremse nur, dass Industrie und insbesondere energieintensive Unternehmen in Deutschland nicht willkommen sind, obwohl genau hier ein Großteil der Wertschöpfung entsteht.“
Lesen Sie auch:
- Wittgenstein: Bremsen die Krisen die Weihnachtsfeiern?
- Saßmannshausen: Bad Laaspher Werkzeugmacher gehört zu den Besten
- Wittgenstein: Metallarbeitgeber kritisieren Streik
Noch heftiger wird von den Machern an der Basis das Verfahren zur Standort- und Beschäftigungssicherung kritisiert. Dieses halten sogar 64 Prozent der Umfrageteilnehmer für zu kompliziert (Mehrfachnennung möglich).
Planwirtschaft macht alles teuerer
Für Jan Roland Osterrath, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens an der Wahlbachsmühle in Bad Laasphe und gleichzeitig Vorstandsmitglied beim Verband der Siegerländer Metallindustriellen, geht der gesamte Mechanismus gar in eine falsche Richtung: „Bei der Strom- und Gaspreisbremse handelt es sich um ein planwirtschaftliches Instrument, das in meinen Augen viel zu teuer ist. Stattdessen müsste die Angebotsseite gefördert werden.“
Thorsten Doublet abschließend: „Wenn es nicht gelingt, die Verfahren für die Unternehmen deutlich zu entschlacken und zu vereinfachen, droht die heimische Industrie einmal mehr im internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden!“
Das sind die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein
Über die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein:Die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein (AGV) vertreten rund 200 Mitgliedsunternehmen in der drittstärksten Industrieregion Deutschlands. Der Verband der Siegerländer Metallindustriellen e.V. (VdSM) vertritt die Metall- und Elektroindustrie in Siegen-Wittgenstein. In der Unternehmerschaft Siegen-Wittgenstein (USW) sind alle anderen Branchen zusammengefasst – von der Tankstelle bis zum Start-Up. Sitz der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein ist das Haus der Siegerländer Wirtschaft an der Spandauer Straße in Siegen. Geschäftsführer ist Dr. Thorsten Doublet, den ehrenamtlichen Vorsitz hat Christian F. Kocherscheidt, Geschäftsführer der Ejot Holding GmbH & Co. KG, inne