Wittgenstein. Firmenchef der Brauerei Hans-Christian Bosch Bosch Brauerei erklärt, warum Bierbrauer derzeit zu kämpfen haben
Generell sind die Preissteigerungen aktuell in allen Sektoren spürbar. Aber droht jetzt auch eine Preiserhöhung beim Bier? Unsere Redaktion hat bei der Brauerei Bosch aus Bad Laasphe nachgefragt.
„In absehbarer Zeit wird das Bier von Bosch erst mal nicht teurer“, beruhigt Braumeister Hans-Christian Bosch. Denn bereits am 1. April sei der Verkaufspreis erhöht worden. Für einen Kasten mit 20 Flaschen 0,5 Liter Boschbier müssen Kunden nun 1 Euro mehr bezahlen. Dabei handle es sich um eine planmäßige Erhöhung im Zuge einer Preisanpassung, so Bosch. Eigentlich war diese schon für 2019 geplant, aber dann kam es zur Pandemie und die regionale Brauerei habe sich damals gegen eine Preiserhöhung entschieden. „Das wäre in der ohnehin ungewissen Zeit zusätzlich schwierig für die Verbraucher und vor allem für die Wirte gewesen.“ Aber Anfang April hat Bosch – wie die meisten Brauereien – die Preise für seine Produkte angepasst.
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Wittgenstein: Die unterschiedlichen Faktoren
Bei Preissteigerungen spielen viele Aspekte eine Rolle: „Alleine die Kronkorken-Preise haben sich in dem letzten Dreivierteljahr verdoppelt.“ Das länge daran, dass die Metallpreise stiegen, weil für die Produktion viel Energie benötigt werde und die Lieferketten gestört seien. Aber damit nicht genug: „Die Preise für Bier-Etiketten haben im letzten Jahr um 80 Prozent angezogen und bei Bierflaschen sind die Kosten um 50 Prozent gestiegen, weil auch hierfür ein hoher Energieaufwand nötig ist“, berichtet Bosch.
Die Corona-Pandemie habe die Lieferketten bereits auf den Kopf gestellt und Preise steigen lassen. „Als Unternehmen waren die letzten Jahre schon sehr herausfordernde mit vielen Existenzsorgen“, erinnert sich Bosch. „Unser Geschäftsmodell ist weitestgehend verboten worden.“ Das Virus habe die Branche massiv getroffen, viele Orte, die sie beliefern, mussten schließen. Veranstaltung wurden abgesagt und auch private Treffen gab es kaum noch. Dadurch sei ein Großteil der Absatzmöglichkeiten weggefallen. „Dann gab es Licht am Ende des Tunnels und es wurde gelockert. Aber jetzt stellt der Krieg die Weltordnung erneut auf den Kopf“, beklagt der Bierbrauer.
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Die Ukraine-Krise verschärfe die Lage: So seien viele Glasereien für Bierflaschen in der Ukraine angesiedelt. Aber auch die Beschaffungen von Getreide, Gerste und Hopfen ist für viele Brauereien schwieriger geworden. Denn die Ukraine und Russland seien mit die größten Getreideexporteure weltweit: „Auf dem Weltmarkt fehlen jetzt zwei große Produzenten.“ Die Nachfrage nach Getreide ist aber weiterhin da und das habe natürlich auch Einfluss auf die deutschen Getreidepreise.
Die Bosch-Brauerei sei davon zumindest indirekt betroffen: Sie schließt mit ihren Landwirten zwar langfristige Verträge ab, damit die Landwirte abgesichert sind und planen können. Die Preise habe man so eigentlich bereits bis 2025 festgelegt. Aber wenn die Landwirte durch die Knappheit keine Samen oder Dünger mehr zur Verfügung haben (wir berichteten), können sie die Verträge nicht einhalten. Und wenn es zu einem Mangel komme, ist dieser nur schwer aufzufangen. „Ausgleichen könne wir es gar nicht, denn in Bier darf Gerstenmalz, Hopfen ein bisschen Hefe und Wasser rein - das war’s“, erklärt Bosch. „Wenn davon eine Zutat nicht da ist, können wir nicht mehr brauen.“ Er ist aber guter Hoffnung, da er gute Kontakte zu den Landwirten hat, dass er seine Warenmenge bekommen werde, aber eben zu deutlichhöheren Preisen als in der Vergangenheit.
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Die Grundzutaten: Gerstenmalz, Hopfen, Wasser und Hefe für seine Biere beziehe Bosch hauptsächlich aus Deutschland. „Zu 90 Prozent schaffen wir es aber unsere Gerste von deutschen Landwirten zu beziehen“, so der Braumeister. Das eingekaufte Malz stammt überwiegend aus Rheinhessen und vom Niederrhein und das Wasser kommt aus einer Lahnquelle in Nähe der Brauerei. „Weil wir Qualitätsfrüher im Bierbereich sind, haben wir sehr hohe Ansprüche an die Produkte“, betont Bosch. Wenn die Qualität in Deutschland den Ansprüchen nicht genüge, erweitere der Betrieb seinen Einzugsbereich, werden die Zutaten europaweit in Ländern wie Frankreich eingekauft.
Und auch das Thema Energie löst Sorgen aus. „Brauereien haben einen hohen Energiebedarf und bei dem Kochprozesse wird der Dampf durch Gas erzeugt“, erklärt Bosch. Die Ungewissheit sei groß: „Wir leben von Tag zu Tag und von Woche zu Woche, weil wir gar nicht wissen, ob wir nächste Woche noch genug Gas zur Verfügung haben, um Bier brauen zu können.“ Wenn der Gashahn wirklich zugedreht werden würde und es zu einer Knappheit kommt, könne die Brauerei nicht mehr normal produzieren. An der Produktion hängen 25 Arbeitsplätze mit Familien, das sei eine hohe Verantwortung.
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Wittgenstein: Keine weitere Steigerung
Die Preiserhöhung, die zum 1. April gegriffen hat, wurde schon letztes Jahr vor Kriegsausbruch bekannt gegeben. Da habe noch kein Mensch gedacht, dass mitten in Europa so etwas Furchtbares passieren könnte. Eine weitere Preissteigerung bei dem Bier, um die gestiegenen Kosten in allen Bereichen decken zu können, schließt der Unternehmer aber erst mal aus: „Mit der aktuellen Erhöhung von einem Euro pro Kasten könne wir die Betriebskosten momentan gerade so stemmen.“
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Konkret stehe in absehbarer Zeit keine weitere Preissteigerung an. „Aber keiner weiß, was in Zukunft auf uns zu kommt - Die Inflationsrate ist momentan so hoch wie lange schon nicht mehr“, sagt Bosch. Und wenn die Preise durch die Inflationsspirale weiter durch die Decke gehen, müsse auch die Brauerei die Preise weiter anpassen. Aber wann das passiere, sei noch nicht absehbar.