Bad Laasphe. Weil Saal 1 im „Residenz“ umgebaut wird, muss ein Teil der Bestuhlung raus. Fans erzählen, warum sie sich die ausrangierten Sitze gern abholen.

Nur noch wenige Wochen, dann wird der große Kinosaal 1 des Bad Laaspher Residenz-Kinos im neuen Glanz erstrahlen. Eine neue Bestuhlung kommt, ein neuer Teppich. Und die Bühne wird für weitere Veranstaltungsformate vergrößert. „Wir bringen alles mal in Schuss“, meint Betreiber Kai Winterhoff. Für 163 Kinostühle dagegen läuft nach 20 Jahren nun offiziell der Abspann – zumindest im Residenz-Kino. Gegen eine Spende konnten sich am Wochenende Filmliebhaber einen solchen originalen Kinosessel sichern.

Einsatz im Wartezimmer

„Zum Entsorgen sind sie viel zu schade und das Interesse war wirklich enorm. Das sind Dekoartikel mit einer Geschichte, die nun wirklich nicht jeder hat“, so Kai Winterhoff. Die Abholer – vor allem große Kino- und Filmfans – wissen schon genau, was sie mit den Schmuckstücken anfangen werden. Doch in erster Linie war Schnelligkeit gefragt: Nachdem die Aktion am Mittwoch vom Betreiber publik gemacht wurde, waren bereits am Donnerstagabend alle Sessel reserviert.

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Nachdem Anastasia Thom aus Bad Laasphe in ihrer Kindheit die große Chance auf echte Sessel aus dem Siegener Apollo-Theater nicht nutzen konnte, hat sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Berthold Müller in Windeseile zugeschlagen. „Wir sind total kino- und filmverrückt“, sagt Anastasia Thom und präsentiert ein wenig stolz ihr Popcorntüten-Tattoo, das ihre Verbundenheit dazu widerspiegelt. An sich für den Flur gedacht, werden die ikonischen Sitze mit leichten Gebrauchsspuren nach einem kleinen Arbeitseinsatz den Wartebereich ihrer zukünftigen Praxis für systemisches Coaching ziehen. André Alberich aus Weidenhausen ist mit einer Familie derweil tatkräftig beim Schrauben: In die Gartenhütte sollen die Stühle aus dem Kinosaal 1 des Residenz-Kinos einziehen. „Klappbar und raumsparend, da mussten wir nicht lange überlegen. Und damit tun wir auch noch etwas Gutes“, freut sich André Alberich.

Betreiber Kai Winterhoff (rechts) gibt eine Sitzreihe in gute Hände ab – an Anastasia Thom und Berthold Müller. Diese Bestuhlung wird übrigens in einem Wartezimmer Platz finden.
Betreiber Kai Winterhoff (rechts) gibt eine Sitzreihe in gute Hände ab – an Anastasia Thom und Berthold Müller. Diese Bestuhlung wird übrigens in einem Wartezimmer Platz finden. © Benedict Weinhold

Spenden erfüllen Kinder-Wünsche

Eine Mindestspende von 20 Euro pro Sitz war veranschlagt, die der Betreiber in einen oder gleich viele gute Zwecke investieren wird. So steht ab dem 1. Dezember im Eingangsbereich des Residenz-Kinos ein Wunschbaum, an denen Kinder ihre ganz persönlichen Weihnachtswunschzettel aufhängen können. Dank der oftmals sehr großzügigen Spendenbereitschaft der Abholer können so ganz viele Wünsche erfüllt werden. „Damit erreichen wir viele Kinder, denen wir in der aktuellen Situation zu Weihnachten eine kleine oder große Freude bereiten können“, so Kai Winterhoff, der das Residenz-Kino seit 2016 betreibt. Sind die Wünsche der Kinder realisierbar, werden die Kinder kontaktiert, sie können sich diese dann zu einem späteren Zeitpunkt im Kino abholen.

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Ein wenig Wehmut bei der Trennung von den Sesseln ist auch bei Kai Winterhoff zu verspüren. Gespannt ist er auf die Zukunft im Kinosaal 1: „Allgemein ist die Vorfreude viel größer.“ Der Saal wird frischer und etwas moderner. Die neuen Sessel sind komfortabler und erhalten endlichen einen Getränkehalter. Parat liegt dafür schon im Saal der neue Bodenbelag – Immobilien-Eigentümer Sven Stötzel und seine Frau Elena packen beim Umbau tatkräftig mit an: „Ich könnte hier direkt anfangen. Es ist toll, dass wir Kai bei dem Vorhaben unterstützen können. Und für die Wittgensteiner wird es wieder interessanter, ins Kino zu gehen.“ Stötzels Frau Elena freut sich schon dank der größeren Bühne über eine multifunktionale Nutzung des Saals, etwa für Lesungen oder Vorträge.

Saal-Umbau startet Ende der Woche

Bis dann am Ende dieser Woche die Arbeiten losgehen werden, müssen noch einige der 163 Stühle abgeholt werden. Björn Seibel und sein Sohn Noah haben Glück: Statt vier können sie gleich fünf Stühle mit nach Hause nehmen. „Während der Corona-Zeit haben wir zuhause einen kleinen Entertainment-Raum eingerichtet. Bei der letzten Aktion mit Kinositzen sind wir leider nicht zum Zuge gekommen. Jetzt werden die bestehenden Sessel und die Couch in unserem Raum endlich ersetzt.“ Die Stühle aus dem Kinosaal 1 sind genau da gelandet, wo sie hingehören: bei passionierten Kino-Fans, die nun einen Teil des Residenz-Kinos zuhause haben.

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