Oberndorf. Die AWO-Kindertagesstätte wird erweitert. Doch ein Naturschützer kritisiert eine Fällaktion auf dem Gelände. Dafür nennt der Kita-Träger Gründe.

Endlich: Die AWO-Kita in Oberndorf wird erweitert. Endlich wird dank eines zweiten Gebäudes auf dem Gelände am Langenbach eine angemessene U3-Betreuung von etwa 20 Kindern unter drei Jahren möglich. Die Vorbereitungen für den Bau der Dependance mit zusätzlichen Räumen laufen. Allerdings: Mussten die letzten Obstbäume und eine Hecke tatsächlich weichen, damit demnächst mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen werden kann?

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Gregor Hoffmann aus Oberndorf, früher als ehrenamtlicher Landschaftswächter im Auftrag des Kreises Siegen-Wittgenstein aktiv, sieht die Fällaktion vor einigen Tagen kritisch. Die Obstbaum-Wiese im unteren Teil des Kita-Geländes sei entstanden, als in den 90er Jahren die jetzige Kita gebaut worden sei. Es habe sich um „Ausgleichsmaßnahmen“ für das damals neue Gebäude gehandelt, das „auf der grünen Wiese“ errichtet worden sei. Und in den Folgejahren seien immer mehr dieser Obstbäume gefallen – bis schließlich Ende Februar auch die letzten plus Hecke verschwunden seien.

AWO kündigt Ersatzpflanzungen an

„Übergangslösung“ wird beendet

„Geplant ist, dass wir im September einziehen“, so Anne Jahnel vom AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe mit Blick auf das neue Gebäude in Stahlbeton-Bauweise für den Oberndorfer Standort.

Dann werde auch eine „Übergangslösung“ in Räumen der ehemaligen Grundschule Feudingen beendet, welche die AWO von der Stadt Bad Laasphe bereits 2018 für ihre „Kita Tannenwald“ angemietet hatte.

2017 war aber schon klar, dass die Kita in Oberndorf wegen des erhöhten Bedarfs an Betreuungsplätzen erweitert werden müsste.

Dabei hätten die Obstbäume gerade „in den letzten Jahren überreichlich Blüten und Früchte“ getragen – „ein Blütenmeer für unsere in letzter Zeit geplagte Insektenwelt und reichlich Früchte für Spaziergänger und die Vogelwelt“, sagt Hoffmann. „Offenbar wird von offizieller Seite diese rigorose Gehölz-Vernichtung als vom genehmigten Bauvorhaben abgesegnet gesehen.“

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Die komplette Fläche im unteren Teil des Kita-Geländes sei freigezogen worden, „damit der Baukörper entstehen kann“, erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion Anne Jahnel vom AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe, dem Träger der Oberndorfer Kita. Es sei jedoch vorgesehen, so Jahnel im Gespräch weiter, nach Abschluss der Bauarbeiten für Ersatzbepflanzungen auf dem Gelände zu sorgen. Das Ziel: „Wir wollen das naturnahe Gelände so gut es geht wiederherstellen.“ Im Rahmen der erteilten Baugenehmigung sei der Bauherr verpflichtet „zu Ersatzpflanzungen und den Ausgleich durch Ökopunkte“, teilt der Kreis Siegen-Wittgenstein als zuständige Baubehörde mit. Die Ersatzpflanzungen seien im Übrigen „überwiegend auf dem Grundstück der schon bestehenden Kita vorgesehen“.

Viel Grün, viele Bäume – so sah das weitläufige Gelände der AWO-Kita vor ein paar Jahren noch aus.
Viel Grün, viele Bäume – so sah das weitläufige Gelände der AWO-Kita vor ein paar Jahren noch aus. © WP-ARchiv

Fertigstellung ist für Juli 2022 geplant

Die Teilfläche, auf der die Kita-Erweiterung entstehen soll, befand sich zuletzt im Eigentum der Stadt Bad Laasphe. Die AWO als Kita-Träger hatte sie seinerzeit für ihre Zwecke im Rahmen des Erbbaurechtes gepachtet. Mittlerweile habe ein Investor diese Teilfläche von der Stadt gekauft, heißt es aus dem Bad Laaspher Rathaus, der das zweite Kita-Gebäude nun errichte.

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„Investor ist die R+S Verwaltung GmbH aus Daaden“, so die Stadt weiter. Dieses Unternehmen wiederum lasse den Neubau durch die Siegener Baufirma Quast als Bauträger erstellen. Und das offensichtlich sehr zügig, denn: „Die Fertigstellung ist für Juli 2022 geplant“, erklärt die Stadt. Später werde die AWO das Gebäude dann anmieten. Was die entfernten Obstbäume angehe, könne die Stadtverwaltung „nur davon ausgehen, dass lediglich die Bäume gefällt wurden, die zur Vorbereitung des Baufeldes beziehungsweise zur Errichtung des Gebäudes gefällt werden mussten“.

Jahnel: Investoren-Modell ein gutes Verfahren

Das Investoren-Modell sei für die AWO gerade bei Neubauten ein gutes Verfahren, erläutert Anne Jahnel vom AWO-Kreisverband. Es habe sich bereits bei früheren Bauprojekten bewährt, etwa bei der Klima-Kita in Erndtebrück.