Bad Berleburg. Arbeiten auf der Aida: Für Marten Pickhan war es die richtige Entscheidung, zurück in die Heimat zu kommen. Warum? Das verrät er im Interview.
In die Karibik, über den indischen Ozean, Asien, die Kanaren oder einmal quer über die Ostsee – Marten Pickhan aus Raumland hat dies bereits erleben dürfen. Dort arbeiten und leben, wo andere Menschen Urlaub machen. Neuneinhalb Jahre war der 40-Jährige auf dem Kreuzfahrtschiff Aida unterwegs und hat so viele spannende Momente erlebt. Welche diese waren und wie es ist, wieder in der Heimat zu leben, verrät er im Interview mit der Lokalzeitung.
Herr Pickhan, seit 2018 sind Sie wieder zurück in der Wittgensteiner Heimat. Wie geht es Ihnen?
Marten Pickhan: Gut geht es mir. Ich habe einen tollen Job und meine eigene kleine Familie. Es war für mich die richtige Entscheidung, zurück in die alte Heimat zu kommen.
Sie waren neuneinhalb Jahre auf der Aida – wie kam es dazu?
Eigentlich bin ich gelernter Hotelbetriebswirt. Doch dann kam ich in die Situation, dass mir zuhause die Decke auf den Kopf fiel. Das war 2009. Durch Zufall bin ich dann auf die Aida gestoßen, als ich an einem Reisebüro vorbeiging und mein Blick an einem Plakat hängenblieb. Kaum zu glauben, aber dieses Plakat hat mich dazu gebracht, mich bei der Aida zu bewerben.
Und dann ging alles ganz schnell?
Ich hatte damals nichts zu verlieren und war offen für neue Wege. 20 Tage später hatte ich meine Wohnung aufgegeben und habe diverse Sicherheitstrainings absolviert. Dann ging es auch schon aufs Schiff.
Was waren Ihre Tätigkeiten dort?
Ich bin als kleiner Koch aufs Schiff gekommen und habe mich dort im Laufe der Zeit bis zum stellvertretenden Küchenchef hochgearbeitet und dabei von der Crewküche bis zur Hauptküche fast jeden Bereich mitgenommen. Am Ende habe ich dann viele organisatorische Arbeiten übernommen.
Heißt: Sie haben neben dem Hotelbetriebswirt auch eine Ausbildung zum Koch absolviert?
Genau. Von Beruf aus bin ich gelernter Koch. Schon nach meiner Schulzeit war klar, dass ich diesen Berufsweg einschlagen möchte. Die Ausbildung zum Koch habe ich im Landhotel Gasthof Schütte in Oberkirchen gemacht. Danach ging weiter durch die heimischen Küchen, bis ich das Bedürfnis empfand, mich weiterzubilden. Daraufhin habe ich in Stadthagen die Fortbildung zum Hotelbetriebswirt absolviert und erfolgreich abgeschlossen.
Was machen Sie heute?
Derzeit arbeite ich bei den Vamed Rehakliniken und leite dort die Speiseversorgung.
Wann war für Sie klar, dass Sie zurück nach Wittgenstein möchten?
Ich saß nach meinem Feierabend auf dem Crew-Deck und habe ein wenig vor mich hin philosophiert. Will ich das hier wirklich für immer? Meine Freunde haben angefangen zu heiraten, ein Haus gebaut oder Kinder bekommen. Irgendwann kam auch in mir der Wunsch nach einer Veränderung hoch – der Wunsch, sesshaft zu werden. Als ich dann nach Hause kam und die Stellenausschreibung der Vamed Rehakliniken sah, war für mich klar: Das ist es. Ich komme zurück in meine alte Heimat.
Fiel ihnen der Schritt zurück schwer?
Nein, eigentlich nicht. Eigentlich war es so, als wäre ich nie weg gewesen. Meine Familie und meine Freunde haben mich mit offenen Armen empfangen. Auch, dass ich direkt meinen jetzigen Job gefunden habe, machte es natürlich einfacher.
Wie waren die ersten Tage in Bad Berleburg?
Es gab ein, zwei Willkommensgetränke. (lacht) Es war schön. Natürlich war es zu Beginn etwas ungewohnt. Auf dem Schiff gab es immer Geräusche. Die waren plötzlich nicht mehr da. Zudem wurde ich nach den ersten Wochen ein wenig rastlos. Aber das ist ja normal und hat sich schnell wieder eingespielt.
Wie hat sich die Stadt in den Jahren verändert?
Äußerlich hat sie sich gar nicht so viel verändert, wie ich finde. Aber man merkt schon, dass nun viel mit neuen Medien gearbeitet wird.
Hatten Sie auf dem Schiff viel Kontakt mit Freunden aus der Heimat?
Meine Familie und einige Freunde haben mich immer wieder auf meinen Reisen oder in den deutschen Heimathäfen besucht. Der Kontakt zu meiner Heimat ist also nie ganz abgerissen.
Sie waren damals lange unterwegs – vermisst man da die Heimat, seine Freunde und Familie?
Da der Kontakt ja dennoch da war, ging es eigentlich. Aber in den letzten zwei Jahren war es schon so, dass ich die Leute mehr vermisst habe.
Wie schaut es aus? Gibt es bald einen Urlaub auf dem Schiff?
Erstmal nicht. (lacht) Es ist eine schöne Art des Urlaubs und ich verstehe auch, dass die Menschen diese Art von Urlaub lieben. Aber ich bin eher der Nordseetyp und lasse mir dort ein wenig Wasser um die Füße plätschern.
Wenn Sie noch einmal zurückdenken – an Ihre Zeit auf der Aida: Was waren für Sie die Highlights?
Da gab es viele schöne Momente. Ich habe jedes Ziel mitgenommen – nicht nur Orte sondern auch zwischenmenschlich. Die Crew besteht aus so vielen Nationen. Das war einfach eine unvergesslich schöne Zeit, die wir als Crew gemeinsam erlebt haben. Und was auch unvergesslich bleibt, ist unter anderem die Silvesternacht auf dem Schiff in Madeira – das Feuerwerk vom Schiff aus zu beobachten, war er Hammer.
Sind Sie immer die gleichen Routen gefahren?
Ab und an werden die Routen auch gewechselt. Ich persönlich war lange Zeit auf der Ostsee unterwegs. Zu Beginn habe ich es gehasst, auf der Ostsee zu sein. Ich dachte mir: Es gibt so viele Schiffe und ich sitze auf der Ostsee. Hinterher aber fand ich es immer schöner.
Denken Sie noch oft an die Zeit auf dem Schiff?
Natürlich. Es war eine unvergessliche Zeit, dennoch aber bin ich froh, wieder hier zu sein – bei meiner Familie.