Bad Laasphe. Im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt die Vorsitzende Birgit Christmann, wie sie sogar schon Kinder als willkommene Zielgruppe anpeilt.

Wie alt muss man eigentlich sein, um mit dem Kneippen anzufangen? Dazu Fragen an Birgit Christmann, 1. Vorsitzende des Kneipp-Vereins Bad Laasphe, zugleich stellvertretende Vorsitzende beim Kneipp-Bund Landesverband NRW und Mitglied im Beirat des Kneipp-Bundes.

Welche Zielgruppe peilt der Kneipp-Verein Bad Laasphe eigentlich an? Sind das tatsächlich eher die Älteren?

Eigentlich nicht. Als Kneipp seinerzeit in aller Munde war, waren die Leute, die jetzt alt sind, natürlich jünger. Und wir haben unseren Mitglieder-Stamm in den vergangenen Jahren gut betreut. Wir haben allerdings nicht so viel getan, um das Kneippen gerade den Jüngeren heute schmackhaft zu machen. Wir sind aber dabei, genau das nachzuholen. Kneippen bedeutet ja, den ganzen Körper in den Blick nehmen – mit Hilfe der fünf Säulen von Kneipp: Ernährung, Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Lebensordnung. Und auch in unserem Internet-Auftritt www.kneipp-bad-laasphe.de aktualisieren wir gerade, nicht zuletzt für die jüngere Zielgruppe.

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Wie hoch ist der Anteil junger Menschen im Bad Laaspher Verein?

Der Anteil an Älteren – 60 Prozent der Mitglieder sind über 60 Jahre alt – ist natürlich höher als der der Jüngeren. Wir haben aber auch Ideen, um für Jüngere zu werben. Für mich wäre es zum Beispiel ganz toll, wenn wir es schaffen würden, einen Kneipp-Kindergarten zu bekommen – optimal wäre das natürlich in Bad Laasphe. So etwas gibt es schon in einigen anderen Städten – und wir als Kneipp-Verein würden dann später vielleicht auch Schulen zertifizieren.

2021 haben wir eine Kita in Winterberg zertifiziert, wo Kneipp wirklich gelebt wird. Das war ganz selbstverständlich für die Kinder dort. Die waren ganz ruhig, hatten ein Kräuterbeet im Garten und wurden auch mit Gemüse und Obst versorgt. Das hat mich völlig beeindruckt. Der Aufwand kostet zwar für die Mitarbeiter Zeit, aber die ist gut angelegt. Es wäre auch schön, wenn wir Übungsleiter im Teenager-Alter hätten, die ihre eigene Generation begeistern – nicht zuletzt für Kurs-Angebote des Kneipp-Vereins.

Das Wassertreten gilt als bekanntestes Verfahren der Kneipp’schen Lehre mit Blick auf dieses Element. Möglich ist es unter anderem auch in den vier Tretbecken im Bad Berleburger Stadtgebiet.
Das Wassertreten gilt als bekanntestes Verfahren der Kneipp’schen Lehre mit Blick auf dieses Element. Möglich ist es unter anderem auch in den vier Tretbecken im Bad Berleburger Stadtgebiet. © BLB Tourismus GmbH

Wie haben sich bislang junge Menschen fürs klassische Kneippen in all seinen Formen begeistern lassen? Oder müssen sich da neue Formen finden?

Bis jetzt muss man sagen: Die Mitglieder, die wir in Bad Laasphe dazugewonnen haben, kamen über unser Kurs-Angebot. Und beim Gesundheitstag im Rahmen des „Bad Laaspher Schaufensters“ am 15. Mai hoffen wir natürlich auch, dass wir Interessierten überzeugend erklären können: Was ist eigentlich Kneipp?

Wie wollen Sie beim Kneipp-Gesundheitstag auf neue Zielgruppen zugehen – und sie in welcher Form an den Verein binden?

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Wir haben ja extra eine größere Präsentation geplant – mit Ständen für alle fünf Säulen von Kneipp. Wir sind ja mit 223 Mitgliedern nun auch kein kleiner Verein. Und es geht nicht nur ums Wasser. Wir haben ja auch die Arztvorträge im Haus des Gastes im Angebot – der Eintritt ist frei, die Kosten übernimmt der Kneipp-Verein. Die Experten berichten und die Zuhörer können Fragen stellen. Und dann sind da ja noch die Mitmachkurse zu Pilates, Qi Gong, Yoga und Entspannung – aber da müssten sich die Leute vorher anmelden. Details dazu werden demnächst noch in der Presse angekündigt.

Steckbrief: Birgit Christmann

Birgit Christmann wächst in Wallau auf, also direkt hinter der Landesgrenze hinüber nach Hessen. „Ich wohne jetzt aber schon seit über 40 Jahren hier in Banfe“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Die 63-Jährige ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn (37).

Im Bad Laaspher Kneipp-Verein ist Christmann seit 2016 in ihrer mittlerweile zweiten Amtsperiode 1. Vorsitzende – nachdem sie bereits viele Jahre lang 2. Vorsitzende neben ihrem Vorgänger Kurt Manfred Schäfer war.

