Richstein. „Das Leben ist kein Probelauf“, sagt Britta Wehner. Sie hat ihr Berufsleben umgekrempelt und heute hilft sie Menschen, zufriedener zu werden.

Stellen wir uns eine Welt vor, in der jeder Mensch weiß, wozu er gemacht ist. Eine Welt, in der Potenziale gesehen, gewünscht und wertgeschätzt werden – wie würde sie aussehen? Mit dieser Frage haben wir uns an Britta Wehner gewandt. Die 44-Jährige lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Richstein, schaut auf eine erfolgreiche Karriere als Führungskraft bei der Ergo-Versicherung sowie der Firma Viessmann zurück und hat sich vor Kurzem als Coach selbstständig gemacht. Das Besondere: Sie vereint klassische Coachingtools mit weiteren Methoden aus der Persönlichkeitsentwicklung wie Human Design.

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„Ich habe lange Jahre als Führungskraft gearbeitet. Am längsten in der Revision, später auch im Bereich ‘people and organisation’.“ Ein sicherer Arbeitsplatz, ein gutes Einkommen und doch war es für die 44-Jährige an der Zeit, etwas zu verändern. „Ich habe mich selbst immer hinterfragt. Wer bin ich? Was ist das Richtige für mich? Ich wusste schon sehr früh, dass es mir egal ist, was ich machen werde. Aber ich muss das Gefühl haben, dass ich dafür gedacht bin.“ , sagt Wehner mit einem Lächeln. Dieses Gefühl leitete die 44-Jährige auch in ihrem Beruf. „Schon in meiner früheren Tätigkeit war es mir ein großes Anliegen, das Potenzial der Mitarbeiter zu heben und diese richtig einzusetzen.“ Unsere Gesellschaft verändert sich, wir dürfen uns fragen, was wir wollen. Gleichzeitig wissen wir oft nicht, was das Richtige für uns ist. An dieser Stelle bietet Wehner Hilfe zur Selbsthilfe. „Ich berate jetzt Menschen und begleite sie bei bestimmten Fragestellungen in ihrem Leben. Dazu nutze ich klassische Coachingtools, ergänzend aber auch moderne Methoden wie Human Design.“

Tiefer schauen

Eine Eins-zu-eins-Betreuung liegt ihr dabei besonders am Herzen. „Ich bereite alles professionell auf. Nicht jeder Klient hat den gleichen Zugang zu dem, was ich anbiete. Die Zeit des Coachings ist sehr intensiv. Deshalb ist es mir so wichtig, in die Tiefe zu gehen und alles individuell abzustimmen. 08/15 kann ich nicht!“ , erklärt die ehemalige Führungskraft.

Britta Wehner an ihrem Arbeitsplatz mit Ausblick. Die Richsteinerin hat sich auch selbst hinterfragt und ihr berufliches Leben komplett umgekrempelt.
Britta Wehner an ihrem Arbeitsplatz mit Ausblick. Die Richsteinerin hat sich auch selbst hinterfragt und ihr berufliches Leben komplett umgekrempelt. © Kerstin Dickel

Schon während ihres BWL-Studiums sehnte sich Wehner nach Rückzug, nahm Auszeiten im Kloster und fragte sich insgeheim, was mit ihr nicht stimme. Sie beschäftigte sich mit Meditation sowie Hirnforschung und fand irgendwann den Weg zum Human Design. „Diese Methode vereint verschiedene alte Weisheiten wie Astrologie, Kaballah und I Ging mit modernen Wissenschaften wie der Quantenphysik. Ich habe bei meinen Coachings häufig den Punkt erreicht, wo ich dachte: Wir müssen jetzt tiefer schauen. Dafür ist Human Design perfekt. Anhand eines Charts erkennt man die individuellen Anlagen des Menschen. So lösen sich viele Fragen schon vor dem Coaching auf.“

Bedürfnis nach Ruhe ist normal

Welche Fragen zum Beispiel? „Beispielsweise, warum ein Mensch wie ich den Rückzug braucht. In unserer Leistungsgesellschaft stößt das auch für den Betroffenen auf Fragezeichen. Warum will ich mich immer wieder zurückziehen? Bin ich komisch? Wenn man aber weiß, dass dies einfach zu einem gehört, kann das unheimlich heilsam sein. Mit diesem Wissen kann man in die Eigenverantwortung gehen und sich beispielsweise vor Überforderung schützen“, erklärt Wehner mit ruhiger Stimme. Es ist ihr größtes Anliegen, dieses Wissen jedem zur Verfügung zu stellen. „In weltweit erfolgreichen Unternehmen wie Apple und Google gehören diese Methoden zur Persönlichkeitsentwicklung längst zum Standard. Hier wird die ganze Bandbreite genutzt. In der ‘upper class’ ist es selbstverständlich, sich derer zu bedienen. Aber in der Mitte der Gesellschaft ist es noch nicht angekommen, oder es wird nicht darüber gesprochen. Jeder hat das Recht, sich ein Leben zu schaffen, das auch zufriedenstellend und erfüllend ist.“

Menschen richtig einsetzen

Ein tiefes Gefühl treibt die ehemalige Führungskraft an. „Ich finde, wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir es uns nicht mehr erlauben können, auf diese Hilfen zu verzichten. Die Menschen brennen aus, laufen ins Burn out, Firmen haben Personalmangel. Auf der anderen Seite gibt es so gute Tools, die genutzt werden können. Wenn Menschen richtig eingesetzt werden und ein Bewusstsein für sich und andere erlangen, kann dies eine Lösung für unsere Gesellschaft sein.“

Was würde das für unsere Welt bedeuten? „Als der Krieg in der Ukraine losging, habe ich mir die Frage gestellt, ob ich noch so weiter machen und auf Instagram etwas zur Persönlichkeitsentwicklung posten kann, während wir vor einer solchen Krise stehen. Aber mir wurde schnell klar: Genau das ist der Grund, warum ich es machen muss. Meine Arbeit ist vorbeugend. In dem Moment, wo man sich selbst erkennt, lernt man auch seine Gaben in Integrität zu nutzen.“

Mit welchem Ziel verfolge ich mein Talent?

Was bedeutet das konkret? „Es gibt im Human Design beispielsweise das sogenannte Trickser Tor. Hier zeigen sich die geborenen Verkäufer – die verkaufen einem Inuit einen Kühlschrank.“ , erklärt Wehner lachend. „Doch die Frage ist: Mit welchem Ziel verfolge ich mein Talent? Wie setze ich es ein? Wenn wir erfüllt durch unser eigenes Leben gehen und auch auf unsere unangenehmen Themen schauen, kommen wir mit uns und unserem Umfeld in einen größeren Frieden.“

Britta Wehner hat ihre Erfüllung gefunden. Sie arbeitet nach ihrer Ausrichtung in tiefem Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten und nach ihrem Motto: „Das Leben ist kein Probelauf!“