Dotzlar. Das neue Mittlere Löschfahrzeug, über das die Einsatzkräfte nun verfügen, hat einige ganz spezielle Ausrüstungsgegenstände an Bord.

Warum geben sich die beiden Brüder Roland und Ralf Kroh fast acht Stunden Mühe? Säubern in akribischer Arbeit an mehreren Tagen ein Fahrzeug, saugen den Innenraum aus, räumen alles fein säuberlich auf und in Kästen rein, polieren die Außenhaut und versiegeln den roten Lack des Fahrzeugs? Und warum schickt man Jürgen Böhl als ältesten aktiven Kameraden in das Fahrzeug, um einen ganz besonderen Knopf zu drücken? Und was passiert dann? Fragen über Fragen, die es zu lösen galt.

Das Geheimnis dahinter: Am Wochenende wurde in Dotzlar ein neues „Mittleres Löschfahrzeug (MLF), Typ TGM 250“ in den Dienst der freiwilligen Feuerwehr gestellt. Viele Kameradinnen und Kameraden und Abgesandte der Feuerwehr-Züge Wittgensteins, aber auch aus Hilchenbach vom dortigen befreundeten Löschzug mit ihren „Chefs“ und zahlreich geladene Gäste, darunter die Vorstände der örtlichen Vereine, überzeugten sich vom gelungenen Ergebnis der Kroh-Brüder. Denn als Jürgen Böhl die Sirene auslöste, war das MLF offiziell in den Dienst der Löschgruppe Dotzlar der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Bad Berleburg gestellt.

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Das Fahrzeug

Gelungen im Sinne der Einsatzbereitschaft ist auch das Fahrzeug mit 250 PS. Natürlich geländegängig, denn wir leben schließlich im Wittgensteiner Land und nicht im Flachland. Schalten brauchen die eigens ausgebildeten Fahrer nicht mehr, denn Automatikgetriebe mit zuschaltbarem Allrad und weiterer Untersetzung helfen auch hier. Schließlich wollten 2000 Liter Wasser bewegt werden, inklusive der „unglaublichen Zusatzausstattung“, wie ein Kamerad sagte. Ein pneumatischer Lichtmast mit vier LED-Scheinwerfern sorgt ebenso für eine für eine optimale Ausleuchtung des Fahrzeug-Umfeldes wie eine LED-Umfeld-Beleuchtung in der „Ziegler Z-Vision“. Bis zu fünf an der Seite angebrachte LED-Blaulicht-Elemente verstärken die Heck-Kennleuchte und garantieren die Sichtbarkeit des Fahrzeugs im Straßenverkehr. Außerdem kann dank der umlaufenden Beleuchtung in jedem Geräteraum die Beladung sicher entnommen werden.

Das Besondere

Interessierte Kameraden inspizieren die hochwertigen Ausrüstungsgegenstände des neuen Fahrzeugs.
Interessierte Kameraden inspizieren die hochwertigen Ausrüstungsgegenstände des neuen Fahrzeugs. © Rolf Benfer

Aber was ist eigentlich das Besondere für die Kameradinnen und Kameraden im Einsatz? Die vorhandene Wassermenge reicht, um einen ersten schnellen Einsatz fahren zu können. Sogenannte Kleinbrände könnten damit erfolgreich bekämpft werden. Aber, und jetzt wird es nochmals schneller: In der Mannschaftskabine sind zwei Atemschutzgeräte integriert, die während der Fahrt angelegt werden können – so dass der Löschtrupp mit der 6er-Staffelbesetzung auch in diesem Falle sofort einsatzbereit ist.

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Der Waldbrand

Thema Waldbrandgefahr: Wie Bürgermeister Bernd Fuhrmann in seiner Eröffnungs-, Begrüßungs- und Übergabe-Rede erwähnt, ist mit diesem Fahrzeug die Dotzlarer Löschgruppe mit seinen 30 aktiven Kameradinnen und Kameraden sowie den sechs Mädels und Jungs der Jugendtruppe in die „überörtliche Hilfeleistung Waldbrand“ integriert. Da können Anforderungen an die Kameradinnen und Kameraden kommen, die es bisher noch nicht oder nur im kleinen Rahmen rund um Dotzlar gegeben hat. Aber auch für diese Einsätze sind spezielle Ausrüstungsgegenstände an Bord: 30 Meter lange D-Schläuche, gut nutzbar im direkten Einsatz bei Flächen- oder Waldbrand.