In Biedenkopf geht Birgit Christmann zur Realschule, macht dann eine Ausbildung zum Industriekaufmann und lässt sich schließlich zur Marketing-Leiterin ausbilden. Das ist sie dann auch bei der Firma GEA in Wallau bis zum Eintritt in ihre Altersteilzeit.

Einschneidende Erlebnisse im Leben? „Mit 7 Jahren wurde ich zusammen mit zwei Schulfreundinnen von einem Lkw erfasst und lag lange im Krankenhaus“, erinnert sich Christmann. „Glücklicherweise haben die Ärzte mein linkes Bein wieder herstellen können, so ich keine Beeinträchtigungen durch den schweren Unfall habe.“ Christmanns erste USA-Reise war 1982 – „und damit verbunden mein erster Flug. Ich war danach noch viele Male in USA und Kanada, aber auch in Südafrika und Dubai. Durch meinen Beruf bin ich europa- und weltweit viel rumgekommen.“

Und wie sieht es mit Hobbys aus? „Neben dem Kneippen mein Garten“, sagt Christmann ganz spontan. „Den liebe ich über alles.“ Aber: Reisen zählt auch zu ihrer Freizeit. „Wir waren gerade Ende März erst auf einer Kreuzfahrt im Mittelmeer: Rom, Malta, Sizilien, Sardinien. Und wenn ich Zeit habe, lese ich gerne.“

„Ich glaube, mit dem Kneipp-Verein bin ich voll ausgelastet“, so Christmann zu ihrem sozialen Engagement. „Allerdings bin ich auch Mitglied im Gartenbauverein Bad Laasphe und hole mir bei Erich Bald, dem 1. Vorsitzenden, immer gute Tipps für den eigenen Garten.“

Gibt es Kooperationspartner, um die Ziele des Kneipp-Vereins besser zu erreichen?

Für den Alltagsfitnesstest beim Gesundheitstag zum Beispiel arbeiten wird mit dem Kreissportbund Siegen-Wittgenstein zusammen. Getestet werden Beinkraft, Armkraft, Ausdauer, die Beweglichkeit der Schulter und der Hüfte sowie die Geschicklichkeit. Gedacht ist das Angebot für Frauen und Männer über 60 Jahren.

Wie sieht es mit dem Kneipp-Angebot in Erndtebrück und Bad Berleburg aus? Ließe sich da nicht auch von Bad Laasphe aus mehr machen?

In Erndtebrück gibt es keinen Kneipp-Verein, vielmehr sind etliche Erndtebrücker Mitglieder bei uns in Bad Laasphe. Und in Bad Berleburg gibt es einen eigenen Kneipp-Verein.

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Wie ist der Kneipp-Verein eigentlich aus der Corona-Pandemie gekommen?

Wir haben das natürlich einigermaßen gut überstanden. Aber es fehlt uns ein Schwimmbad für unsere vielen Aqua- und Fitness-Kurse. Erschwerend kommt hinzu, dass im Lehrschwimmbecken am Städtischen Gymnasium die Pumpe defekt ist. Die meisten unserer Kurse haben eben mit Wasser zu tun. Und wir konnten ziemlich lange nicht ins Haus des Gastes – die Kurse dort mussten also ruhen. Ich bin aber total dankbar, dass uns alle Mitglieder treu geblieben sind – trotz der langen Durststrecke.

Kneippen in der Freizeit, in den Ferien? Was sind Ihre Tipps dazu?

Also, auf unserer Website gibt’s viele Kneipp-Tipps für daheim – einfach mal reinklicken. Jeder hat doch eine Dusche oder Badewanne zuhause, da kann man schon sehr viel machen. Und die Natur steht jedem zur Verfügung.

Kneippen plus Wanderurlaub in Bad Laasphe – funktioniert das?

Ja, auf jeden Fall. Wir machen das ja schon mit der Tourismus, Kur und Stadtentwicklung Bad Laasphe GmbH beim „Spirituellen Sommer“: Interessierte melden sich bei der TKS an, etwa für eine Wanderung zur Ilsequelle. Und ich erzähle den Teilnehmenden dann unterwegs etwas zu Kneipp – wie voriges Jahr zum Thema „Wasser“.

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Wie kann das Kneippen gegen Corona oder bei deren Folgen helfen?

Ich denke mal, es trägt einfach dazu bei, das eigene Immunsystem zu stärken. Da ist man mit Kneipp-Anwendungen sicherlich besser gewappnet – nicht nur gegen Corona. Der Körper ist dann eben nicht so anfällig. Obwohl ich Leute kenne, die kneippen – und trotzdem Corona gehabt haben.

Gute Gesundheit gratis? Oder was kostet das Kneippen die Anwenderinnen und Anwender?

Kneippen ist eigentlich nicht kostenintensiv – das kann man ja auch tun, ohne Mitglied im Verein zu sein. Mit unseren Tipps für daheim kostet es sozusagen nichts. Wenn die Leute aber etwas in der Gruppe machen wollen: Neben unserem Kurs-Angebot hat unser Verein zum Beispiel auch einen Frauentreff und einen Männer-Stammtisch, die beide sehr rege und aktiv sind.