Bad Berleburg. Berleburgs Grüne haben frühere Gewinnungsanlagen der Dörfer im Blick, um dort Wasser für knappe Zeiten zu speichern. Doch die Stadtwerke warnen.
Alte Gewinnungsanlagen, die früher vielen Ortschaften im Stadtgebiet zur dörflichen Wasserversorgung dienten – die haben die Bad Berleburger Grünen angesichts zunehmender Wasserknappheit als Alternative zur zentralen Wasserversorgung im Blick. Sie fragen jetzt die Stadtverwaltung: Ließen sich diese Anlagen – soweit noch vorhanden – womöglich „für die Sammlung von Niederschlagswasser für Landwirtschaft und Gärten nutzen“?
Eher nicht, macht Achim Vorbau deutlich, Betriebsleiter der Stadtwerke Bad Berleburg. Die teilweise noch vorhandenen Anlagen „sind alle seit 40 Jahren nicht genutzt und unterhalten worden und entsprechen nicht den heutigen technischen Anforderungen“, sagt er.
Vorbau: Bedarf nicht zu decken
Derzeit würden im Versorgungsgebiet der Stadtwerke noch zwei der Altanlagen „zur Brauchwasser-Gewinnung durch Dritte genutzt“. Allerdings seien beide Anlagen „aktuell nicht mehr in der Lage, den Brauchwasserbedarf zu decken, sodass durch beide Betreiber Wasser der Stadtwerke zugekauft wird“.
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Außerdem seien im Edertal „zwei Tiefbrunnen vorhanden, die auch aus Gründen der Notwasserversorgung nicht zurückgebaut worden sind“, so Vorbau weiter. Sie könnten jedoch „innerhalb von drei bis sechs Monaten für die Trinkwasserversorgung, für Brauchwasser kurzfristiger, reaktiviert werden“.
Nicht überall zentrale Versorgung
Die Stadt beziehe ihr gesamtes Trink- und Brauchwasser vom Wasserverband Siegen-Wittgenstein, erklärt Vorbau – nennt aber auch Ausnahmen. So sorgten in Alertshausen, Diedenshausen, Wemlighausen, Aue-Wingeshausen Wasserbeschaffungsverbände, in Rinthe und Wunderthausen Wasserinteressengemeinschaften für die Wasserversorgung. Laut Vorbau betreiben die Verbände Alertshausen, Steinert-Helle (Diedenshausen) und Aue-Wingeshausen je zwei Tiefbrunnen zur Wassergewinnung – mit Kapazitäten von insgesamt rund 556.000 Kubikmetern pro Jahr. Außerdem gebe es stadtweit 196 private Eigenwasserversorger, die eine eigene Gewinnungsanlage betreiben. Zum Vergleich: 2018 waren es noch 208.
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Kapazitätsgrenzen erreicht
Nach Angaben der Stadtwerke führte eine längere Trockenperiode und der zeitgleiche Anstieg des Wasserverbrauchs in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts 1971 dazu, dass die damalige Stadt Berleburg dem Wasserverband Siegerland (WVS) beitrat.
Parallel dazu wurde ab 1973 in Bad Berleburg mit der Planung und dem Bau der großräumigen Wasserversorgung begonnen. In den meisten Wittgensteiner Ortschaften kam die dezentrale Wasserversorgung an ihre Kapazitätsgrenzen.
Zugleich betreibe der Wasserverband Siegen-Wittgenstein im Stadtgebiet drei Aufbereitungsanlagen am Burgfeld, in Girkhausen und in Wunderthausen mit rund 580.000 Kubikmetern pro Jahr. Etwa 60 Prozent des von den Stadtwerken gelieferten Trinkwassers kommt nach Angaben Vorbaus aus der Obernautalsperre in Netphen.
Die allermeisten der Wassergewinnungsanlagen, die im Zuge der großräumigen Wasserversorgung in Bad Berleburg aufgegeben worden seien, hätten „aus Quellfassungen oder oberflächennahen Schüttungen“ bestanden, erläutert Vorbau.
Nur einzelne Anlagen nutzbar
Aus ökologischer Sicht verbiete es sich jedoch „insbesondere bei Wasserknappheit, diese Quellen und Schüttungen für die Wassergewinnung zu verwenden“. Mit gutem Grund: Ein notwendiger Mindestablauf ins Gewässer könne dann „in Trockenzeiten nicht mehr gewährleistet werden“. Da sich an den geologischen und klimatischen Verhältnissen in den vergangenen 50 Jahren nichts verbessert habe, so der Betriebsleiter, „können nur einzelne der angesprochenen dezentralen Gewinnungen für eine adäquate Versorgung in Dürrezeiten herangezogen werden“.
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Im Übrigen verweist Achim Vorbau auf das Wasserversorgungskonzept der Stadt Bad Berleburg für die Jahre 2018 bis 2023. Dieses Konzept sei Anfang Juli 2018 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen worden.
Thema ist die Anfrage der Grünen in der nächsten Sitzung des Betriebsausschusses am Montag, 5. September, ab 18 Uhr im Bürgerhaus am Marktplatz, Großer Saal.