Wittgenstein. Grund sind laut Betreiber Kurhessenbahn zahlreiche erkrankte Lokführer. Wie es jetzt weitergeht, erläutert Bahn-Sprecher Hans-Martin König.

„Zugausfälle bei der Kurhessenbahn wegen Personalausfällen“, heißt es im Internet-Auftritt der Kurhessenbahn zur RB 94. „Bitte informieren Sie sich vor Fahrtantritt in der Navigator- und der Streckenagenten-App.“ Fahrgäste, die gerade am Wochenende öfter mit der Oberen Lahntalbahn (RB 94) von Bad Laasphe aus Richtung Marburg unterwegs sind, können es spüren: Vier bis fünf Zug-Verbindungen fallen derzeit samstags aus – und für zwei Verbindungen unter der Woche am Nachmittag und am Abend ist immerhin ein Schienenersatzverkehr (SEV) per Bus organisiert.

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Der Grund: Bei den Triebfahrzeugführern fehlt derzeit schlicht das Personal – „wegen Erkrankung“, wie es im derzeit gültigen Ersatzfahrplan heißt. Vorwiegend wegen Corona, wie Hans-Martin König bedauernd bestätigt, Leiter In­frastruktur bei der Kurhessenbahn als Betreiber. Deshalb habe man in Rücksprache auch mit dem Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) ein Konzept erarbeitet. Ziel sei es, dass nachfragestärkere Züge der Oberen Lahntalbahn auf jeden Fall gefahren werden können, einschließlich Schülerverkehr. Die Ausfälle beträfen vor allem den Abschnitt zwischen Bad Laasphe und Marburg, „weil wir da ja im Stunden-Takt fahren“, erläutert König. Und weil es von Bad Laasphe nach Erndtebrück nur im Zwei-Stunden-Takt weitergehe, sei die Ausdünnung der Verbindungen dort eher gering.

HLB hat ganz andere Probleme

Die Kundinnen und Kunden der Bahn hätten für solch eine Situation schon Verständnis, ist König überzeugt. Schließlich zögen sich die aktuellen Auswirkungen der Corona-Pandemie ja auch durch andere Lebensbereiche und alle Gesellschaftsschichten.

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Stichwort Schienenersatzverkehr: Den zu organisieren, sei zum Beispiel auch ein Problem gewesen, so König, weil auch Busfahrer von Erkrankungen betroffen gewesen seien. Grundsätzlich seien Bus-Unternehmen „schon etwas flexibler“ einsetzbar, so König – brauchten Busfahrer doch nur Ortskenntnis und ein funktionierendes Navi. Ein Lokführer oder Triebfahrzeugführer dagegen brauche auch Streckenkenntnis – König: „Ich kann einen Lokführer aus dem Raum Kassel nicht ohne weiteres in Wittgenstein einsetzen“ – es sei denn, er sei die Strecke schon einmal oder besser mehrere Male gefahren.

Ersatzfahrplan gilt bis 2. Oktober

RB 93: Busse statt Züge ab Siegen

Ganz störungsfrei läuft der Verkehr auf der Rothaarbahn (RB 93) derzeit nicht: Aufgrund von Bauarbeiten entfallen nämlich die Züge der Linie RB 93 zwischen Siegen und Betzdorf (Sieg) – und zwar noch bis Montag, 5. Oktober.

Die Hessische Landesbahn bietet in diesem Zeitraum einen Schienenersatzverkehr mit Bussen (SEV) an. Zusätzliche Kleinbusse fahren die Haltestellen „Eiserfeld“ und „Niederschelden-Nord“ an. Die Fahrtzeit verlängert sich durch den SEV um etwa 15 Minuten. Achtung: Reisende können keine Fahrräder in den Bussen mitnehmen.

Der geänderte Fahrplan und die Lage der Ersatzhaltestellen sind unter www.hlb-online.de sowie www.bahn.de und www.spnv-nord.de ersichtlich.

Der Ersatzfahrplan für die Obere Lahntalbahn gilt offiziell noch bis Sonntag, 2. Oktober. Und dann? „Unser Ziel ist es zumindest von der Dienstplan-Gestaltung her, dass wir ab Anfang Oktober wieder das volle Programm bieten“, hofft König. Er gehe jedenfalls im Moment nicht davon aus, dass es noch einmal eine größere Corona-Welle gebe. Obwohl: „Niemand kann vorhersehen, was im Herbst passiert.“

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Unterdessen läuft der Zugverkehr auf der Rothaarbahn (RB 93) von Bad Berleburg Richtung Siegen fahrplanmäßig. „Gott sein Dank ist es bei uns momentan nicht so, dass wir signifikant hohe Krankenzahlen haben“, klopft Peter Runge auf Holz, Prokurist der Hessischen Landesbahn (HLB) als Betreiberin. Sicher: Morgens früh könne immer wieder einmal ein Engpass entstehen, wenn sich allzu viele Lokführer kurzfristig krank meldeten.

HLB: Eher Probleme mit fehlenden Fahrdienstleitern

Derzeit habe die HLB eher Probleme mit dem Infrastruktur-Anbieter DB Netz und fehlenden Fahrdienstleitern. So geschehen vor einiger Zeit in Kreuztal, berichtet Runge, zum Glück nicht in dem Maße, wie in anderen Netzen. So sei neulich die Bahnstrecke zwischen Limburg und Gießen längere Zeit für halbe Tage gesperrt gewesen, weil es gravierenden Personalmangel in einem Stellwerk gegeben habe. Probleme mit dem Krankenstand träten punktuell immer wieder auf, bedauert der HLB-Prokurist – und ließen sich eben nicht immer mit personeller Reserve auffangen.