Wittgenstein. Die Zahl der freien Baugrundstücke sinkt rapide. Und der Regionalplan fordert sogar, weniger Bauland auszuweisen. Das klingt wie Monopoly.

Bei Monopoli ist die Sachlage klar. Wie im Spiel wird auch in Wittgenstein trotz steigender Preise für Baumaterial und Wartezeiten auf einzelne Teile kräftig investiert. Hintergrund sind die nach wie vor günstigen Kreditzinsen bei gleichzeitig schwacher Verzinsung auf das Ersparte. Betongold ist also wieder hoch im Kurs. Deshalb haben wir uns den Grundstücksmarktbericht 2021 wie auch die Bodenrichtwerte genauer angeschaut und mit den drei Wittgensteiner Kommunen gesprochen.

Lesen Sie dazu auch:

Bauen in Wittgenstein
Bauen in Wittgenstein © Westfalenpost | Sascha Kertzscher

Aber zurück zum Monopoli. Die Schlossallee gibt es weder in Bad Laasphe noch in Bad Berleburg, die beiden Bäder haben dafür Schlossstraßen. Eine Parkstraße gibt es in Bad Berleburg aber schon. Nur gehören diese Straßenzüge - anders als auf dem Spielbrett - nicht zum teuersten Pflaster in Wittgenstein. In Bad Berleburgs Poststraße wird mit 150 Euro pro Quadratmeter der höchste Preis in Wittgenstein aufgerufen. In Bad Laasphe sind es rund um den Wilhelmsplatz und entlang von Lahn- und Bahnhofstraße 100 Euro - genauso viel wie im Ortskern von Erndtebrück zwischen den beiden Kreiseln. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese Lage an den Haupteinkaufsstraßen keine reine Wohnbebauung ist. Beste Wohnlagen kosten in Wittgenstein zwischen 110 und 75 Euro. Die Preise sind stabil und liegen deutlich unter dem Mittel im Kreis. Filetstücke zum Wohnen werden hier mit 140 Euro gehandelt.

Nachfrage steigt

Regionalplan setzt Grenzen des Wachstums

Der Regionalplanentwurf setzt dem Wachstum in Wittgenstein Grenzen. Dort wird den drei Kommunen bescheinigt, zu viel unbebaute Wohnbauflächen vorzuhalten. Wie die drei Kommunen mit der Forderung nach Reduzierung bei einem gleichzeitigen Bauboom umgehen, ist ganz unterschiedlich:

Erndtebrück: „Die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplanes wurde bereits beschlossen und wird derzeit erarbeitet. Hierbei werden Wohnbauflächen, die in absehbarer Zeit nicht entwickelt werden können, vorwiegend in landwirtschaftliche Flächen geändert. Somit soll der Handlungsspielraum geschaffen werden, auch künftig eine maßvolle und zielgerichtete Wohnflächenentwicklung betreiben zu können. Ein wichtiger Bestandteil ist hierbei auch die Sicherstellung einer zügigen Bebauung von neuem Bauland. Dies geschieht durch die Eigenvermarktung der Gemeinde und eine im Kaufvertrag geregelten Bauverpflichtung, die sicherstellt, dass Baugrundstücke tatsächlich zur Versorgung von Wohnraum und nicht als Spekulationsobjekt genutzt werden“, berichtet Nadine Treude für die Gemeinde.

Bad Berleburg: „Die Stadt Bad Berleburg verfügt entsprechend der Bedarfsermittlung der Bezirksregierung Arnsberg über deutliche Überhänge an Wohnbauflächen. Im Rahmen eines kommunalen Baulandmanagements sollen diese Flächen in Abstimmung mit der Politik angepasst werden“, schreibt Tobias Feige für die Stadt Bad Berleburg.

