Erndtebrück. Fünf Hektar Grünland bzw. Acker werden bleiben, was sie sind. Das hatte vor 17 Jahren aber alles ganz anders ausgesehen, berichtet die Gemeinde.

Die Gemeinde Erndtebrück macht jetzt Nägel mit Köpfen: Sie will ihr Baulandangebot um fünf Hektar verkleinern. Das steht auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Ausschusses für Bauen und Gemeindeentwicklung am 21. September im Rathaus (17 Uhr).

Damit korrigiert die Kommune eine falsche Erwartung. Vor 17 Jahren waren sich Politik und Verwaltung einig: Die Erweiterung des Industrieparkes Wittgenstein in Schameder würde mehr Menschen nach Erndtebrück und vor allem nach Schameder ziehen.

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„Mit der 21. Änderung dieses Flächennutzungsplanes wurde im Jahr 2005 im Ortsteil Schameder eine Wohnbaufläche in Größe von ca. 5 Hektar ausgewiesen. Bei der Aufstellung des Dorfentwicklungsplanes für Schameder war man zu dem Ergebnis gekommen, ein Neubaugebiet am nordwestlichen Dorfrand zu entwickeln. Ein Jahr zuvor war der Bebauungsplan Nr. 04 in Schameder ,Industriepark Wittgenstein’ rechtskräftiggeworden, und man rechnete im Zuge der Entwicklung der Gewerbe- und Industrieflächen auch mit einer regen Nachfrage nach Wohngrundstücken in diesem Ortsteil“, heißt es in der Begründung.

Der Industriepark Wittgenstein auf der Leimstruth hat sich gut entwickelt. Mehr Nachfrage nach Bauland in Erndtebrück hat er nicht beschert.
Der Industriepark Wittgenstein auf der Leimstruth hat sich gut entwickelt. Mehr Nachfrage nach Bauland in Erndtebrück hat er nicht beschert. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Die Erwartung von mehr Jobs war richtig, aber die Schlussfolgerung über die Niederlassungsbereitschaft war es nicht. Das zeigen auch die jüngsten Daten der IHK: Sie verzeichnen für Erndtebrück einen Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse von 2000 bis 2021 um 26,4 Prozent. Nur Olpe und Wenden (jeweils über 50 Prozent Zuwachs) liegen im IHK-Bezirk besser. Allerdings bleibt Erndtebrück nach wie vor die „Pendlerkommune“ – IHK-Zahlen aus dem Jahr 2019 belegen das eindrucksvoll. 3200 Menschen fahren zur Arbeit in der Edergemeinde, nur 2075 verlassen sie dafür.

Gleichzeitig kommt hinzu, dass im Kernort Neubaugebiete wie die Roger-Drapie-Straße oder der Beethovenstraße extrem nachgefragt waren und Wohnraum mit der sukzessiven Sanierung der Kuhlmann-Siedlung für Entlastung auf dem Wohnmarkt sorgen. Und dann kommt der Regionalplan noch oben drauf: Die Bezirksregierung machte deutlich, dass alle drei Wittgensteiner Kommunen zu viel ungenutzte Wohnbauflächen vorhielten.

Das sagt die Gemeinde

Auf Nachfrage erläuterte die Gemeinde dazu: „Im Zuge der Regionalplan-Aufstellung gab es mehrere Gespräche zwischen der Bezirksregierung Arnsberg und der Gemeinde Erndtebrück. Hierbei ist auch der Überhang an Wohnflächenreserven ein zentrales Thema gewesen. Die Gemeinde Erndtebrück ist zweifelsohne in der Situation, hier Reserven abzubauen. Im Zuge dessen wurden verschiedene Flächen geprüft. Hierbei konnten verschiedene Flächen identifiziert werden, bei denen in absehbarer Zeit keine Entwicklung in Aussicht steht. Das Baugebiet im Boden überschreitet die Nachfrage im Ortsteil Schameder deutlich, sodass hier eine Umnutzung die Konsequenz ist. Um über keinen zu großen Überhang an Wohnflächenreserven zu verfügen, ist die Gemeinde Erndtebrück bestrebt. eine bedarfsgerechte Entwicklung vorzunehmen.

Mit dem Baugebiet Beethovenstraße wurde hier für den Kernort bereits die kurzfristige Nachfrage abgedeckt. Da es absehbar ist, dass es in den kommenden Jahren weitere Bauinteressenten für den Kernort geben wird, gibt es hier bereits Überlegungen, weitere Flächen zu entwickeln. Dies wird jedoch frühestens in 2024 erfolgen.“

Derzeit befindet sich der Bebauungsplan Nr. 4 im Ortsteil Birkelbach „An der Großschlade – West“ im Verfahrensschritt der Beteiligung. Auf diese Weise soll ein Baugebiet mit insgesamt elf Bauplätzen entstehen.

Um das Ziel einer bedarfsgerechten Planung erreichen zu können, ist es für die Verwaltung wichtig, einen möglichst guten Überblick über die Nachfrage-Situation zu haben. Bauinteressenten sind daher eingeladen, ihr Interesse auf Homepage der Gemeinde Erndtebrück oder aber per E-Mail an bauen@erndtebrueck.de zu bekunden.