Bad Berleburg. Haltezonen darf es in ihrer engen Straße nicht geben, sagen Familien aus der „Alten Warte“ unter der Burgfeld-Schule. Das sind ihre Argumente.

Wenn Eltern ihre Kinder zur Schule oder zur Kita bringen oder von dort abholen, kann es rund um solche Einrichtungen schnell eng werden – zumindest zeitweise. Jetzt wehren sich die Anwohner der Straße „Alte Warte“, die unterhalb der Grundschule am Burgfeld in der Bad Berleburger Kernstadt liegt, gegen angedachte Haltebereiche für Elterntaxis quasi vor ihren Haustüren.

„Wir sehen hier einen erkennbaren Widerspruch darin, in der Straße Eichenweg eine Verkehrsberuhigung einzurichten und das Problem in die nächstgelegene Anwohnerstraße zu verlagern“, erklärt ein gutes Dutzend Anwohner-Familien in einem Brief an Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann.

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Tatsächlich schlägt die Stadtverwaltung eine solche verkehrsberuhigte Zone im Eichenweg vor, an dem die Grundschule, aber auch die Kita „Laubfrosch“ liegen – ebenso die erwähnten Haltebereiche in der Alten Warte, von denen aus die Kinder über einen kurzen Fußweg das Schulgelände erreichen könnten. Allerdings ist man sich im Rathaus auch bewusst, „ dass durch diese geplante Maßnahme das verkehrliche Aufkommen in der Wohnstraße ,Alte Warte‘ merklich erhöht wird“. Denn normalerweise bewegen sich die Elterntaxis über die Fürst-Richard-Straße hinauf zu Schule oder Kita und wieder zurück. Außerdem ist die Alte Warte eine Einbahnstraße, die bergab führt.

Dieser Fußweg verbindet die Wohnstraße „Alte Warte“ direkt mit dem Schulgelände. Platz am Anfang des Weges für Elterntaxis gibt es aber kaum.
Dieser Fußweg verbindet die Wohnstraße „Alte Warte“ direkt mit dem Schulgelände. Platz am Anfang des Weges für Elterntaxis gibt es aber kaum. © Eberhard Demtröder

Mit einer neuen Haltezone könnte es in der Alten Warte sehr schnell sehr eng werden. Denn die Wohnstraße, von der aus ein Stich bis heran an den Fußweg führt, ist insgesamt sehr schmal und hat keine Bürgersteige. Zum Teil parken die Anlieger ihre Autos am Fahrbahnrand. „Das wäre natürlich eine enge Sache“, sagt Carmen Weidlich, Tochter einer der Anliegerinnen, mit Blick auf die angedachten Elterntaxi-Zonen. Hinzu kämen viele Schulkinder, die aus der Kernstadt zu Fuß die Alte Warte hinaufliefen. Patrick Masur als Anwohner findet es „nicht so gut, wenn hier jetzt noch mehr Verkehr entsteht“.

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Anwohner Ralph Zacharias stört der Verkehr rund um Schule und Kita nicht so sehr. „Ich bin ohnehin die meiste Zeit unterwegs“, sagt er. Höchstens früh morgens sei es „schon mal nervig“. Etwa dann, wenn in der Alten Warte schätzungsweise Tempo 70 gefahren werde, so Zacharias, obwohl nur 30 km/h erlaubt seien.

Anwohner verweisen auf „offizielle Alternative“

Ein Argument der Anwohner-Familien aus der Alten Warte ist auch dieses: Im Grunde gebe es doch schon ausreichend Park-Platz für die Elterntaxis – nämlich auf dem Gelände der Evangelischen Gemeinschaft an der Fürst-Richard-Straße, sogar als ausgewiesene „offizielle Alternative“. Von hier aus ist es für die Kinder nicht mehr weit bis zur Schule oder der Kita.