Bad Laasphe: „Die Forderung betrifft auch Bad Laasphe, denn auch hier gibt es einen Überhang an Wohnbauflächen. Die Verwaltung ist bereits vor geraumer Zeit mit einem Lösungsvorschlag in die Politik gegangen. Sie hatte sich seinerzeit angeschaut, wo in den jeweiligen Ortschaften Flächen verträglich zurückgenommen werden könnten, weil dort noch kein Baurecht herrscht. Der entsprechende Vorschlag ist jedoch seinerzeit von der Politik abgelehnt worden. Zurzeit steht die Verwaltung zu dieser Thematik im Austausch mit der Bezirksregierung. Dennoch agiert sie aktuell aufgrund der regen Bautätigkeit und der hohen Nachfrage nach Baugrundstücken eher zurückhaltend, was weitere Maßnahmen bzw. Lösungsvorschläge angeht“, so Ann-Kathrin Müsse.

Bauland wird in Wittgenstein gesucht: „Die Nachfrage ist sehr lebhaft, besonders in den letzten zwei Jahren hat sie sich deutlich erhöht“, berichtet Ann Kathrin Müsse für die Stadt Bad Laasphe. Der Abteilungsleiter für Wohnen-, Stadt- und Dorfentwicklung im Bad Berleburger Rathaus bestätigt das: „Die Nachfrage nach Baugrund war bereits in den vergangenen drei Jahren recht hoch und ist zuletzt sogar noch einmal gestiegen.“ Nadine Treude berichtet für die Gemeinde Erndtebrück: „Die Nachfragen an Bauplätzen ist konstant, was sich beispielsweise am Neubaugebiet um die Beethovenstraße zeigt, welches nahezu ausvermarktet ist noch bevor die Baustraße fertiggestellt werden konnte. Auch für Bauland in den Ortsteilen besteht eine konstant hohe Nachfrage. Die Verwaltung ist bestrebt, bedarfsgerechte Wohnflächenentwicklung zu betreiben, ist jedoch darauf angewiesen, dass potenzielle Flächen zur Verfügung gestellt werden.“

Wo gibt es Bauplätze?

Bei dieser Baukonjunktur stellt sich die Frage: Wo sind denn noch Bauplätze frei? In Erndtebrück ist die Sachlage klar: Im Neubaugebiet Altenschlag-Grimbach (Beethovenstraße) sind derzeit noch drei Baugrundstücke frei, die jedoch bereits reserviert sind und voraussichtlich in Kürze veräußert werden. Die Gemeinde arbeitet bereits an der Entwicklung neuer Wohnbauflächen,. Der Schwerpunkt liegt hierbei aktuell auf dem Kernort und dem Ortsteil Birkelbach. Zudem wird im Ortsteil Birkefehl nach eine Lösung gesucht verfügbare Bauplätze zu schaffen. Nach Kenntnis der Verwaltung stehen derzeit etwa 16 Bauplätze in privatem Besitz am Markt zum Verkauf, die sich auch auf die Ortschaften verteilen. Es gibt sowohl im Kernort, als auch in allen Ortschaften weitere Baulücken in privatem Besitz die jedoch zur Zeit nicht am Markt angeboten werden,, berichtet Nadine Treude.

In Bad Berleburg können von der Verwaltung nur die Baugrundstücke genannt werden, die im städtischen Eigentum sind und durch die Stadt selbst vermarktet werden. Im Neubaugebiet „Am Sengelsberg II“ sind von 12 neuen Grundstücken vier reserviert. In Aue, „Hinter der Laie“ sind von drei verfügbaren Grundstücken zwei reserviert.

In Bad Laasphe gestaltet sich die Situation schwieriger: „Da es in Bad Laasphe kein Baulückenkataster gibt, kann die Verwaltung hier nur die freien Baugrundstücke angeben, die städtisch sind. Da gibt es ein freies Baugrundstück in Bad Laasphe, für das bereits Anfragen vorliegen, sowie zwei freie Baugrundstücke in Banfe“, erläutert Ann Kathrin Müsse.