Bad Berleburg/Siegen. Das Wisent-Projekt am Rothaarsteig steht vor dem Aus. Für die Politik besteht jedoch noch klarer Aufklärungsbedarf.
Die CDU-Kreistagsfraktion Siegen-Wittgenstein hat jetzt beantragt, den Punkt „Berichterstattung zum aktuellen Stand des Natur- und Artenschutzprojektes Wisente“ auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Umweltausschusses aufzunehmen. Gleichzeitig wird verlangt, in einer ausführlichen schriftlichen Vorlage die aktuellen Erkenntnisse und Sachstände sowie auch Aktivitäten und Maßgaben des Kreises sowie künftige Handlungsoptionen und -absichten darzustellen.
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„Die politischen Gremien sind Kreises sind seit Beginn immer mit dem Wisent-Projekt befasst worden. Dass diese angesichts der seit Monaten laufenden Diskussion nicht eingebunden sind, ist nicht nachzuvollziehen,“ äußert Fraktionsvorsitzender Hermann-Josef Droege seinen Unmut. Eine solche auch für die Außenwirkung des Kreises entscheidende Frage könne keine Angelegenheit der „laufenden Verwaltung“ sein.
Geplanter Abbruch des Projektes
Die CDU-Fraktion schreibt: „Der Kreistag Siegen-Wittgenstein und seine Gremien haben das international hoch beachtete Natur- und Artenschutzprojekt „Freisetzung von Wisenten im Rothaargebirge“ von den ersten Vorüberlegungen, über die Projektinitiierung und Weiterführung stets begleitet. Grundlage für eine positive Bewertung waren eine Vielzahl von Studien und wissenschaftlichen Gutachten. In dem des Bundesamtes für Naturschutz wurden beispielsweise die umfassenden Herausforderungen, die mit dem Projekt verbunden sind, detailliert darlegt. Den Medien war zu entnehmen, dass u. a. der Kreis einem Anpassungsbegehren des Trägervereins nicht zugestimmt hat. In einer Fernsehsendung am 24. Oktober 2022 spricht der Kreis-Umweltdezernent von einem geplanten Abbruch des Projektes bzw. von einem behördlichen Alleingang, die Tiere in ein Auswilderungsgehege zu locken, um ein unkontrolliertes Ausschweifen der Herde zu unterbinden.“
Über all diese Überlegungen, geplanten Schritte und deren Begründungen seien die Gremien des Kreises bislang weder informiert noch in eine Entscheidungsfindung eingebunden worden. Deshalb sei nun eine umfassende Information zur Sachlage zu der sicherlich komplexen und facettenreichen Thematik dringend geboten. Konkret will die CDU-Kreistagsfraktion auch wissen, mit welchen Maß- oder Vorgaben der Kreis seine Vertreter bzw. Vertreterinnen in gemeinsamen Gremien des Wisent-Projektes ausgestattet hatte, oder welche Handlungsempfehlungen durch sie erfolgt seien.
Beachtliche Bedeutung für die Region
„Das Wisent-Projekt besitzt nicht nur für unsere Region eine beachtliche Bedeutung. Nicht zu vergessen ist, dass es Bestandteil eines internationalen Forschungs-Netzwerkes ist,“ unterstreicht Ulla Belz, stellvertretende Landrätin aus Bad Berleburg, die bedeutende Stellung des Auswilderungsvorhabens. Probleme müssten konstruktiv und lösungsorientiert angegangen werden, denn die Wisente seien faktisch vorhanden und unabhängig von deren Rechtsstatus stellten sich Fragen der kurzfristigen Betreuung.
Vor diesem Hintergrund verweist die CDU-Fraktion auf das Gutachten zum Artenschutzprojekt „Wisente im Rothaargebirge“ der Tierärztlichen Hochschule Hannover vom August 2021. Darin wird ein Managementplan u. a. mit den Teilbereichen Herdenmanagement (Regulation der Populationsgröße), Populationsmanagement (internationaler Austausch von Tieren, Zuchtbuch) oder Schadens- und Konfliktmanagement angeregt. Darüber hinaus weise es auf eine gezielte Winterfütterung zur Herdenlenkung und zum Schutz schälgefährdeter Baumbestände hin. Hermann-Josef Droege: „Hierzu sind sicherlich kurzfristig Entscheidungen zu treffen. Deshalb sollten ebenso Hinweise hierzu Gegenstand der schriftlichen Berichterstattung der Kreisverwaltung sein.“