Bad Berleburg/Witten. Fünf Monate lang wird Kilian Hof das Team auf dem Frachtsegler in die Karibik begleiten – dabei geht es ihm unter anderem um faire Transportwege.

„Die Aufregung steigt so langsam – Tag für Tag“, sagt Kilian Hof, als wir am Telefon mit ihm über sein neues Vorhaben sprechen. Fünf Monate lang wird der gebürtige Bad Berleburger bald auf hoher See sein – gemeinsam mit 16 weiteren Menschen auf einem Frachtsegler. Monate, die gut vorbereitet sein sollten – und in der der 29-jährige Lehrer einiges über die Schiffsfahrt, das Segeln und vor allem faire Lieferwege erfahren wird. Denn: Er begleitet nicht irgendein Team auf einer Schiffsfahrt, sondern die Crew der „Avontuur“. Gemeinsam geht es in die Karibik. Faire Transportwege – das ist Kilian Hof schon seit längerer Zeit sehr wichtig.

Die Idee

Die „Avontuur“ ist ein zweimastiger Gaffelschoner, gebaut 1920 bei Otto Smit, Stadskanaal, Niederlande. „Bis 2005 wurde sie als Frachtsegler genutzt, zuletzt vom niederländischen Kapitän Paul Whalen. Er segelte Fracht zwischen Nord- und Ostsee, dem Nordatlantik und Häfen in der Karibik, wo sie allgemein als einer der letzten wahren Frachtsegler des 21. Jahrhundert galt. Im Herbst 2014 wurde es das Fundament der „Timbercoast Gemeinschaft“, heißt es auf deren Internetseite. Und genau die wird Hof nun begleiten.

Am 1. Februar 2022 geht es bereits los. Die Idee hierzu kam ihm im Zuge der sogenannten „Schokofahrten“ (wir berichteten). Kilian Hof ist Teil der Schokofahrt – einer dezentral organisierten, privaten Radgruppe, die sich dafür einsetzt, die Schokolade emissionsfrei auszuliefern. Der Bio-Laden Naturale und das Landhaus Wittgenstein hatten im vergangenen Jahr die Tafeln bei der Amsterdamer Manufaktur bestellt. Insgesamt zwölf Kilogramm Schokolade brachte er mit dem Rad nach Bad Berleburg. „Durch die Schokofahrt wurde ich au die Fracht aufmerksam – immerhin kommt so die Schokolade nach Europa.“

Gründe der Reise

Hof informierte weiter über Bekannte und Internet. „Ich fand das total spannend und wollte auch mitfahren. Aber dann kam leider Corona dazwischen.“ Nun aber ist es soweit: Mit der „Avontuur“ geht es in nur wenigen Wochen los – in Bordeaux, eine Stadt im Südwesten Frankreichs. Dort legen Hof und das Team ab. Dann geht es über die Azoren in Richtung Karibik – unter anderem nach Costa Rica und Mexiko und über die Azoren wieder zurück nach Hamburg, wo das Schiff am 1. Juli wieder anlegen wird.

Fünf Monate auf See – dafür hat der 29-Jährige gleich mehrere Gründe. „Ich interessiere mich seit langer Zeit schon für faire Transportwege und möchte auch andere Menschen darauf aufmerksam machen – und auf das ganze Konsumverhalten heutzutage. Das steht für mich im Vordergrund.“ Aber nicht nur das: „Ich finde es auch interessant zu sehen, wo die Schokolade eigentlich her kommt – wobei es hier nicht nur um Schokolade geht, sondern auch um Kaffee und vieles mehr“, sagt er.

Und wie schaut es mit dem Segeln generell aus? „Ich mache gerade mein Sportboot-Führerschein, um mich sachlich etwas vorzubereiten. Auch waren wir mit der Familie des Öfteren zum Ausflug segeln. Auf der Hochsee jedoch war ich noch nie – das wird eine neue Herausforderung für mich.“

Seekrank sei er bislang nicht geworden, sagt Kilian Hof. „Wie sagte mal jemand zu mir: Seekrank bist du nicht die ganze Reise lang – das vergeht nach einiger Zeit.“ Was auch neu sein wird: Fünf Monate gemeinsam mit 16 anderen Menschen auf einem Segler. „Ich bin gespannt, wie das wird. Wie geht man mit Krisensituationen um, wenn man nirgendwo anders hin kann?“

Eine Ausbildung auf See

Die Zeit der Reise passt dem 29-Jährigen ganz gut. Vor kurzem hat er sein Referendariat in den Fächern Sport und Mathematik abgeschlossen. „Ich bin jemand, der zwischendurch gerne eine Pause braucht.“ Bevor es als Lehrer richtig losgeht, geht es also noch einmal auf große Reise. Eine Urlaubsfahrt aber wird das nicht werden – stattdessen arbeitet der 29-Jährige auf dem Schiff mit. Im Schichtdienst, aufgeteilt in je zwei Mal vier Stunden pro Tag. Wetterkunde, Gezeiten, Schiffsdienst – da kommt einiges an Arbeit auf den ehemaligen Wittgensteiner zu. „Das wird keine Kreuzfahrt, sondern eher eine Ausbildung“, sagt er und lacht.

Und was sagen seine Familie und Freunde zu dem Vorhaben? „Für meine Frau und meine Mutter ist es wohl am schwierigsten, aber es hat mir bislang niemand davon abgeraten. Meine Familie, Frau und Freunde stehen alle hinter mir, sprechen mir Mut zu oder geben mir Tipps. Da stoße ich eher auf Interesse.“

Die Vorbereitung

Noch hält ich die Aufregung in Grenzen. „Langsam steigt sie. Aktuell aber ist noch viel zu tun – und dann kommen ja noch Weihnachten und Silvester. Unter anderem steht in wenigen Wochen auch das Packen an, denn: Viel mitnehmen kann er auf der Reise nicht. Da muss vorher gut überlegt werden, was eingepackt wird. „Ich habe überlegt, wann ich wo sein werde – gerade zu Beginn ist es wichtig wasser- und winddichte Anziehsachen zu haben – in den warmen Monaten in der Karibik sind dann andere Kleidungsstücke wichtig“. Und dann geht es auch schon los. Es bleibt spannend, was der 29-Jährige von seiner Reise noch berichten wird.