Bad Berleburg/Teneriffa. Das Abenteuer auf hoher See geht für den Berleburger Kilian Hof weiter. Zuletzt verlief aber nicht alles nach Plan – und es wurde auch brenzlig.

Seit Wochen schon segelt Kilian Hof mit der Crew der „Avontuur“ in die Karibik. Faire Transportwege – das ist dem gebürtigen Bad Berleburger sehr wichtig. In seinem Tagebuch nimmt er uns mit auf eine Reise voller Abenteuer – einen Wal hat er auch schon gesehen.

Erster Tag nach dem Ablegen

„Ein Tag nach dem Ablegen in Bordeaux spülte uns die Gironde in den Atlantik und wir hielten uns prompt Richtung Norden. Überraschend, da unser eigentliches Ziel mit Teneriffa im Süden liegt. Aber der Wetterbericht versprach im Norden bessere Winde und bis dahin hatten wir die Gelegenheit, als unerfahrene Crew uns mit dem Alltag an Deck, ersten kleinen Manövern wie dem Setzen der Segel und der Belegung der Klampen sowie dem Fachvokabular an Deck vertraut zu machen. Da unsere Bootsfrau Kanadierin ist, ist insbesondere eine gelingende Kommunikation unerlässlich und die Kommandos und Begriffe werden von Anfang an auf Englisch gelernt.

11. Februar: Ein anstrengender Törn

Der passende Nordostwind ist da und wir fahren Kurs Richtung Kap Finisterre. Quer durch die Biskaya ist das für Anfänger ein recht anspruchsvoller Törn, vor allem da einige Ausfälle wegen Seekrankheit zu verzeichnen sind. Seekrank ist unsere Köchin zwar nicht, doch auch in der Küche ist einiges los. Eine Packung Couscous wurde auf dem Boden der Kombüse mustergültig verteilt. Während meiner Wache durfte ich dann den einzelnen Couscous Körnern nachjagen, die von Steuerboard nach Backboard kullerten.

12. bis 15. Februar: Ein Sturm zieht auf

Eine Dusche der besonderen Art.
Eine Dusche der besonderen Art. © Kilian Hof | Kilian Hof

Der Wind wurde zu einem mittleren Sturm und unsere Offiziere entschieden, mit der unerfahrenen und Fische fütternden Crew nicht mehr weiterzufahren. Also ankerten wir in der Bucht von Coruna, nahe des Cap Finisterre. Ganz ums Eck haben wir es nicht geschafft und das heißt auch, dass wir laut Vorhersage die nächsten Tage in der Bucht festsitzen. Im Nachhinein aber gar nicht so schlecht, da wir in diesen Tagen ohne Stress und ohne Seegang Manöver lernen und Segeltraining erhalten können. Sowohl theoretische Einheiten als auch praktisches Herumklettern in der Takelage stehen auf dem Tagesplan. Das kann auch auf See notwendig sein, wenn Segel eingepackt werden müssen oder sich einmal eine Leine verklemmt. Nach dem täglichen Unterricht ist abends auch noch Zeit, bei Sonnenschein und 10 Grad Wassertemperatur kurz in den Atlantik zu springen.

16. bis 20. Februar: Die Seekrankheit

Auslaufen am Mittwochmorgen – und danach überschlagen sich die Ereignisse. Zunächst ist es für das Schiff unheimlich mühsam, sich gegen den Wind aus der Bucht zu kämpfen. Als Konsequenz werden die ersten nach nur wenigen Stunden wieder seekrank. Als wir es nach mehreren Stunden aus der Bucht schafften, hatten wir es mit einer mittelschweren Kreuzsee zu tun. Das heißt verschiedene Einflüsse wie beispielsweise Wind und Strömung sorgten für unregelmäßige Wellen, auf die das Schiff mit ordentlicher Schaukelei reagierte. Den notwendigen Kurs Südwest können wir noch nicht laufen, da der Wind erst in zwei Tagen drehen soll. Dennoch war es wichtig aus der Bucht zu kommen und der Plan ist, die kommenden zwei Tage auf Nordwest- und Südostkurs vor dem Cap Finisterre kreuzend auf den Wind zu warten. Abends kam dann der Stromausfall.

Die Crew der Avontuur.
Die Crew der Avontuur. © Kilian Hof | Kilian Hof

Das komplette Vorschiff inklusive Toilette konnte nicht mehr mit Elektrizität versorgt werden. Wir waren drauf und dran wieder in die schützende Bucht zurückzukehren, wohlwissend, dass wir dann für mehrere Tage festsitzen würden. Glücklicherweise konnte ein Crewmitglied das Elektronikproblem am nächsten Tag lösen und wir entschieden weiterhin auf See auf den Wind zu warten. In der Nacht brachen dann bei entsprechender Schaukelei zwei Kojen zusammen und wir können von Glück reden, dass sich ein Crewmitglied beim Sturz aus dem dritten Bett nicht ernsthaft verletzte.

Alles in allem kann man festhalten, dass die Crew in den drei Tagen nach dem Auslaufen aus der Bucht auf dem Zahnfleisch ging. Übermüdet und von der Seekrankheit geschwächt hofften wir alle dringend auf besseres Wetter.

21. bis 26. Februar: Viel Arbeit

Nordwestwind und Sonne. Genau das, was wir benötigten. Und endlich ließen wir Cap Finisterre und die winterliche Biskaya hinter uns. Die Seekrankheit ließ allmählich nach, der Hunger und damit auch die Kräfte kehrten zurück. In diesen Tagen entsprach das Segeln reiner Segelromantik. Wir machten konstant 6 Knoten Fahrt, genossen das schöne Wetter und beobachteten Abends die Delfine, die mit der Bugwelle des Schiffes spielten. Wir konnten sogar einen Wal entdecken, der sich aber nur kurz blicken ließ. Die Wachen wurden zur Routine, die Arbeitspflichten wurden Alltag.

Dazu gehört natürlich Putzen, aber auch Spleißen und Takeln, Navigieren und Waschen. Vom Kapitän als „Weatherman“ auserwählt war ich auch für den täglichen Windbericht zuständig, den ich per Satellit herunterladen musste. Bis zur Ankunft in Teneriffa konnte ich nur positives prognostizieren. Die erste Überfahrt endete somit nach anfänglichen Schwierigkeiten mit einer immer besser eingespielten und schlussendlich auch braun gebrannten Crew auf den Kanaren.“