Wittgenstein. Je wärmer es ist, desto weniger Sauerstoff bildet sich in den Gewässern – und das hat Folgen für die Tierwelt.

Die langanhaltende Trockenheit in diesem Sommer mit hohen Temperaturen hat in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens und so auch im Kreis Siegen-Wittgenstein zu geringen Abflüssen der Fließgewässer bis hin zum Trockenfallen geführt. Das teilt der Kreis Siegen-Wittgenstein auf Nachfrage der Lokalzeitung mit. „Vielerorts sind die Grundwasserstände auf niedrigem Niveau. Aufgrund dieser Trockenheitsphase wird auch der Wasserzufluss in Weiher und Talsperren geringer. Dieses führt tendenziell zu geringeren Wasserständen in diesen Stauanlagen. Im Gegensatz zu Fließgewässern, von denen manche auch kein Wasser mehr führen, befinden sich in den Weihern und Talsperren jeweils noch ein Wasserreservoire“, so der Kreis. Doch macht die anhaltende Trockenheit mit hohen Temperaturen vielen Tieren zu schaffen. Insbesondere Fische leiden unter hohen Wassertemperaturen und dem damit einhergehenden Sauerstoffmangel, wie Hartmut Habicht, Vorsitzender des Fischereivereins Wittgenstein, erläutert.

„Seit gut drei Jahren haben wir – abgesehen von den vielen Niederschlägen im vergangenen Jahr – mit der Dürre zu kämpfen“, sagt er. „Die Fische in der Region sind stark gefährdet, es gibt wenig Wasser in den Bächen und Teichen – hinzu kommt die Hitze. Je wärmer es ist, desto weniger Sauerstoff kann sich bilden.“ Und genau diesen Sauerstoff benötigen die Lebewesen in den Gewässern. Denn: Fische sind wechselwarme Tiere. Bei steigenden Temperaturen bewegen sie sich schneller – und verbrauchen mehr Energie. Doch in aufgeheiztem Wasser sinkt der Sauerstoffgehalt. Die Folge: Die Fische bewegen sich immer hektischer und müssen mehr Energie aufwenden, nur um Atmen zu können.

Neue Fischarten erwartet

Ein weiteres Problem dabei ist, dass die natürlichen Nährtiere ebenfalls wegsterben. „Wir gehen davon aus, dass es kommendes Jahr nur noch einen Bruchteil des natürlichen Futters für die Fische gibt.“ Die Gewässer in der Region werden sich also in Zukunft stark verändern – davon ist Hartmut Habicht überzeugt. „Wittgenstein ist an sich eine Forellenregion gewesen, doch Forellen brauchen viel Sauerstoff und niedrige Temperaturen. In Beddelhausen und Schwarzenau ist dies nicht mehr gegeben. Dafür werden hier bald andere Fischarten nachwandern.“ Wo das hinführe, könne er nicht sagen. „Niemand weiß, wie sich das alles entwickelt. Aber es wird eine Veränderung mit sich bringen. Wer weiß, vielleicht sehen wir in einigen Jahren in Raumland dann vermehrt andere Fischarten – zum Beispiel Hechte.“ Den würde man aktuell schon vereinzelt dort sehen.

Lesen Sie auch:Biogas in Wittgenstein: Retter in der Energiekrise?

Als „wir das Fischsterben im Amalienhütter Weiher hatten, weil das Gewässer umgekippt war, sind wir auf unerwartet viele Brassen gestoßen“, erinnert sich Habicht. Damit habe man damals nicht gerechnet – und so sei es auch bei anderen Gewässern möglich, dass man auf mehr Fische stößt als erwartet. Heute hat sich der Amalienhütter Weiher wieder von selbst erholt und zeigt einen guten Fischbestand, so Habicht. „Das freut uns sehr.“

Lesen Sie auch: Es herrscht Alarmstufe Rot für den Wald

Aber es gibt auch Gewässer, die aktuell noch nicht von der Trockenheit betroffen sind, wie Martin Haschke aus Aue-Wingeshausen berichtet. „Wir haben Teiche unterhalb des Wisentgeheges gepachtet und können uns aktuell nicht beklagen. Wir haben noch genug Wasser und alle Fische sind wohl auf“, so Haschke. „Wir sind aber auch relativ weit oben“, erklärt er. Generell, so Haschke, sei 2018 – was den Wassermangel betrifft – schlimmer gewesen.

Die Löschwasserversorgung

Hubertus Winter, Forstverwalter der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer, kennt das Problem mit der Dürre und der Trockenheit – auch in Bezug auf die eigenen Teiche der Rentkammer. „Wir brauchen uns nicht der Illusion hingeben, dass es in den kommenden Jahren im Sommer mehr Niederschläge geben wird.“ Was die eigenen Teiche betreffe, so sei ihm nicht bekannt, dass dort einer gekippt sei. Aktuell aber liege das Augenmerk vor allem auf dem aktuellen Waldsterben aufgrund der Trockenheit und dem Borkenkäfer, der Wiederaufforstung sowie der Löschwasserversorgung. „Wir betreiben keine Fischzucht – für uns haben die Teiche eine größere Bedeutung als Löschwasserteiche. Es ist wichtig – gerade im Hinblick auf die riesigen Kahlflächen und die Waldbrandgefahr – dass die Löschwasserreservoirs gut gefüllt sind“, so Winter. „Hierbei stehen wir in engem Austausch mit der Feuerwehr.“ Gerade Wälder mit großen Kahlflächen sind besonders von der Austrocknung und damit der Waldbrandgefahr betroffen.

Daher hofft man auch hier, dass die Winter- und Frühjahrsmonate wieder ausreichend Niederschläge mit sich bringen – sowohl für die Teiche als auch für die Vegetation und die Lebewesen.

Das sagt der Kreis

Wie der Kreis Siegen-Wittgenstein auf Nachfrage berichtet, sind derzeit „grundsätzlich keine Einschränkungen der öffentlichen Wasserversorgung aufgrund der anhaltende Trockenheitsphase im Kreisgebiet bekannt. Zum Stichtag 1. September, ist die Breitenbachtalsperre zu 58,5 Prozent gefüllt und die Obernautalsperre zu 72,1 Prozent“.

Lesen Sie auch: Dürre: Bäche in Siegen trockne aus

Dieses Stauvolumen liege über dem Volumen der Jahre 2020 und 2019 zum vergleichbaren Zeitpunkt und entspreche in etwa dem Volumen des Vorjahres. „Wie auch schon vom Wasserverband Siegerland-Wittgenstein in öffentlichen Verlautbarungen deutlich gemacht, ist mit Engpässen in der Trinkwasserversorgung zur Zeit nicht zu rechnen. Die aktuell lang anhaltende Trockenheitsphase zeigt deutlich, das Talsperren, die der Speicherung von Trinkwasser dienen und somit auch als Trinkwasserreservoir genutzt werden, mit dazu beitragen, die langfristige Sicherstellung der Trinkwasserversorgung sicherstellen.“