Bad Berleburg. Ein Makler will die Ladenlokale in dem marodem Gebäude als Top-Immobilien vermieten. Der Besitzer weiß davon nichts – und zeigt sich verwundert.
- Ein Immobilienmakler aus Karlsruhe bietet das verkommene Eins-A-Gebäude online an
- Als Jahr für die „letzte Modernisierung/Sanierung“ wird dort 2022 angegeben
- Eigentümer Dieter Gawron ist verwundert: In Absprache mit ihm werde die Immobilie nicht Internet vermarktet.
„Großzügige Einzelhandels-/Gewerbeflächen in frequentierter Innenstadtlage – Parkhaus.“ Und: „Ehemaliges Kaufhaus mit großzügigen Erdgeschossflächen in frequentierter Lage“. Unter diesen Überschriften bietet ein Immobilienmakler aus Karlsruhe derzeit auf mehreren Immobilien-Plattformen im Internet Räume in einem Bad Berleburger Objekt zur Miete an, deren Angaben erkennbar zum ehemaligen Eins-A-Gelände an der Schulstraße passen. Interessenten werden derzeit jedoch vertröstet.
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13 Euro Monatsmiete pro Quadratmeter soll die Nutzung der einzelnen Ladenlokale kosten, aus denen der riesige Gebäudekomplex samt Parkhaus, Baujahr 1985, neben mehreren Wohnungen besteht. Mehrere
anklickbare Grafiken zeigen den Gebäude-Komplex an der Schulstraße von seiner schönsten Seite. Und als Jahr für die „letzte Modernisierung/Sanierung“ wird 2022 angegeben. Allerdings sehen die leerstehenden, baulich eher maroden Gebäudeteile, die bereits mit Vandalismus-Schäden in die Schlagzeilen geraten sind, in der Realität so gar nicht saniert aus.
Eigentümer Gawron zeigt sich verwundert
Dennoch: „Neu saniertes und gestaltetes ehemaliges Kaufhaus in sehr guter Innenstadtlage mit über 300 Parkplätzen direkt am Objekt“, heißt es in der Beschreibung weiter. Und: „Das Ensemble befindet sich in frequentierter Innenstadtlage umgeben von zahlreichen Einzelhandelsgeschäften, Gastronomie und Wohnen. Den Bahnhof erreichen Sie in etwa 300 Metern.“
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Der Troisdorfer Geschäftsmann Dieter Gawron, der die Eins-A-Immobilie 2015 mit der Kölner GIG Immobilien GmbH & Co. KG gekauft hatte, zeigt sich auf Nachfrage unserer Redaktion verwundert. In Absprache mit ihm werde die Immobilie derzeit jedenfalls nicht im Internet vermarktet, sagt er. „Sonst würde da auch der Name meiner Gesellschaft stehen.“ Und „aktuell bin ich noch Eigentümer des Objektes“, betont Gawron. Wer also bietet hier die Ladenlokale zur Miete an?
Makler Deck spricht von „Schwebe-Situation“
Unterdessen weist Makler Alfred Deck von der Karlsruher reallocation commercial properties gmbh ernsthafte Interessenten des Miet-Angebots darauf hin, dass die weitere Vermarktung des Objekts durchaus noch nicht gesichert sei. Schließlich habe die Stadt Bad Berleburg ein gesetzlich verbrieftes Vorkaufsrecht für eine Immobilie, sofern sie ein städtebaulich berechtigtes Interesse habe. Würde dieses Vorkaufsrecht greifen, so Deck auf Nachfrage weiter, „dann wären wir wohl außen vor mit der Vermarktung“. Wenn jedoch ein neuer privater Investor den Zuschlag bekomme, dann werde man gerne weiter vermarkten. Aber: „Wir haben im Moment eine Schwebe-Situation“, bedauert Deck.
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Wichtiges Instrument: Vorkaufsrecht
Das Vorkaufsrecht für die Kommune ist in den Paragrafen 24 bis 28 Baugesetzbuch (BauGB) geregelt.
Politisch besonders wichtig ist das Vorkaufsrecht im Zusammenhang mit förmlich festgelegten Sanierungsgebieten und städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen sowie mit Erhaltungssatzungen nach Paragraf 172 BauGB, die dem Erhalt des städtebaulichen Charakters eines Gebiets, dem Erhalt der Zusammensetzung der Wohnbevölkerung („Milieuschutz“) oder einer städtebaulichen Umstrukturierung dienen.
An sich müsste das Bad Berleburger Immobilien-Angebot deshalb längst aus dem Internet genommen worden sein, räumt Deck ein. Denn die Objekt-Beschreibungen bezögen sich auf eine Eins-A-Immobilie, die eigentlich schon längst hätte saniert werden sollen – wenn da nicht die erwähnte „Schwebe-Situation“ wäre. Entstanden sei der Text des Online-Inserats im Übrigen gemeinsam mit einem potenziellen Käufer der Immobilie. Wer sich dahinter verbirgt, möchte Deck jedoch nicht sagen.
Stadt hat Immobilie weiterhin im Visier
Im Bad Berleburger Rathaus haben die Verantwortlichen das Gelände an der Schulstraße unterdessen weiterhin ganz klar im Visier. „Die Stadt Bad Berleburg plant, das ehemalige Eins-A-Areal zu erwerben und im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung umzugestalten.“ Das bestätigt auf Anfrage unserer Redaktion Christoph Koch, im Bad Berleburger Rathaus Dezernent und Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Wohnen. Und dazu „befinden sich alle Beteiligten im Austausch“.
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Nach Informationen unserer Redaktion hat die Stadt rund 1,43 Millionen Euro aus NRW-Landesmitteln verfügbar gemacht, um das Eins-A-Areal selbst zu erwerben und abzureißen. Und mit Blick auf
abzurufende Fördermittel „befinden wir uns fortlaufend in Gesprächen mit dem Fördermittelgeber“, so Christoph Koch weiter.
Stadt-Vertreter und Investoren an einen Tisch
„Wir wissen alle: Das ist ein schwieriges Objekt“, sagt Inhaber Dieter Gawron über das Eins-A-Areal – und setzt offensichtlich auf eine einvernehmliche Lösung. Schließlich solle es das Bestreben sein, findet er, „dass für die Stadt Bad Berleburg etwas Tolles entsteht“. Und hier müssten die Stadt-Vertreter an den Tisch, ebenso neue Investoren. Nur dann könnten am Ende alle Beteiligten zufrieden sein.