Schameder. „Nirgends ist man so frei wie beim Fliegen.“ Für die Mitglieder des Flugsportvereins Schameder geht es hoch hinaus. So kann man Pilot werden.

Einmal frei sein – und wie ein Vogel durch die Lüfte fliegen: Für Daniel Neutzler, 30 Jahre alt, ist dies kein unbekanntes Gefühl. Seit mehr als zehn Jahren fliegt er beim Flugsportverein Schameder-Wittgenstein, besitzt sowohl einen Pilotenschein für Segel- als auch Motorflugzeug und verbringt gern seine Freizeit auf dem Flugplatz Schameder – gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern.

Doch was ist das Besondere am Segelfliegen? Welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein und wie wird man Pilot? Die Redaktion hat sich dies auf dem Flugplatz – und in luftiger Höhe – selbst angeschaut.

Schon als Kind begeistert vom Fliegen

Strahlender Sonnenschein, warme Temperaturen – und doch bilden sich am Himmel über dem Flugplatz Schameder die ersten Wolken. „Wenn sich Wolken bilden, ist das ein gutes Zeichen für gute Thermik“, erklärt Daniel Neutzler. Der 30-Jährige ist Jugendleiterreferent und liebt das Fliegen. „Nirgends sonst ist man so frei wie beim Fliegen.“

Sicherheit geht vor: Vor jedem Flug werden die Flugzeuge gründlich kontrolliert.
Sicherheit geht vor: Vor jedem Flug werden die Flugzeuge gründlich kontrolliert. © WP | Ramona Richter

Es ist längst mehr als nur ein Hobby – es ist eine Leidenschaft für den jungen Piloten, der schon als Kind begeistert vom Fliegen war. „Damals hatte ich schon ein Modellflugzeug.“ Am meisten aber begeistert ihn heute das Segelflugzeug. „Hier geht es vor allem um den Sport – mit der richtigen Technik und guter Thermik können lange Strecken geflogen werden“, so Neutzler. Über 900 Kilometer – so der aktuelle Rekord eines Mitglieds im Segelfliegen.

Vom Fliege-Fieber gepackt

Thermik – darunter ist allgemein aufsteigende Luft, die wärmer ist als die Umgebungsluft, gemeint. Und die braucht ein Segelflugzeug, um möglichst lange in der Luft zu bleiben. Das weiß auch Philipp Pithan – der 27-Jährige hat vor zwei Jahren seine Ausbildung, die er vor einigen Jahren schon einmal startete – wieder aufgenommen. „Damals hatte ich mich für den Leistungssport entschieden.“

Blick ins Cockpit der Ask 13. Es ist eins der ältesten (Schul-)Flugzeuge, die der Verein besitzt.
Blick ins Cockpit der Ask 13. Es ist eins der ältesten (Schul-)Flugzeuge, die der Verein besitzt. © WP | Ramona Richter

Vor zwei Jahren aber packte ihn das Fliege-Fieber erneut. „Dieses Mal wollte ich es richtig durchziehen.“ Sein Wunsch? „Einmal über den Nürburgring fliegen.“ Der Motorsport sei eine weitere Leidenschaft von ihm. Heute hat er gleich mehrere Starts beim Segelfliegen vor. Die B-Prüfung steht an. Heißt: Drei saubere Platzrunden fliegen. „Mal schauen, ob ich sie heute mache“, so Pithan. Dann fehlt nur noch die C- und eine Therorieprüfung. „Jetzt aber will ich einfach nur fliegen.“ Mit der Ka 8 – einer Ein-Mann-Maschine – geht es per Windenstart für ihn nach oben.

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Der Windenstart ist eine Technik, mit der ein Luftfahrzeug ohne eigenen Antrieb auf eine für den Weiterflug ausreichende Geschwindigkeit und Höhe gebracht wird. Dabei wird es mit einem langen, an einer Seilwinde befestigten Seil in die Luft gezogen – auf dem Flugplatz Schameder wird dies per Turbine, die am LWK befestigt sind, gemacht. „Das ist das Einzige, wo wir Sprit beim Segelfliegen verwenden – sonst brauchen wir nur gute Wetterbedingungen – eigentlich ein sehr ökologisches Hobby“, so Neutzler, der heute die Ask 13 fliegt – eines der ältesten (Schul-)Flugzeuge, die der Verein besitzt.

Das älteste Flugzeug aus 1968

Insgesamt gibt es in Schameder im Verein 16 Flugzeuge – darunter 8 Segelflugzeuge, 2 Motorflugzeuge und 5 Ultraleichtflugzeuge (UL) und ein 1 Motorsegler. Die Ältesten von ihnen sind die oben genannten Segelflugzeuge Ka 8 aus dem Jahr 1968 und das Ask 13 von 1970. Zu sehen ist von dem Alter aber kaum etwas. „Die Wintermonate nutzen wir in der Regel für Instandsetzungen und Wartungsarbeiten“, so Pressewartin Petra Steiner.

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Denn: Sicherheit geht vor – so werden auch vor jedem Start die Flugzeuge per Check kontrolliert: Flugzeuge aus der Halle räumen, Flieger checken (technisch Prüfen, Fallschirme, Batterie einbauen), Autos( Leppo, Flugzeugrückholauto), F-Schleppflugzeug vorbereiten, ggf. Winde aufbauen – dann kann es losgehen mit dem Start der einzelnen Flieger. Zur Zeit zählt der Verein 41 aktive und 76 passive Mitglieder. Sechs Fluglehrer, drei aktive Segelflugschüler, zwei Motorseglerumschüler und ein Ultraleichtflugschüler. Meist seien es derzeit rund zehn Leute am Wochenende auf dem Platz. Und was ist gefragter bei den jüngeren Mitgliedern – Segel- oder Ultraleichtflug?

Hier kann man schnell Verantwortung übernehmen

„Der Segelflug ist billiger und bereits ab 14 Jahren möglich – zudem wird hier die Gemeinschaft mehr gelebt – allein schon weil man auf das Team angewiesen ist.“ Motorflug hingegen sei kostspieliger und erst ab 17 Jahren möglich. Die Ausbildung an sich verlaufe schnell – bleibt man regelmäßig dabei. „Hier kann man schnell Verantwortung übernehmen und alleine fliegen.“ Besonders der erste Alleinflug bleibt vielen in Erinnerung. „Ich weiß noch – bei den ersten drei Alleinflügen wollte ich schnell wieder landen. Heute möchte ich so lange wie möglich oben bleiben“, sagt Pithan mit einem Lachen. Eine Entwicklung, die viele der Piloten kennen.

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Doch welche Voraussetzungen müssen für den Start einer Ausbildung erfüllt sein? „Das Mindestalter liegt bei 14 Jahren für Segelflug und 16 Jahren für UL und Motorsegler. Zudem benötigt der Auszubildende eine Zuverlässigkeitsüberprüfung für motorbetriebene Ausbildung – und keinen Eintrag im polizeilichen Führungszeugnis“, so Steiner.