Bad Berleburg. Mitinitiatorin Melanie Thiel-Rieger über die Hintergründe des Flatterhelden-Preises. Bei einer Sache wird sie besonders emotional.

Helden gibt’s nicht nur im Fernsehen – sie gibt es auch im wahren Leben – viele von ihnen wohnen in Wittgenstein. Davon ist Melanie Thiel-Rieger aus Arfeld überzeugt. Einer dieser Helden ist ihr eigener Sohn. Als Kind wurde er gemobbt – von anderen Kindern im Schulbus. „Es tut einer Mutter weh, wenn das eigene Kinde weint, weil es sich nicht mehr traut, mit dem Bus zu fahren.“ Schweren Herzens habe sie ihn nicht mit dem Auto zur Schule gefahren. „Eines Tages kam er strahlend nach Hause und sagte: Mama, ich habe mich verteidigt. Ich lasse das mit mir nicht mehr machen“, sagt Thiel-Rieger. Die Kinderbuch-Autorin bekommt Gänsehaut bei dem Gedanken an diesen Tag. „Das war für uns beide ein besonderer Moment“, sagt sie.

Freuen sich auf viele Bewerber (von links): Sandra Janson, Franziska Schneider, Melanie Thiel-Rieger, Katharina Benner-Lückel und Holger Saßmannshausen.
Freuen sich auf viele Bewerber (von links): Sandra Janson, Franziska Schneider, Melanie Thiel-Rieger, Katharina Benner-Lückel und Holger Saßmannshausen. © WP | Ramona Richter

Und genau solche Momente zeigen die wahren Heldinnen und Helden. Kinder, die emotionale Intelligenz zeigen und an sich und andere glauben. Die Mitgefühl und Herzlichkeit weitergeben und sich in andere hineinversetzen können. Und genau diese Kinder sind es – die für ihr soziales Engagement geehrt werden sollen. Aus diesem Grund werden der Jugendförderverein Bad Berleburg e.V. und die Stadtjugendpflege Bad Berleburg gemeinsam mit der Kinderbuchautorin Melanie Thiel-Rieger den „Flatterhelden-Preis“ ausloben. Mit diesem Preis soziales Engagement und Zivilcourage von Kindern im Alter von fünf bis zwölf Jahren gewürdigt werden. Einen ähnlichen Preis für Kinder und Jugendliche gibt es im näheren Umkreis nicht.

Die Idee

Die Idee für einen solchen Preis hatte die Autorin bereits vor vier Jahren. Mit dem Jugendförderverein und der Stadtjugendpflege hat sie nun zwei stark Partner an ihrer Seite, „worüber ich sehr dankbar bin“. Und sie verrät auch, warum es sich hierbei um einen Flatterhelden oder eine Flatterheldin handelt: „In meinem ersten Buch ‘Filius Fledermaus’, welches ich für meinen Sohn geschrieben habe, geht es um eine Fledermaus, die neu in den Wald gezogen ist. Die Bewohner dort finden ihn gruselig und Filius versteht die Welt nicht mehr. Doch dann hat er die Möglichkeit, seine besonderen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und vertreibt unter anderem Gauner aus dem Wald. Er zeigt Mut und setzt sich für die Gesellschaft ein.“

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Wer wie Filius sich für andere – egal ob Mensch oder Tier – einsetzt, bei Mobbing Hilfe gesucht hat, sich mutig und mit eigener Kraft aus einer unangenehmen Situation befreit hat oder sich sozial engagiert, kann sich für den Flatterhelden-Preis bewerben. „Wir haben die Kriterien bewusst nicht zu eng geschnürt“, erklärt Katharina Benner-Lückel von der Stadtjugendpflege. Des Weiteren können Kinder auch von Dritten vorgeschlagen werden.

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Damit auch viele Kinder erreicht werden, wurden bereits in den vergangenen Tagen zahlreiche Flyer an Grundschulen, weiterführenden Schulen bis Klasse 6, Kitas und Ortsvorsteher verteilt. Bis 15. Juni haben die kleinen Heldinnen und Helden nun Zeit, sich zu bewerben. Es ist der allererste Flatterhelden/Flatterheldinnen-Preis, der vergeben wird. Und klar ist auch: Es kann am Ende nur einen Gewinner geben. „Das bedeutet aber nicht, dass die anderen keine Helden sind. Alle, die soziales Engagement zeigen, sind unsere Helden. Und davon kann es gar nicht genug geben“, sagt Melanie Thiel-Rieger, die nicht nur Kinderbuchautorin ist, sondern auch Pädagogin und Mutter.

Der Preis

Gemeinsam mit ihrem Sohn und drei weiteren Jury-Mitgliedern – Claudia Keßler, Doro Vetter und Klaus Aderhold – wird sie am Ende einen Pokalsieger wählen. „Das wird sicher nicht einfach, aber wir haben uns bewusst für eine ungerade Zahl in der Jury entschieden – nicht dass es am Ende unentschieden steht.“

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Am 6. August dann wird im Rahmen des Knax-Festes der Preis an den Gewinner übergeben. Zu gewinnen gibt es neben einem Pokal – der sogar farblich leuchtet und einen Flatterhelden zeigt – auch ein Flatterhelden-Shirt und ein „Filius-Fledermaus“-Bilderbuch. Und damit nicht genug: „Der Gewinner erhält zudem einen weiteren Preis – das kann entweder ein Ausflug mit der Familie in den Panorama Parksein, einen Tag mit unserem Jugendbus oder etwas anderes. Da sind wir derzeit noch an der Planung“, sagt Sandra Janson vom Bad Berleburger Jugendförderverein.

Dabei soll es nicht bei einer einmaligen Preisverleihung bleiben – künftig soll pro Jahr eine Flatterheldin oder ein Flatterheld gewürdigt werden. Und? Wer wird die oder der erste „Flatterheldin“ oder „Flatterheld“ 2022?