Leider werde der Parkplatz der Gemeinschaft von den Eltern „nur in sehr geringem Umfang“ genutzt, so die Stadtverwaltung. Sie hatte nach eigenen Angaben bereits 2019 gemeinsam mit der Burgfeld-Schulleitung versucht, „die verkehrliche Situation im Eichenweg zu entschärfen und nach Zustimmung der Evangelischen Gemeinschaft bei den Eltern darum geworben, die am Haus Fürst-Richard-Straße 16 zur Verfügung stehenden Parkflächen für die Bring- und Holdienste zu nutzen“.

Wohnstraße, Einbahnstraße, Tempo 30 – das alles mache die Alte Warte ungeeignet für die angedachten Elterntaxi-Bereiche, erklärt eine weitere Anwohnerin. Und noch enger und gefährlicher für alle Verkehrsteilnehmer werde es, wenn zusätzlich Müllabfuhr, Winterdienst oder Lieferverkehr hier unterwegs seien. „Warum also jetzt noch eine Komfortzone für die Eltern?“

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Appell an die Eltern

An die Eltern zu appellieren, „in vielerlei Hinsicht an die Zukunft ihrer Kinder zu denken und sie mit den Bussen fahren oder in Grüppchen laufen zu lassen“, ist der Anwohnerin, die den Anwohner-Brief ans Rathaus mit unterzeichnet hat, sehr wichtig. Im Übrigen betreffe das erhöhte Verkehrsaufkommen „außerdem einen Großteil der Oberstadt und die Schloßstraße“.

In ihrem Brief an den Bürgermeister nennen die Anwohner-Familien noch eine ganze Reihe von Argumenten gegen die Haltebereiche – etwa eine nicht einsehbare Kurve im unteren Bereich der Alten Warte, die Behinderung von Einsatzfahrzeugen im Notfall, größere Probleme bei winterlichen Straßenverhältnissen und die Notwendigkeit, dass Anwohner selbst morgens das Haus gefahrlos verlassen können müssten. Es bestehe aber auch die Gefahr, dass die Einbahnstraßen-Regelung missachtet werde, so die Anwohner – vor allem an dem erwähnten Stich zum Fußweg, wo derzeit schlicht ein Einbahnstraßen-Schild fehle.

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Die Stadt Bad Berleburg hatte bereits deutlich gemacht, grundsätzlich „die verkehrliche Lage an den Schulstandorten gemeinsam mit der Straßenverkehrsbehörde zu prüfen“. Die Anwohner-Familien sehen ihre Argumente als einen Beitrag zur „Entscheidungsfindung für die Straßenverkehrsbehörde“.

Kommentar: Haltezone? Gibt‘s doch schon!

Redakteur Eberhard Demtröder
Redakteur Eberhard Demtröder © Ralf Rottmann

Ganz ehrlich: Die Idee der Bad Berleburger Stadtverwaltung, am Burgfeld eine Haltezone für Elterntaxis am Anfang eines kurzen Fußweges einzurichten, der direkt aufs Schulgelände führt, hat Charme. Doch sie hat einen Webfehler: Für die haltenden Autos ist in der schmalen Wohnstraße „Alte Warte“ ganz offensichtlich kaum Platz zwischen parkenden Anwohner-Autos und dem üblichen Straßenverkehr dort – einschließlich der Schulkinder aus der Kernstadt, die dort zu Fuß unterwegs sind.

Und eigentlich gibt‘s die optimale Haltezone für die Elterntaxis ja am Burgfeld auch schon – dankenswerterweise auf dem Gelände der Evangelischen Gemeinschaft an der Fürst-Richard-Straße. Sie nutzt ihren Parkplatz nämlich zu eben den Zeiten nicht, in denen die Eltern ihre Kinder bringen oder holen. Das müssen alle Taxi-Eltern wissen – und das vorhandene Parkplatz-Angebot auch nutzen, so unkonventionell es auch daherkommt. Klar muss dann aber ebenso für alle Autofahrer auf der Fürst-Richard-Straße und im Eichenweg sein: Vorsicht, Schulkinder! Rasen verboten!

Eberhard Demtröder