Bad Berleburg. Endlich: 20 Jahre sind sie ein Paar, dem nur der Trauschein fehlte. Jetzt haben Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein und seine Carina Ja gesagt.
Es ist die Hochzeit des Jahres in Bad Berleburg. Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein Berleburg (53) hat nach vielen Jahren seine Verlobten Carina Axelsson (53) endlich heiraten dürfen Und das dänische Kronprinzenpaar Frederik und Mary verlieh der verspäteten Fürstenhochzeit auf Schloss Berleburg zusätzlichen royalen Glanz. Mary und Frederik waren Trauzeugen. Das große Fest war das Happy End einer Liebe, die fast 20 Jahre unter einem unglücklichen Stern gestanden hat. Mit der Hochzeit krönt das Paar eine Beziehung, die viele Anfeindungen überstanden hat.
Schon seit Monaten liefen die Vorbereitungen für das gesellschaftliche Großereignis unter größter Geheimhaltung. Das Paar wollte nach den Nerven zehrenden Jahren des Rechtsstreits um das Fürstenerbe in sehr privatem Rahmen feiern. Privat heißt in diesem Fall aber nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Immerhin kamen zur standesamtlichen Trauung 40 Freunde und Verwandte. Die kirchliche Zeremonie am Samstagnachmittag in der Schlosskapelle endete mit einem Festbankett für 80 geladene Gäste.
Gästeliste
Darunter waren neben dem Kronprinzenpaar Mary und Frederik auch Frederiks Bruder Joachim und dessen Frau Marie, sowie Gustavs Schwester Prinzessin Alexandra mit ihrer Tochter Ingrid und Gustavs Mutter Prinzessin Benedikte. Die dänischen Royals standen am Wochenende aber auch unter Zeitdruck. So mussten das Kronprinzenpaar am Montag schon zum Royal Run nach Aalborg und Prinzessin Benedikte zur Eröffnung der dänischen Dressurmeisterschaften abreisen.
Nur die Zaungäste blieben - wie es der Name sagt - außen vor. Das hat bei einigen Bad Berleburgern für Enttäuschung gesorgt. Immerhin sind viele Bürger der Stadt stolz auf ihr Schloss und auch auf die fürstliche Familie, die mit ihren engen Beziehungen zu den europäischen Königshäusern die Kleinstadt im Rothaargebirge immer wieder auch ins Rampenlicht rückt. Aber auch hier gab es ein glückliches Ende.
Hoche Sicherheitsvorkehrungen
Illustre Gäste mit Diplomatenpass erfordern höchste Sicherheitsvorkehrungen. Polizei riegelte den Park ab und patrouillierte in den Straßen rund um das Schloss. Das schmiedeeiserne Tor bewachte ein privater Sicherheitsdienst. Schon seit Donnerstag waren Teile des Schlossparkes rund um die Orangerie für die Öffentlichkeit abgesperrt worden. Im von Carina Axelssonselbst umgestalteten Gartengelände gab sich der Neffe der dänischen Königin Margrethe II. und die Autorin das Ja-Wort - Mit Verzögerungen. Das Kronprinzenpaar, das mit dem Brautpaar nicht nur verwandtschaftlich, sondern auch freundschaftlich eng verbunden ist, reiste mit leichter Verspätung erst gegen 15 Uhr am Schloss an.
Wer einen Blick auf Braut und Bräutigam erhaschen wollte wurde an diesem Nachmittag aber enttäuscht. Der Schlosspark war abgesperrt und das Tor mit Folie verhängt. Dafür aber bestätigten Augen und Ohrenzeugen, dass im Anschluss auf Schloss Berleburg noch kräftig gefeiert wurde.
Am Morgen nach dem ersten rauschenden Fest herrschte geschäftiges Treiben rund um das Schloss. Die Blicke der Passanten und Adelsfans zogen vor allem zwei Frauen auf sich. Die frisch vermählte Prinzessin Carina und Kronprinzessin Mary starteten mit einem VW-Bus der Schlossverwaltung zu einer ausgedehnten Hunderunde in den Wald. Immer mit dabei die unvermeidlichen Personenschützer des dänischen Königshauses, die in einem schwarzen Mercedes-Van folgten. Wenig später reiste auch die Mutter des Bräutigams, Prinzessin Benedikte, pünktlich zum großen Tag ihres Sohnes an.
Zaungäste vor Schloss Berleburg
Fast verloren wirkten am Freitag und Samstag zwei dänische Journalisten vor dem Tor. Einen Fotografen und einen Reporter hat „Billed Bladet“ von Kopenhagen nach Deutschland geschickt. Nur zu sehen bekamen die beiden lange Zeit fast nichts. Ulrik Ulriksen aber blieb entspannt. „Die Sonne scheint, wir haben 22 Grad. Es ist schön, wieder in Berleburg zu sein“, sagt der Reporter mit dänischem Akzent. Zwei Tage lang sind sie auf der Jagd nach prominenten Gästen und Details der Hochzeit. Am Ende wurde die Geduld belohnt. Auf einer Treppenstufe an einem Fachwerkhaus gegenüber setzte sich der Reporter und tippte einen ersten Text in sein Handy. „Frederik und Mary sahen glücklich aus und wurden im Schlosshof von weiß gekleideten Dienern empfangen, die ihr Gepäck ins Schloss trugen“, schrieb er für das dänische Publikum.
Dann kommt der große Moment mit dem zweifachen Happy End: Um 17 Uhr führt Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg seine Carina vor den Traualtar. Er im klassischen Frack. Sie trägt ein bodenlanges, weißes Brautkleid mit Spitzenärmeln und einer langen Schleppe. Ein Diadem und ein Schleier schmücken die Braut. In der Hand hält sie einen grün-weißen Brautstrauß. Entworfen hat es die dänische Designerin Birgit Hallstein.
Testament verhinderte die Heirat sehr lange
Bilder aus dem Leben der Carina Axelsson in Bad Berleburg
Lange hatte es nicht danach ausgesehen. Das über 80 Jahre alte Testament von Gustavs Großvater hatte den noch ungeborenen Enkel zum Erben gemacht, verbunden mit der Bedingung, dass dieser eine protestantische Adelige heiraten müsse. Nach dem Tod von Gustavs Vater Richard im März 2017 hatte ein Cousin seines Vaters Anspruch auf das Erbe erhoben und auf die „nicht standesgemäße“ Beziehung zu der katholischen Bürgerlichen hingewiesen. 2020 hat das Oberlandesgericht den Erbstreit zugunsten von Prinz Gustav entschieden. Damit war der Weg zum Traualtar frei.
Auch Fans der Fürstenfamilien versöhnt
Nach der kirchlichen Trauung auch ein Happy End für die Zaungäste. Für ihre Geduld wurden sie mit einem Blick auf das glückliche Brautpaar belohnt, das ihnen zuwinkte. Zuvor hatten sich auch die Gastronomen auf der Oberstadt gefreut. Zwei sonnige Tage lang waren die Tische der Außengastronomie am Goetheplatz vor dem Schloss gut besucht.
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