Feudingen. Der Bauherr möchte mit Café und Ferienwohnungen zur Vielfalt im Tourismus beitragen – und zugleich für innovative, nachhaltiges Bauen werben.
Das Gelände der Artenschutz-Station für Bisons und Wisente ganz oben „Im Dernbach“ in Feudingen: Eine riesige, runde Baugrube tut sich auf, mehr als zwölf Meter im Durchmesser. Der Aushub: Boden, aber auch viel Fels. Offenbar ein guter Grund für das Fundament, auf dem Bauherr Achim Wickel im kommenden Frühjahr sein neues Drehhaus samt Café errichten möchte – kombiniert mit zwei Stelzenhäusern für weitere Ferienwohnungen.
Plus-Energiehaus dank Photovoltaik
23 Jahre Erfahrung mit runden Bauten
Zimmermeister Jürgen Rinn aus Gießen, der die Drehhäuser in Holzrahmen-Bauweise entwickelt hat und selbst herstellt, hat mittlerweile immerhin 23 Jahre Erfahrung mit Drehhäusern.
Das erste baute er einst in seiner hessischen Heimat für seine Eltern. Zwar habe die Mutter zunächst nicht einziehen wollen – aber später ebenso wenig wieder aus, weil sie die Vorzüge des Gebäudes kennengelernt hatte.
Internet: www.drehhaus.de
Mit diesem Konzept möchte Wickel zur Vielfalt in der touristischen Branche Wittgensteins beitragen. Es entstehe nicht noch ein weiteres klassisches Hotel, sagt er, sondern ein rundes Gebäude aus Holz und Stahl, das sich dreht und somit energetisch und von der Belichtung der Räume optimal auf die Sonne ausgerichtet werden könne – oder auch von ihr weg, etwa an heißen Sommertagen. Den richtigen Dreh bekommt die im Fundament eingelassene Achse des Hauses mit einem individuell steuerbaren 380-Watt-Motor.
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Mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach werde außerdem mehr Strom produziert, als im Haus verbraucht und verheizt werde, sagt der Hersteller, Zimmermeister Jürgen Rinn aus dem hessischen Heuchelheim bei Gießen – „ein Plus-Energiehaus“, freut sich Wickel. Und genau für dieses innovative Bauen wolle er demnächst bei seinen Gästen im Café und in den Ferienwohnungen gezielt werben, so der Bauherr. Der Clou des Ganzen werde aber ein ungewöhnlicher Panorama-Blick für Gäste in die Umgebung sein, schwärmt er.
Elf Meter Durchmesser, Firsthöhe 16 Meter
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Unterdessen schaut sich Diplom-Geologe und Diplom-Ingenieur Dr. Frank Aschenbrenner aus Gießen als Sachverständiger die ausgehobene Baugrube an. Hält der felsige Untergrund, was er verspricht? Damit das Drehhaus später auch standfest ist, selbst bei wilden Stürmen? Zum Glück sei das Gebäude ja rund, sagt Zimmermeister Rinn, biete dem Wind also deutlich weniger Angriffsfläche.
Zugleich sind die Dimensionen des Drehhauses durchaus beeindruckend – mit elf Metern Durchmesser und einer Firsthöhe von 16 Metern für ein Café im Erdgeschoss, zwei Ferienwohnungen in der 1. und 2. Etage sowie ein Seminar-Raum direkt unterm Dach. Planerin ist die Diplom-Ingenieurin (FH) Katharina Rinn, übrigens die Nichte des Zimmermeisters.
Budget: rund 750.000 Euro
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Immerhin auf rund 750.000 Euro beläuft sich Achim Wickels Budget – für den ungewöhnlich runden Neubau, ergänzt wie erwähnt um zwei Stelzenhäuser. Sie sollen jeweils anderthalb Geschosse haben – mit je 40 Quadratmetern Fläche für je eine Ferienwohnung, die bis zu sechs Gästen Platz bietet.
Für dieses Jahr wäre Wickel schon zufrieden, „wenn wir die Bodenplatte gießen können“ – damit es mit den Bauarbeiten dann 2021 richtig losgehen kann mit der noch ungewöhnlichen „Einzelanfertigung“ von Zimmermeister Rinn.