Siegen-Wittgenstein. 40 Prozent der ukrainischen Kriegsflüchtlinge sind Kinder. Darum schafft der Kreis 86 neue Betreuungsplätze. Auch in Laasphe ändert sich etwas.

Für jede Planung braucht man einen Stichtag. Für die Planung des Kindergartenjahres ab August 2022 hatte das Jugendamt des Kreises Siegen-Wittgenstein wie in jedem Jahr Mitte März die konkreten Anmeldungen der Eltern ausgewertet. Diese Zahlen waren Grundlage für die Entscheidung, wo bis nach den Sommerferien noch zusätzliche Betreuungsangebote geschaffen werden müssen - unter anderem in Bad Laasphe.

40 Prozent Kinder aus der Ukraine

Da in den vergangenen Wochen zahlreiche Flüchtlinge aus der Ukraine auch zu uns nach Siegen-Wittgenstein gekommen sind, lag die Vermutung nahe, dass in der Praxis weitere, zusätzliche Kitaplätze gebraucht werden. Insbesondere, weil rund 40 Prozent der geflüchteten Ukrainer Kinder und Jugendliche sind.

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Deshalb hat das Kreisjugendamt in Kooperation mit den Städten und Gemeinden sowie den Trägern zum Stichtag 18. Mai noch einmal eine neue Bedarfserhebung durchgeführt. Dabei wurden von den Kommunen seit dem 17. März neu hinzugekommene Betreuungsbedarfe in das Fachverfahren siwi-webkita eingetragen. Berücksichtigt wurden dabei zum Beispiel noch freie Plätze oder Möglichkeiten einer Überbelegung. Die anschließende Auswertung durch das Kreisjugendamt hat ergeben, dass zwar schon etliche Kinder aus der Ukraine in Kindertageseinrichtungen betreut werden, für 86 aber noch Betreuungsplätze fehlen.

Bei der Abfrage zum 18. Mai wurden zudem nicht nur Veränderungen durch den Zuzug von Geflüchteten erfasst, sondern auch alle weiteren Veränderungen seit Mitte März, etwa durch Wechselwünsche, Um- oder Zuzüge.

Bis zu 900.000 Euro Kosten

Um all diese Bedarfe zum neuen Kindergartenjahr tatsächlich decken zu können, hat das Kreisjugendamt eine Vorlage erarbeitet, die Kreisausschuss und Kreistag am 10. Juni beraten werden. Insgesamt 1.075.000 Euro sind nötig, um die zusätzlichen Betreuungsplätze zu schaffen. „Würde man für 86 Kinder eine eigene, neue Kita mit vier oder fünf Gruppen bauen, wäre ein Finanzvolumen zwischen 2,5 und 3,5 Mio. Euro nötig“, erläutert Thomas Wüst, Jugenddezernent des Kreises: „Für jede zusätzliche Gruppe kalkulieren wir mit einem Aufwand in Höhe von 600.000 bis 900.000 Euro. Vor diesem Hintergrund sind 1,075 Mio. Euro, die wir jetzt benötigen, zwar immer noch sehr viel Geld, am Ende aber vergleichsweise kostengünstig.“

In Bad Laasphe werden 150.000 Euro investiert

Unter Berücksichtigung der noch vorhandenen Ressourcen, sind folgende Maßnahmen umzusetzen, um den Rechtsanspruch sicherzustellen: In Bad Laasphe die Schaffung von sechs ü3- und vier u3-Plätzen (Kosten: ca. 150.000 Euro), in Hilchenbach 18 ü3- und 20 u3-Plätze (Kosten: 400.000 Euro), in Kreuztal sieben u3-Plätze (Kosten: 150.000 Euro) und in Netphen je neun ü3- und u3-Plätze (Kosten: 275.000 Euro).

Die 1.075.000 Euro sollen durch Mittelübertragungen aus dem Fonds „Kein Kind bleibt unversorgt“ zur Verfügung gestellt werden. Die Mittel im Fonds werden entsprechend gekürzt.

Beratung am 10. Juni

Bereits am 10. Mai hatte sich der Jugendhilfeausschuss mit einer Vorlage beschäftigt, bei der es ebenfalls um zusätzliche Betreuungsangebote für Kinder ging. Hintergrund dieser Vorlage war, dass das tatsächliche Buchungsverhalten von Eltern für Kinder unter drei Jahren von den Erfahrungen des Vorjahres abwich. Bei der konkreten Anmeldung wurden mehr Betreuungsangebote gebucht, als zu erwarten gewesen wäre. Auch aus diesem Grund muss das Kreisjugendamt weitere Kitaplätze schaffen. Über diese Vorlage werden Kreisausschuss und Kreistag ebenfalls am 10. Juni beraten.