Bad Berleburg. Singsation organisierte ein Spendenkonzert. Dabei trat auch Poetry-Slammer Tobias Beitzel auf – und schlug persönliche und ernste Töne an.

200 bis 300 Menschen aus der Region zeigen erneut ihre Solidarität mit der Ukraine – diesmal bei einem Benefizkonzert im Bürgerhaus in Bad Berleburg. Die Aktion stand unter dem Namen „Für Frieden! Benefiz für die Ukraine“. Mit blau-gelben Blumen war die Bühne geschmückt, in deren Farben auch die Bühne ausgeleuchtet war. Am Eingang wurden schon die ersten Spenden eingesammelt und Stickerherzen in den Farben der ukrainischen Flagge, die viele an der Brust trugen, verteilt.

Christine Liedtke leitete mit einem Friedensgebet ein. Zu Beginn beschrieb sie den Willen, beim Entsetzen über den Angriff auf die Ukraine, etwas tun zu wollen. „Wir können immer etwas tun. Wir können beten“, so die Pfarrerin. Sie sprach über Hilfe, um sich für den Frieden einzusetzen und Unfrieden entgegenzutreten. Liedtke bat um Segen und Unterstützung „für alle, für die wir heute zusammengekommen sind“.

Blaue und Gelbe FFP2-Masken

Unter der Leitung von Christoph Haupt folgten die ersten Lieder „Hymn to Freedom“ und „Viva la vida“ des Pop-Chors „Singsation“. Sie hatten die Veranstaltung organisiert. Als dann auch der Chor „Arion Weidenhausen“ dazu kam, sangen sie zusammen den „Irischen Segenswusch“. Die Sängerinnen und Sänger trugen teils gelbe und blaue FFP2-Masken. Christoph Haupt erklärte folglich, dass die Spenden an die „Aktion Deutschland hilft“ gingen und diese in den Kriegsgebieten gut vernetzt seien.

Lesen Sie auch: Berleburg: Emotionales Zeichen für Frieden in der Ukraine

Es werden von dieser Aktion unter anderem medizinische Hilfsmittel, Wasser und Flüchtlingslager in den bedürftigen Gegenden zur Verfügung gestellt und es werde bei der Evakuierung geholfen. Haupt berichtete auch von mehreren 100 Euro, die Menschen gespendet haben, die an diesem Abend nicht anwesend waren und nannte als Beispiel seinen Bruder, der aus der Nähe von Berlin komme, und 100 Euro gespendet hat. Außerdem seien schon über 1000 Euro allein über Überweisungen eingegangen. Auch Helmut Janner berichtete von 150 Euro, die er im Vorfeld gesammelt habe und auch der Ukraine spenden werde.

Nicht ohnmächtig angesichts des Krieges

„In dieser Zeit ist es wichtig, zusammen zu stehen“, begrüßte Bürgermeister Bernd Fuhrmann das Publikum. „Vor zweieinhalb Wochen war solch ein Angriffskrieg undenkbar“, so Fuhrmann. Der Krieg sei „nicht zu entschuldigen“. Es sei erstaunlich, wie viele Menschen auch beim der Zusammenkunft „OffenenBündnis #BadBerleburg Für Frieden“ (wir berichteten) dabei waren: „Es hat sich eine Welt der Hilfsbereitschaft entwickelt.“

Fuhrmann betonte: „Solche Aktionen zeigen, dass wir nicht ohnmächtig sind und ein klares Zeichen für Frieden in der Ukraine setzen“. Er hob zusätzlich hervor, es sei kein Krieg Russlands, sondern ein Krieg Putins. Man solle besonders darauf achten, dass russische Menschen nicht ausgeschlossen oder gar beschuldigt werden.

Für Gleichaltrige ist der Krieg unfassbar

Auch Poetry-Slammer Tobias Beitzel schlug ernsthafte Töne an: Viele der Soldaten sind in seinem Alter oder noch jünger – ein bedrückendes Gefühl. Für Gleichaltrige sei ein Krieg unfassbar. Seine beiden Großväter seien im Zweiten Weltkrieg aktiv gewesen, doch leider hat er sie nicht kennenlernen können. Aber: Er habe eine Kiste mit Feldbriefen seines Großvaters und dessen Brüder gefunden und von seiner Großmutter einen ganzen Koffer voller seines anderen Großvaters erhalten.

Lesen Sie auch: So erlebte ein Soldat aus Niederlaasphe den 2. Weltkrieg

Auf dieser Grundlage konnte er den Text „Ein Koffer voller Briefe“ schreiben, in dem er die Frage „Was bedeutet Krieg“ behandelt: Im Text spricht er von den Soldaten, die erst vor knapp 70 Jahren an die Front geschickt wurden, von den Nachrichten, die die einzige Hoffnung der Familie gewesen sei und der Trauer, wenn der Sohn nach dem Krieg nicht nach Hause kam. Als der Krieg vorbei war, sei nicht mehr über ihn gesprochen worden. „Man hat nie etwas von Zwangsarbeitern gehört“.

Alles was vom Großvater bleibt, ist der Koffer

Beitzel fragt sich, was seinen Großvater getrieben hat – ob er überzeugt war oder ob er Zweifel hatte. Am 26. Januar 1945 schrieb er, er wolle schnellstmöglich raus aus Berlin. Die nächste Seite, auf der der Grund für diese Fluchtgedanken gestanden hätte, fehlt aber. „Ich hätte ihn gern gefragt, wieso er unbedingt gehen wollte. Jetzt ist das aber nicht mehr möglich“, so Beitzel. Alles was er hat, ist dieser Koffer. Doch anstatt diese Ereignisse zu vergessen sollte man sie vielmehr in Erinnerung behalten und darüber rede.

Lesen Sie auch: Historische Postkarte aus Bad Laasphe ruft Erinnerungen wach

Christoph Haupt verkündete schließlich, dass die Besucher eine eine Vorpremiere zu sehen bekomme würden. Der Leiter des Landespolizeiorchesters habe „Das Lied der Freiheit“ speziell für Singsation gesetzt. Er appellierte nebenbei „nicht nur ihre Herzen, sondern auch ihre Geldbeutel“ zu öffnen. Am Konzert ebenfalls beteiligt waren SoX: Kira & Lena, MGV Erholung-Germania Bad Berleburg und der MGV Eintracht Berghausen sowie die Band Yazzmine.

Das nächste Am 19. März findet eine Veranstaltung mit Singsation und dem Landespolizeiorchester Nordrhein-Westfalen in der Dotzlarer Kulturhalle statt.

Die Erlöse dieses Konzertes Erlöse werden regional gespendet, wie beispielsweise der Kinderklinik Siegen, aber auch an die Ukraine.