Bad Berleburg. Die Stadtwerke müssen in Leitungen, Kläranlagen und Fahrzeuge investieren, fürchten aber höhere Kosten. Das kommt auf Bürgerinnen und Bürger zu.

Die Gebühren für Trinkwasser und Abwasser sollen sich für 2023 zunächst nicht verändern – das schlagen die Stadtwerke Bad Berleburg der Politik zur Beschlussfassung vor. Im Verlauf des kommenden Jahres, spätestens aber 2024 könne das aber schon ganz anders aussehen – das zeigt sich beim Blick in die Wirtschaftspläne fürs kommende Jahr. Hier stehen auch eine ganze Reihe wichtiger Investitionen an, etwa im Leitungsnetz.

Wasserversorgung

Nach Angaben der Stadtwerke können die Gebührensätze 2023 fürs Trinkwasser trotz einer angedachten Preissteigerung beim Wasserbezug von 0,26 Euro auf 1,08 Euro pro Kubikmeter (€/m³) bei 1,72 €/m³ gehalten werden. Auch die Grundgebühr auf der Basis für einen Wasserzähler mit einer Dauerdurchflussmenge von Q3 = vier Kubikmeter pro Stunde (m³/h) könne unverändert elf Euro im Monat betragen. Für das Wirtschaftsjahr 2024 allerdings seien „auf Grundlage der aktuell erhobenen Gebührensätze die Gebührenausgleichsrückstellungen fast aufgebraucht“, so die Stadtwerke weiter. Deshalb erscheine „eine Gebührenerhöhung für 2024 unvermeidbar“.

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Beim Wasserverkauf kommendes Jahr gehen die Stadtwerke von Erlösen von rund 1,142 Millionen Euro aus, darunter 160.000 Euro für die Weiterleitung an die Nachbarstadt Hatzfeld. Um geplante Investitionen finanzieren zu können, sei eine Kreditaufnahme in Höhe von 1,027 Millionen Euro eingeplant.

Rund 700.000 Euro möchten die Stadtwerke 2023 in die Erneuerung des Rohrnetzes stecken – rund 390.000 Euro allein in der Moltkestraße, wo eine bestehende Leitung aus dem Jahr 1956 mit rund 45 Hausanschlüssen neu verlegt werden müsse. Insgesamt rund 127.000 Euro sind für eine neue Leitung in der Straße „Am Schloßpark“ veranschlagt, rund 65.000 Euro für eine weitere im Bereich Marktplatz. Hier stammen die alten Leitungen aus der Mitte der 60er Jahre. Rund 117.000 Euro sollen ferner in die Sanierung des Hochbehälters „Hinterm Stöppel“ fließen – hier sind eine neue Elektrotechnik und neue Türen nötig.

Baustelle Bismarckstraße: Hier haben die Bad Berleburger Stadtwerke im Sommer Wasserleitungen und Kanalisation erneuern lassen. Kommendes Jahr soll Ähnliches zum Beispiel in der Moltkestraße passieren.
Baustelle Bismarckstraße: Hier haben die Bad Berleburger Stadtwerke im Sommer Wasserleitungen und Kanalisation erneuern lassen. Kommendes Jahr soll Ähnliches zum Beispiel in der Moltkestraße passieren. © Eberhard Demtröder

Abwasserbeseitigung

Die aktuellen Gebührensätze seien „trotz einer Kostensteigerung beim Materialaufwand von elf Prozent noch auskömmlich“, so die Stadtwerke – doch sei die Rückstellung zum Gebührenausgleich für das Schmutzwasser „voll aufgebraucht“, verbleibe „von der Rückstellung Niederschlagswasser noch ein Betrag zugunsten der zukünftigen Gebührenkalkulation von 384.000 Euro“.

Für das nächste Jahr gehen die Stadtwerke von einer Schmutzwasser-Gebühr von 2,94 Euro pro Kubikmeter Abwasser aus, einer Niederschlagswasser-Gebühr von 73 Cent/m³ und einer Straßenentwässerungsgebühr von 87 Cent/m³. Die Prognose aus dem Rathaus: „Ob die Gebührensätze über das Jahr 2023 gehalten werden können, hängt sehr stark von der Entwicklung der Bezugspreise und der Kapitalmarktzinsen ab.“

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Kanalnetz-Erneuerungen für insgesamt rund 815.000 Euro haben die Stadtwerke unter anderem am Marktplatz, in der Moltkestraße für allein 420.000 Euro, auf der Ederstraße (B 480) und mit einer Kanaltrennung am Kapplerstein in Aue vorgesehen.

Rund 400.000 Euro sind für Arbeiten an den vier Kläranlagen im Stadtgebiet eingeplant. Allein rund 160.000 Euro soll die Erneuerung des Schneckenpumpwerks in der Anlage Bad Berleburg an der Limburgstraße kosten, allein rund 75.000 Euro eine Dachsanierung samt Photovoltaik auf der Anlage in Beddelhausen. Video-Befahrungen der Kanalisation in Wunderthausen, Rinthe und auf dem Stünzel für ein digitales Kanalkastaster sind mit rund 30.000 Euro veranschlagt.

Baubetriebshof

Wie schon in den Wirtschaftsplänen 2020 bis 2022 sei für das Wirtschaftsjahr 2023 unter „Fuhrpark ein erhöhter Ansatz von 335.000 Euro ausgewiesen, so die Stadtwerke. Zum Vergleich: In den Jahren 2014 bis 2019 wurden noch 60.000 Euro pro Jahr angesetzt, 2021 seien etwa 202.000 Euro in neue Maschinen und Geräte investiert worden.

Aber „Viele der Maschinen und Geräte, die in den Jahren 2009 bis 2011 beschafft wurden, sind nun am Ende ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer und müssen ersetzt werden“, heißt es erläuternd. Und: „Bei der bis Sommer 2022 herrschenden Situation auf dem Kapitalmarkt ergab sich bei mehreren Verträgen, dass ein Fahrzeugkauf günstiger war als das eigentlich geplante Fahrzeug-Leasing.“ Des Weiteren sei eine Neubeschaffung eines Müllsammelfahrzeuges vorgesehen. Ab dem Wirtschaftsjahr 2025 werde „wieder mit einem geringeren Investitionsvolumen von dann etwa 80.000 Euro im Jahr gerechnet“.

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Investiert werden müsse aber auch in Teile des Außenlagers am Baubetriebshof Sählingstraße, insbesondere in die Fertiggaragen zwischen Wasserwerk und Außenlager sowie jenen Teil der Überdachung, der als Salzlager genutzt werde. Dies alles sei „stark sanierungsbedürftig“, doch erscheine eine Sanierung „wirtschaftlich nicht sinnvoll“. Deshalb werden im kommenden Jahr „untersucht, ob mit einem Neubau auch die suboptimalen Fahrwege und Unterstellmöglichkeiten auf dem Gelände verbessert werden können“.

Politisch vorberaten werden die Wirtschaftspläne der Stadtwerke am 28. November im Betriebsausschuss. Das letzte Wort hat dann die Stadtverordneten-Versammlung am 5. Dezember. Der öffentliche Teil beider Sitzungen im Bürgerhaus, großer Saal, beginnt jeweils um 18 Uhr.