Bad Berleburg. In Bad Berleburg wurden zwei Frauen attackiert, beleidigt und eine leicht verletzt. Ein ausländerfeindlicher Hintergrund steht im Raum.
Ein Streit unter Autofahrern auf dem Parkplatz eines Bad Berleburger Supermarktes ist am Freitag gegen 19 Uhr von einer wörtlichen zu einer körperlichen Auseinandersetzung eskaliert und führte zu einem Polizeieinsatz. Dabei steht sogar ein möglicher ausländerfeindlicher Hintergrund im Raum.
Gegenüber dieser Zeitung schilderten die beiden Töchter einer Betroffenen den Vorfall. Eine war an der Auseinandersetzung beteiligt, die andere schaltete mit einer Mail an diese Redaktion die Presse ein.
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Das bedeutsame: Der Vorfall bestätigt sich auch nach Recherchen bei der Polizei in Bad Berleburg im Wesentlichen. In einem entscheidenden Punkt aber soll sich das Ganze nicht so zugetragen haben, wie zunächst angenommen.
So beschreiben die Frauen den Hergang
Zwei Frauen – Mutter und Tochter – waren am Freitag gegen 19 Uhr nach einem Hundespaziergang auf den Parkplatz eines Supermarktes gefahren. Die 58-Jährige und ihre 32-jährige Tochter wollten noch etwas einkaufen und stellten ihren Firmenwagen mit einem polnischen Kennzeichen auf dem Parkplatz ab.
Dann aber sei ein schwarzer Audi schnell und dicht auf der Fahrerseite neben den Wagen der beiden Frauen gefahren. Darin saßen ein Mann und eine Frau, beide etwa Mitte 30 bis Mitte 40. Die beiden Insassen des Audi hätten sofort angefangen, die beiden Frauen zu beschimpfen. Dabei seien auch sexistische und rassistische Kraftausdrücke gefallen, berichtet die 32-jährige Tochter, die im Gespräch mit der Redaktion auch den fremdenfeindlichen Hintergrund unterstreicht. „Das waren eindeutig polnische Schimpfworte, die aber mit deutschem Akzent ausgesprochen wurden.“
Der Mann habe sich im Laufe der Auseinandersetzung der Mutter genähert und sie massiv beleidigt. Mutter und Tochter seien „völlig verängstigt und perplex“ gewesen, berichtet die unbeteiligte zweite Tochter in ihrer Mail an die Redaktion.
Foto vom Fahrzeugkennzeichen
Als die Mutter daraufhin mit der Polizei gedroht habe und auch eine Handy-Aufnahme des Kennzeichens – ROF für Rothenburg an der Fulda – gemacht hat, habe der Mann versucht, ihr das Handy zu entreißen. „Er hat meine Mutter ganz fest am Oberarm gepackt und geschüttelt“, berichtet die 32-jährige Tochter.
„Meine Schwester stellte sich schützend vor meine Mutter, da kam auch die Frau auf beide zu und wollte meine Schwester mit erhobener Faust schlagen, der Mann zog die Frau weg, sodass sie meine Schwester, schlimm genug, lediglich kratzte und nicht noch schlimmer verletzte.“
Warum der Streit so eskaliert ist, darüber spekulieren die Opfer auch. Sie habe bei der Frau den Eindruck gehabt, dass diese entweder Alkohol oder Drogen konsumiert habe und deshalb aggressiv gewesen sei. „Als der Mann gesehen hat, dass die Frau zuschlagen wollte, hat er sie zurückgehalten“, berichtet die 32-jährige Tochter.
Nur ein Zeuge schreitet ein
Trotz mehrerer Zeugen auf dem Parkplatz sei nur ein junger Mann zur Hilfe gekommen, der einschreiten wollte. Diese Gelegenheit konnten die Mutter und die Tochter nutzen, um in ihr Auto einzusteigen. Losfahren aber konnten sie nicht, weil der Mann zunächst an der Fahrertür versucht habe, die Mutter dazu zu bringen, das Handyfoto seines Autokennzeichens zu löschen. Später stellte er sich hinter das Fahrzeug und rüttelte daran. Erst als der hinzugekommene Zeuge vermittelte und berichtete, dass das Foto gelöscht sei, konnten die beiden Frauen mit ihrem Auto flüchten.
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„Wir sind erst einmal auf einen anderen Parkplatz gefahren, um zu überlegen, was wir machen. Dann haben wir erst die 112 statt der 110 gewählt und entschieden, persönlich zur Polizei zu fahren. Wir hatten ja auch Angst, dass die hinter uns herfahren“. Im Herrengarten erstatteten die beiden Frauen dann Anzeige gegen Unbekannt, konnten aber zumindest das nicht gelöschte Handyfoto vom Kennzeichen vorweisen.
Erfolgreiche Fahndung
Auf Nachfrage der Redaktion berichtet die Polizei, dass die Tatverdächtigen aufgrund des Kennzeichens und der Personenbeschreibung noch am selben Tag in Bad Berleburg ermittelt und angehalten werden konnten. In einer ersten Vernehmung bestätigten die Beschuldigten auch den Streit mit den beiden Frauen und gaben auch zu, dass sie die Frauen massiv beleidigt hätten und es zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen sei.
Was die Ursache für den Streit angeht, gaben der Mann und die Frau aus Rothenburg an der Fulda an, dass sie auf dem Parkplatz des Supermarktes hatten einparken wollen, als die beiden Frauen in dem Wagen unvermittelt die Tür geöffnet hätten. Offenbar hatte die Wut über einen „Beinahe-Unfall“ das Paar aus der Haut fahren lassen. Dass sie die beiden Frauen angegangen seien, weil diese ein Fahrzeug mit polnischem Kennzeichen gefahren seien, bestritten die Beschuldigten aber.
Dass es den beiden lediglich um den Parkplatz gegangen wäre, glaubt die 32-jährige Tochter nicht. „Neben uns waren noch mehrere Parkplätze frei und wir waren auch schon ausgestiegen, als die auf uns zugefahren sind.“
Unabhängig davon dürfte auf den Mann und die Frau aus Hessen ein Strafverfahren wegen Beleidigung, Nötigung und Körperverletzung zukommen.