Wittgenstein. Der Ukraine-Konflikt führt auch in Wittgenstein zu leeren Supermarktregalen. Diese Grundnahrungsmittel sind derzeit besonders knapp.

Die Regale in vielen Supermärkten sind zum Teil leer gefegt. Auch in Wittgenstein sucht man in vielen von ihnen vergebens nach Raps- und Sonnenblumenöl. Nur vereinzelt stehen noch Flaschen dort. Und auch in Sachen Mehl schaut es nicht besser aus. Im Hit-Markt gab es am Dienstagabend nur noch wenige Päckchen auf der Palette. Die Mehl-Regale im Gang – sie waren beinahe leer. „Ich bin nun schon im zweiten Laden, um eine Flasche von dem günstigen Sonnenblumenöl zu kaufen“, klagt eine Dame ihr Leid und greift zu einer Alternative. Was anderes bleibt ihr auch nicht übrig. Die Lokalredaktion hat mit Händlern und Bäckermeister über die aktuellen Entwicklungen gesprochen. Drohen höhere Lebensmittelpreise?

Laut dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) sind die Ukraine mit 51 und Russland mit 27 Prozent die weltweit wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl. „Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe, nur 6 Prozent des verbrauchten Öls stammen aus heimischer Produktion“, teilte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) mit. Sonnenblumenöl könnte also bald knapp werden. „Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen“, sagte der Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk am Montag gegenüber der dpa.

Die Supermärkte

In der Bad Laaspher Edeka-Filiale kommen die Kunden zum Teil vier, fünf Mal am Tag in den Markt, um sich Öl und/oder Mehl zu kaufen. „Ich appelliere schon seit heute morgen an die Kunden, nur haushaltsübliche Mengen zu kaufen, damit andere Kunden auch noch die Chance auf die Waren haben“, sagt der Filialleiter Alex Engelhardt gegenüber der Lokalzeitung. „Die Regale sind leer, aber bei den Kunden herrscht leider keine Einsicht.“ Die Folge: Die Waren werden proportioniert. Jeder Kunde hat demnach Anspruch auf fünf Packungen Mehl und zwei Flaschen Öl. Auch in anderen Filialen sei dies der Fall. Und wie sieht es in Sachen Nachlieferung aus? „Die letzten Tage wurde die Lieferung immer wieder gestrichen. Wir wissen derzeit nicht, wann wir wieder Öl geliefert bekommen.“

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Auch im Bad Berleburger Hit-Markt sind die Regale bei Mehl und Öl fast leer. Das bestätigte auch die Stellvertretende Leiterin auf Nachfrage der Zeitung. Und auch bei einem Selbsttest am Dienstag in einem der Rewe-Märkte ist nicht mehr viel Sonnenblumenöl vorhanden. Der Aldi-Konzern teilte am Montagabend via Mail mit, dass „der Abverkauf einiger Warengruppen, unter anderem bei Speiseölen, derzeit sehr stark von Tag zu Tag schwankt“. Das führt dazu, dass gewisse Waren kurzzeitig vergriffen seien. „Unsere Kolleginnen und Kollegen in den Märkten und in der Logistik arbeiten jedoch daran, für Nachschub zu sorgen. Wir bitten unsere Kunden und Kundinnen immer, Waren nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen. Bei größeren Nachfragen behalten wir uns wie immer vor, die Abgabemenge pro Kunde vorübergehend einzuschränken“, so Christian Schneider von Aldi Einkauf SE Co.oHG.

Der Handelsverband

Dem Handelsverband Lebensmittel (BVLH) liegen derzeit noch keine Informationen über eine flächendeckende Unterversorgung mit Lebensmitteln der Grundversorgung oder Gütern des täglichen Bedarfs vor. Grundsätzlich appelliert der BVLH jedoch an alle Kunden, sich untereinander solidarisch zu verhalten und Produkte nur in haushaltsüblichen Mengen einzukaufen. „Inwiefern steigende Kosten auf den Vorstufen konkret durch die Kette weitergegeben werden, kann der BVLH nicht vorhersagen. Das betrifft auch die Entwicklung der Teuerungsrate bei Lebensmitteln in Folge des Russland-Ukraine-Krieges. Preisverhandlungen finden zwischen Handelsunternehmen und ihren Lieferanten statt“, heißt es auf unsere Nachfrage.

Die Bäckereien

Besonders auf Mehl angewiesen sind auch Bäckereien. Werden Brot, Brötchen und Co. bald auch teuerer werden? Marco Frank ist Inhaber der Bäckerei Schwan in Diedenshausen. Über zu wenig Mehl und Speiseöl kann sich der Bäckermeister derzeit nicht beschweren, das Mehl wird von einer Deutschen Mühle geliefert. Doch auch wenn genug Mehl vorhanden ist, die Preise sind auch bei deutschen Waren enorm gestiegen. „Ich habe erst kürzlich mit der Mühle, von der ich mein Mehl beziehe, gesprochen. Die Preise sind zur vorherigen Bestellung um 21 Prozent gestiegen.“

Und nicht nur das – auch die Preise für weitere Rohstoffe seien erhöht worden, „Tendenz steigend“. Hinzu kommt ein weiterer Faktor: Durch den Ukraine-Krieg sind vor allem die Sprit- und Ölpreise in die Höhe geschnellt. „Das macht die Situation für uns nicht leicht“, sagt der Bäckermeister. „Wir haben zwei Verkaufswagen, mit denen wir umherfahren. Hinzu kommt, dass wir auch die Dorfläden mit unseren Waren beliefern. Da kommen einige Kilometer zusammen.“ Heißt konkret: Mehl und Speiseöl sind zwar vorhanden – allerdings sorgen die zahlreichen Preiserhöhungen in nahezu allen Ebenen zu hohen Ausgaben. Und die müssen irgendwie wieder reinkommen. „Ich habe mich bereits mit Innungskollegen über die aktuelle Situation unterhalten“, sagt Frank. „Auch wir werden auf lange Sicht um eine Preiserhöhung nicht drumherum kommen.“ Wie viel mehr Brötchen, Brot und Co am Ende kosten werden, muss er erst noch schauen.

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Die Bäckerei Glöser hat bereits am Dienstag die Preise für ihre Waren angezogen. 3 Cent mehr kosten die Brötchen nun, bei den Brotsorten sind es bis zu 10 Cent mehr. Der Grund sind auch hier die steigenden Kosten für die Rohstoffe. Mehl komme zwar noch wie bestellt, aber Sonnenblumenkerne beispielsweise werden bereits zugeteilt. „Ich bekomme nur fünf Sack. Auch Öl kann ich nur in den üblichen Mengen bestellen“, so Glöser. Auf Vorrat kaufen, da auch weitere Preissteigerungen bereits angekündigt worden sind, ist also gar nicht möglich.