Wittgenstein. Bad Berleburg denkt an Themen-Wochen, Bad Laasphe an „weitere Differenzierung“ bei Bedarf. Dabei ist Wassertreten nicht das einzige Vergnügen.

Das traditionelle Kneippen – es liegt bei vielen Menschen heute wieder voll im Trend, um die eigene Gesundheit zu fördern. Das Angebot dafür in Wittgenstein ist durchaus vielfältig, aber auch ausbaubar. Die Redaktion hat sich in Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück umgeschaut.

Bad Berleburg

„Je nachdem, was unter Kneippen verstanden wird, sind hier ganz unterschiedliche Angebote von unterschiedlichen Anbietern verfügbar“, sagt Regina Linde, im Bad Berleburger Rathaus Leiterin des Fachbereichs Bürgerdienste. So könne beispielsweise das klassische Wassertreten ohne jegliche ärztliche Verordnung etwa von Mai bis Oktober ganz spontan in den Tretbecken stattfinden. Jedenfalls seien die Becken in diesem Zeitraum in der Regel mit Wasser gefüllt.

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Laut Linde werden die Becken ehrenamtlich betreut und befinden sich im Stadtgebiet unter anderem „An der Espequelle“, „Am Bullerbach“, „Im Rohrbach“ oder „Am Bortlingsbach“. „Zudem existieren verschiedene Angebote zu den Themen Balance, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Wasser ganz unterschiedlicher Akteure“, so die Fachbereichsleiterin weiter.

Das Tretbecken an der Espequelle in Bad Berleburg. Im Juni 2013 wurde es nach einer größeren Sanierung neu eröffnet.
Das Tretbecken an der Espequelle in Bad Berleburg. Im Juni 2013 wurde es nach einer größeren Sanierung neu eröffnet. © WP

Ambulante Vorsorgemaßnahmen – früher offene Badekuren – können in der Vamed-Rehaklinik durchgeführt werden. Dort stehen auch die notwendigen Informationen zum Abruf zur Verfügung.

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Die Nachfrage bei ambulanten Vorsorgekuren sei derzeit gering, so Regina Linde. Allerdings werde das Angebot „aufgrund der Spezialisierung der Vamed-Rehaklinik auf besondere Indikationen bereits seit Jahren“ auch „nicht mehr gesondert beworben“. Meist handele es sich bei den Nachfragenden um Begleitpersonen von Klinikpatienten.

Wie oft die Tretbecken oder niederschwellige Angebote zu den anderen Säulen, die der Kneipp’schen Lehre zugeordnet werden können, genutzt würden, werde „nicht erfasst“, so Linde. Erkennbar sei aber, dass die Nachfrage bei speziell aufgelegten Kneipp-Angeboten oder Kneipp-Tagen – wie beispielsweise im vergangenen Jahr – „bei Einheimischen und Touristen groß ist“.

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Ließe sich das bestehende Angebot in Sachen Kneippen weiter verbessern? „Generell gibt es bereits eine sehr große Anzahl von Anbietern und Angeboten in Bad Berleburg, die den Kneipp‘schen Elementen Balance, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Wasser zugeordnet werden können“, sagt Regina Linde. Sie würden nur „bislang in Bad Berleburg nicht speziell unter der Überschrift ,Kneipp’ verortet“. Grundsätzlich denkbar seien spezielle Kneipp-Wochen für Selbstzahler, „die gemeinsam mit Kliniken, Hotellerie und niedergelassenen Therapeuten konzipiert werden könnten“.

Insgesamt sei die Thematik „Kneipp-Heilbad“ sowohl bei der BLB-Tourismus GmbH präsent als auch im Bereich Gesundheitswesen der Stadt Bad Berleburg verankert und werde von dort „unter anderem mit gezielten Veranstaltungen beworben“.

Bad Laasphe

Das Kneippen könne „heute an vielen Stellen in den Alltag eingebunden werden und besteht nicht nur aus Wassertreten“, betont Ann Kath­rin Müsse, Sprecherin der Stadt Bad Laasphe. Deshalb sei auch die Nachfrage „schwer zu bewerten“. Jedenfalls könne jeder Tourist in Bad Laasphe mit den Kneipp’schen Elementen in Berührung kommen und sie erleben.

Wasser: zum Beispiel zwei Tretbecken im Stadtgarten neben dem Rathaus und an der Lahn in der Wallachei, Armbecken (ebenfalls Stadtgarten), Tautreten, Kurse wie Aqua-Fitness und Wassergymnastik

Heilkräuter: etwa der Kräutergarten mit über 100 Pflanzenarten

Innere Balance: zum Beispiel Natur erleben, Gästehäuser als Oasen der Erholung, Kurse wie Qi Gong, Entspannungskurse, Pilates und Hatha-Yoga

Bewegung: etwa Wandern und Radfahren in der Natur, Schwimmen, Skifahren und Langlaufen, Kurse wie (Wirbelsäulen-)Gymnastik, Nordic Walking und Indoor Nordic Fitness

Ernährung: zum Beispiel breites kulinarisches Angebot auf dem Wochenmarkt, im Kräutergarten

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Um das Kneipp-Angebot in der Lahnstadt kümmere sich im Übrigen seit mehr als 65 Jahren federführend der Kneipp-Verein Bad Laasphe, so Müsse. Dabei stünden der Verein sowie die Tourismus, Kur und Stadtentwicklung Bad Laasphe GmbH (TKS) in engem Austausch. Zudem stelle die Stadt dem Kneipp-Verein Räumlichkeiten im Haus des Gastes für sein Kursangebot zur Verfügung.

Lücken im Angebot sieht die Stadt unterdessen nicht: „Alle Säulen der Kneipp’schen Lehre werden in Bad Laasphe mit unterschiedlichsten Angeboten bedient“, so Sprecherin Müsse. „Sollte die Nachfrage das Angebot jedoch übersteigen, wäre in Abstimmung mit dem Kneipp-Verein gegebenenfalls eine weitere Differenzierung des Angebots im Rahmen der fünf Kneipp-Säulen zu konzipieren.“

Erndtebrück

Zum Kneippen verweist die Gemeinde Erndtebrück auf „Barfuß-Erfahrungen in Eder oder Benfe sowie den kleinen Bachläufen, die eiskalt genossen werden können“. Und im Erndtebrücker Hallenbad gebe es zwar keine klassischen Kneipp-Angebote, doch nutzten „viele Badegäste die Massageduschen und Strahle sowie die kalten Duschen vor dem Eintreten ins Bad als gesundheitliche Anwendung und zum Wohlfühlen“.

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Touristische Anfragen zu Kneipp-Angeboten habe es in den vergangenen Monaten im Übrigen nicht gegeben – und es gebe derzeit auch keine Planungen für weitere Angebote dieser Art.