Die Extra-Ausrüstung

Und noch zwei erwähnenswerte, weil von der Löschgruppe Dotzlar selbst finanzierte Ausrüstungsgegenstände: eine Kühlbox, die für die „innere Löschung“ bei längeren Einsätzen dient. Und einen Schlauchaufwickler, der das Aufrollen der genutzten Schläuche erleichtert. „Unglaublich, was es alles gibt“, sagt sich da der geneigte Laie und freut sich als Dotzlarer Bürger, dass er sich gut behütet fühlt. Denn in der Vergangenheit gab es im Dorf einige erhebliche Brände, die ganze Häuser verschwinden ließ.

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Die Investition

Bürgermeister Bernd Fuhrmann erwähnte logischerweise die 300.000 Euro, die dieses Fahrzeug kostet. Bezahlbar? Ja. Aber unbezahlbar im Einsatz! Er sprach von Respekt vor dem Einsatz der Frauen und Männer der Wehren und dankte auch den Familien für Ihre Unterstützung. Bernd Setzer in seiner Eigenschaft als Kreisbrandmeister hat sich seiner Meinung nach aufgrund des Ukraine-Krieges über das deutsches Zivilschutzgesetz Gedanken gemacht. Dies habe bei ihm heftige Gefühle ausgelöst. Für die weitere Einsatzbereitschaft der Feuerwehren empfehle er unbedingt die Einrichtung und Ausbildung in den Kinder- und Jugendfeuerwehren.

Blick in die Dorfchronik

Matthias Limper erinnerte als stellvertretender Leiter der Feuerwehr Bad Berleburg an die vor 24 Jahren vollzogene Umstellung des bisherigen Löschfahrzeugs von Richstein nach Dotzlar.

Und der Dorfchronist denkt gerne an die nun mittlerweile über 96 Jahre junge Feuerwehrtruppe Dotzlars – gegründet am 9. Mai 1926 – und sinniert darüber nach, was denn die Brandmeister Robert Kroh (1926 bis 1928) und vor allem der „Schäfersch Uppa“ Ludwig Saßmannshausen (1928 bis 1948) zu dieser Fahrzeug-Ausstattung sagen würden. Denn bevor sie in Amt und Würden kamen, gab es lediglich eine „Brandwehr“ der Ortschaften und sogenannte „Feuerläufer“, die die „Brandwehr“ unterstützten, indem sie in die angrenzenden Dörfer liefen und um Hilfe baten.

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Apropos Feuer-Warnung: Auch in Dotzlar sollen wohl die zwei damaligen Sirenen wieder „aufgemöbelt“ werden. Limper sprach ferner davon, dass in baldiger Zukunft fünf weitere Tanklöschfahrzeuge in den Dienst gestellt werden sollten. Es keimt also Hoffnung auf in Sassenhausen, Arfeld, Aue-Wingeshausen, Rinthe und Richstein.

Die Übergabe

Thomas Weber für den Löschzug 4 hofft auf einen gefahrlosen Einsatz des neuen Löschfahrzeuges und der Dotzlarer Truppe. Deren Löschgruppenführer Thorsten Koch bedankte sich für dieses „tolle Fahrzeug“, und das mit seiner Truppe eine schnelle und fachgerechte Hilfe im Bedarfsfall leisten könne.

Pfarrer Dirk Spornhauer hatte die Lacher wieder mal auf seiner Seite. In seiner lockeren Art dankte er allen Kameradinnen und Kameraden für ihren ehrenamtlichen Einsatz, schaute nach oben und bat: „Gott behüte euch!“

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Der neue Polizeichef Wittgensteins, Martin Kroh, dessen Einsatztruppe soeben von einem aktuellen Verkehrsunfall-Einsatz in Wundert­hausen zurückgekommen war, erwähnte, dass seine Polizeibeamten nach diesem Einsatz mit folgenden Worten, verstaubt und verschwitzt in die Wache zurück gekommen seien: „Unsere Feuerwehr in Bad Berleburg ist Weltklasse!“

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer dass Roland Kroh seinen alten, privaten, historischen Feuerwehr-Unimog natürlich auch super herausgeputzt hatte. Die angehängte Gulaschkanone der Dotzlarer Löschgruppe sorgte für einen heißen Curry-Wurst-Mix in ToGo-Bechern. Die Feier auf dem Vorplatz der Kulturhalle, zusätzlich verschönt mit den Klängen des Tambourkorps „Wittgenstein“ Dotzlar sorgte dafür, dass diese offizielle Fahrzeugübergabe für die Gastgeber und ihre Gäste noch länger dauerte, als der „fast-Vollmond“ über den Köpfen leuchtete.