Feudingen. Das Artenschutzzentrum in Feudingen kann gezüchtete Tiere nicht zur Wiederansiedlung nach Russland schicken. Warum zwei davon nun sterben müssen.
Der Ukraine-Krieg – er macht offenbar auch vor dem Artenschutzzentrum am Dernbach nicht halt: Zwei Waldbisons dort droht der Tod, weil sie nicht wie geplant in russische Wiederansiedlungsprojekte vermittelt werden können – und nur so Inzucht vermieden werde, sagt Achim Wickel, der Leiter des Zentrums, im Gespräch mit unserer Redaktion. Unterdessen konnte einer der Wisente aus dem Nachbargehege nach Rumänien transportiert werden, um dort in seinem natürlichen Lebensraum weiterzuleben.
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„Bei den Bisons werden wir um Schlachtungen nicht herumkommen“, bedauert Wickel – das habe der russische Präsident Putin fertiggekriegt, ärgert er sich. Denn durch „den unsäglichen Ukraine-Krieg“ sei der vor Jahren mühsam aufgebaute Kontakt zum Institut für Ökologie und Evolution an der Universität in Moskau zur „totalen Makulatur“ geworden. Hier hatte bislang der Wildbiologe Dr. Taras Sipko die russischen Wiederansiedlungsprojekte koordiniert.
Weiterer Nachwuchs zu erwarten
Konkret müssten von derzeit sechs Bisons im Gehege zwei getötet werden, so Wickel. Beide Tiere habe man eigentlich nach Sibirien bringen wollen – doch die Russische Föderation gebe an, sie habe „keine Mittel, um die Tiere zu transportieren“. Es seien „genetisch wertvolle Tiere, die da leider sterben müssen“.
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Innovatives Dreh-Café zeitlich verzögert
Gerne würde Achim Wickel auf seinem weitläufigen Freigelände am Dernbach mit einem drehbaren Café plus Ferienwohnungen in zwei Stelzenhäusern zur Vielfalt im Bad Laaspher Tourismus beitragen – und zugleich für innovatives und nachhaltiges Bauen werben, doch: Das Projekt entwickele sich zeitlich verzögert, bedauert Wickel auf Nachfrage.
Gründe dafür seien zum einen die Corona-Pandemie, zum anderen die gestiegenen Preise im Bausektor. Derzeit suche er in Abstimmung mit dem Hersteller einen adäquaten Architekten zur Bauausführung, so Wickel. Bislang hatte er mit Baukosten von rund 750.000 Euro kalkuliert.
Achim Wickel, Leiter des Artenschutzzentrums, und der Biologe Uwe Lindner, der erster wissenschaftlicher Begleiter des Wisent-Projektes im Rothaargebirge war und nun schon seit Jahren mit Wickel eine Zuchtstation für Waldbisons und Wisente in Feudingen betreibt, hatten mit der Zeit verschiedene Kontakte Richtung Osten aufgebaut – bis nach Aserbaidschan.
Spezialtransport in die Karpaten
Der an die Foundation Conservation Carpathia vermittelte Wisent-Kuh „Feuer“ dagegen habe sich bereits wohlbehalten in Rumänien eingefunden, hat Achim Wickel auch gute Nachrichten aus dem Artenschutzzentrum. Der Spezialtransport über 1500 Kilometer in die Karpaten habe gut funktioniert. Zuvor sei das Tier von einer heimischen Tierärztin auf Herz und Nieren überprüft worden. Allerdings sei das Einfangen des Tiers für den Transport ab Feudingen „für mich eine stressige Geschichte“ gewesen, erzählt Wickel. Auch, „weil es das erste Mal war“.
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Dabei galt es nach Angaben des Artenschutzzentrums in einem ersten Schritt, das Tier zu betäuben und von den anderen Wisenten fernzuhalten. Dafür waren spezialisierte und geschulte Leute vor Ort. Dann kam die schwierigste Aufgabe: Das Tier muss zum abfahrbereiten Lkw gebracht werden. Mehrere Versuche, es auf einer Plattform dorthin zu bewegen, scheiterten. Also entschieden sich die Beteiligten, mit dem Tier langsam zum Transportmittel zu gehen. Hier gelang es nach mehreren Versuchen, das Tier in den Lastwagen zu bekommen.
Ziel: Nachbessern beim Einfangen
Beim nächsten Wechsel werde man „nachbessern müssen“, ist für Wickel klar. Und der steht schon bald an: „Wir haben noch zwei weitere Tiere, die im Herbst auch nach Rumänien kommen, ein weibliches und ein männliches Tier.“
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Für das laufende Jahr erwartet Wickel bei den drei erwachsenen Tieren im Gehege zwei Geburten. Und für die Nachzucht im Artenschutzzentrum wäre es „optimal, wenn wir jeweils die Geburten abgeben. Das vermeidet Inzucht“. Grundsätzlich sehe sich das Zentrum „quasi als Rangierbahnhof für Wisente und Waldbisons, die dann in Wiederansiedlungsprojekte in Russland oder Rumänien gehen“.