Bad Berleburg. Mit einem Knall endet ein Projekt, dass deutschlandweit für Aufsehen gesorgt hat. Was jetzt mit den Wisenten im Rothaargebirge passiert.

Diskutiert und gestritten wird schon seit Jahren, doch jetzt endet das Wisent-Projekt im Rothaargebirge mit einem riesigen Knall. Der Kreis Siegen-Wittgenstein als Naturschutz- und Ordnungsbehörde sieht mit dem Trägerverein keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit und erklärte am Mittwochabend: „Das Wisent-Projekt soll nun abgewickelt werden.“ Der Trägerverein hatte wenige Stunden zuvor den öffentlich-rechtlichen Vertrag gekündigt und die wildlebende Herde mit rund 25 Wisenten für herrenlos erklärt.

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Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann (parteilos), der Vorsitzender des Trägervereins ist, war am Mittwochabend nicht zu erreichen. Der Verein meldete sich erst am Donnerstag zu Wort, bestätigte die Vertragskündigung. Die sei „die letzte Möglichkeit, das Artenschutzprojekt zu retten und den Wisenten im Rothaargebirge eine Zukunft in Freiheit zu geben“, heißt es in der Erklärung. Der Verein sehe das Wiederansiedlungs-­Projekt als abgeschlossen und seine Aufgabe als beendet an (die ausführliche Erklärung gibt es hier).

Landrat Andreas Müller (SPD) hatte bereits am späten Mittwochabend gegenüber der WESTFALENPOST erklärt, wie sehr er diesen Schritt ablehnt: „Die Entwicklung ist sehr traurig und schade. Es gab ein tolles Ziel und viel Engagement. Aber ich habe auch immer gesagt: Man muss zu einer ehrlichen Beantwortung der Frage kommen, ob die Anforderungen, die durch das wissenschaftliche Gutachten aus dem vergangenen Jahr und durch die Gerichtsurteile formuliert sind, erfüllt werden. Das Ergebnis vieler Gespräche ist, dass es nicht möglich ist.“

Kündigung des Vertrags traf ohne Vorankündigung ein

So war offensichtlich schon in den vergangenen Tagen klar geworden, dass das Land NRW und der Kreis das Projekt beenden werden. Doch nachdem am Mittwoch im Kreishaus in Siegen per Post die Kündigung des öffentlich-rechtlichen Vertrags ohne Vorankündigung eintraf, machte der Kreis das Aus für das Projekt öffentlich. Und wie verärgert man über die Ankündigung des Trägervereins ist, die Tiere für herrenlos zu erklären und sämtliche Management-Maßnahmen einzustellen, wird aus der Mitteilung deutlich: „Der Verein will damit die Verantwortung für die Herde auf die öffentliche Hand überwälzen und zu Lasten der privaten Eigentümer eine Pflicht zur Duldung von Fraßschäden auslösen. Dieses vertragswidrige Verhalten des Trägervereins werden die Dienststellen des Kreises und des Landes nicht auf sich beruhen lassen.“

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Die bundesweit bekannte Auswilderung der Wisente ist seit Jahren umstritten. Auf der einen Seite des Rothaarkamms in Bad Berleburg ist das Projekt beliebt, weil es den Tourismus belebt. Auf der andere Seite im Hochsauerlandkreis gibt es viele Kritiker. Waldbauern waren letztlich erfolgreich bis vor den Bundesgerichtshof gezogen, weil sie Wildschäden nicht hinnehmen wollten.

Landrat: Tiere jetzt anlocken und einfangen

Ergebnis des Rechtsstreits war, dass der Trägerverein dafür Sorge hätte tragen müssen, dass es nicht weiter zu Schäden im Wald kommt. Doch hier ist es offensichtlich nicht gelungen, eine Lösung zu finden. Laut Landrat Müller könnte die Abwicklung des Projekts so aussehen, dass die Tiere in ein Gatter gelockt und von dort in andere Artenschutzprojekt gebracht werden. Das Schaugehege in Bad Berleburg könne erhalten bleiben.

Karl Schneider (CDU), der Landrat des Hochsauerlandkreises, zeigt sich zufrieden: „Ich freue mich, dass nun die Einsicht gereift ist, dass das Projekt keine Zukunft hat. Der Unfrieden ist auch deswegen entstanden, weil die Sauerländer von Anfang an nicht richtig einbezogen wurden.“