Wittgenstein. Kapazitäten am Limit: Rathäuser wenden sich bei der Wohnungssuche auch an die Bevölkerung. Warum Bad Berleburg nun Schulen in den Blick nimmt.
Für die Kommunen in Wittgenstein wird es offenbar immer schwieriger, Flüchtlinge unterzubringen. Hier die aktuelle Lage im Überblick.
Bad Berleburg
„Die Unterbringungskapazitäten für rund 30 bis 35 Personen – abhängig von der Familienzusammengehörigkeit – in städtischen Immobilen sind derzeit nahezu erschöpft“, berichtet auf Anfrage unserer Redaktion Regina Linde, Leiterin des städtisches Fachbereichs Bürgerdienste. Das gelte auch für die von der Stadt Bad Berleburg bereits angemieteten Wohnungen zur Unterbringung ukrainischer Vertriebener. In den zusätzlich angemieteten Bereichen der Baumrainklinik für ukrainische Vertriebene seien derzeit 65 Personen untergebracht, „dort stehen noch Kapazitäten zur Verfügung“, so Linde. Insgesamt seien derzeit 256 ukrainische Vertriebene in selbst oder von der Stadt angemietetem Wohnraum inklusive der Baumrainklinik untergebracht.
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Um weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen, sichte die Stadt ständig Angebote auf dem privaten Wohnungsmarkt. „Darüber hinaus ist der Umbau der alten Schule in Schwarzenau in Wohnungen für sozial Bedürftige, Geflüchtete und Vertriebene politisch bereits beschlossen worden. Übergangsweise könnte im Bedarfsfall auch die ehemalige Salzmannschule kurzfristig zur Unterbringung ertüchtigt werden.“ Die ehemalige Rothaarklinik am Spielacker stehe dagegen derzeit nicht für die Unterbringung zur Verfügung, so Linde. Sie komme laut Bezirksregierung Arnsberg nicht als Landesaufnahme-Einrichtung in Frage, da „ein zu hoher Investitionsstau“ vorliege.
So hilft die Bevölkerung
Wie kann die Bevölkerung dazu beitragen, dass alle Flüchtlinge im Altkreis eine Bleibe finden?
Freier Wohnraum könne für die Anmietung durch Vertriebene oder Geflüchtete zur Verfügung gestellt werden, so die Stadt Bad Berleburg – entweder in Eigenregie oder als Meldung ans Rathaus per E-Mail unter fluechtlingshilfe@bad-berleburg.de.
In Bad Laasphe kann verfügbarer Wohnraum vor allem für kleine Familien, Alleinreisende und Frauen mit Kindern jederzeit bei der Stadt Bad Laasphe angeboten werden – E-Mail: sozialamt@bad-laasphe.de. Aber auch Sachspenden wie etwa Schränke, Tische oder Küchenmobiliar, sind bei Bedarf willkommen.
Die Gemeinde Erndtebrück freut sich weiterhin über die Meldung von leerstehenden Wohnungen oder sogar Häuser für geflüchtete Menschen aus der Ukraine – Kontakt: per Mail an info@erndtebrueck.de oder telefonisch unter 02753/605-138.
Aktuell werden laut Linde „hauptsächlich ukrainische Vertriebene zugewiesen sowie Geflüchtete vornehmlich aus Syrien oder Afghanistan“ zugewiesen.
Bad Laasphe
Die Zahl der Plätze generell für Flüchtlinge kann die Stadt Bad Laasphe „aufgrund der unterschiedlichen Zuschnitte der privat angemieteten Wohnungen und der Belegungen aufgrund von unterschiedlichen Nationalitäten und Geschlechtern“ nicht nennen. „Freier Wohnraum steht aber „aktuell kaum zur Verfügung“, stellt Jann Burholt fest, Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste im Rathaus.
Weitere Unterkünfte würden allerdings gerade vorbereitet, so Burholt weiter. Dabei gehe es um ein Mehrfamilienhaus sowie um Gespräche mit privaten Vermieterinnen und Vermietern, „um auf weitere Zuweisungen aller Nationalitäten und Geschlechter so weit wie möglich vorbereitet zu sein“.
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Die Schlossbergklinik als ehemalige Unterbringungseinrichtung des Landes NRW komme für eine Nutzung durch die Stadt „nicht in Frage“, macht Burholt deutlich. Zuständig für die Prüfung der Verwendbarkeit wäre ohnehin der Kreis Siegen-Wittgenstein.
Aktuell seien seitens der Bezirksregierung in Arnsberg drei Flüchtlinge als Zuweisungen angekündigt. Hierbei handele es sich um zwei Menschen aus der Ukraine und einen syrischen Asylsuchenden. Ferner werden Mitglieder einer afghanischen Familie erwartet, die während des Afghanistan-Einsatzes für deutsche Institutionen als Ortskräfte gearbeitet hatten. Und: „In der Gemeinschaftseinrichtung in Kredenbach warten aktuell sieben ukrainische Kriegsvertriebene auf Wohnraum im Stadtgebiet Bad Laasphe“, so Burholt.
Momentan liege die Zuweisungsquote für die Stadt „über 100 Prozent, sodass der aktuelle Bedarf gedeckt ist“.
Erndtebrück
Derzeit stünden in der Edergemeinde etwa 150 Plätze in gemeindeeigenen und privaten Unterkünften zur Verfügung, heißt es aus dem Rathaus. Die Gemeinde bedanke sich „für die Unterstützung der Erndtebrücker Bürgerinnen und Bürger, für die Bereitstellung der privaten Wohnräume“. Der Bedarf sei anhand der schwankenden Zuweisungszahlen stets neu zu ermitteln.
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Momentan befinden sich insgesamt 138 geflüchtete Personen in Erndtebrück, die in angemieteten und gemeindeeigenen Unterkünften untergebracht seien. Diese Personen stammten aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan, Marokko, Pakistan, Somalia und der Türkei. In den vergangenen Monaten seien der Gemeinde im Schnitt pro Monat 20 bis 25 Personen zugewiesen worden – darunter durchschnittlich fünf bis zehn Personen aus der Ukraine.