Bad Laasphe. Braucht die Kernstadt einen Discounter am Rathaus? Die Redaktion ist für eine Umfrage auf die Straße gegangen. Einige Antworten überraschten.

Braucht die Bad Laaspher Kernstadt einen neuen Netto-Discounter an der Lahnstraße, im direkten Rathaus-Umfeld? Die politische Diskussion läuft jedenfalls – und was halten die Bad Laaspher davon? Unsere Redaktion hat nachgefragt – und die Reaktionen auf der Straße waren durchaus nicht einheitlich.

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„Für die Leute hier, die kein Auto haben, wäre es sicherlich angenehmer“, sagt Anita Vogel (79) aus Wallau mit Blick auf die Bewohner im unmittelbaren Rathaus-Umfeld, wenn sie sich mit Waren der Grundversorgung eindecken müssten. Und die anderen führen eben in Koch-Zentrum in der Stockwiese, „wo es eigentlich alles gibt“.

Sorge ums Parkplatz-Angebot

Standort neu bewerten

Otto Wunderlich, Vorsitzender der Bad Laaspher Händlergemeinschaft „Pro Bad Laasphe“, begrüßt das Netto-Projekt grundsätzlich – doch sei die Standort-Frage noch einmal zu bewerten.

Der zunächst angedachte Standort kollidiere jedenfalls mit gewachsenen Strukturen im Rathaus-Umfeld, aber auch dem Mehrgenerationenplatz. Vielleicht könnte der Investor den Markt ja auf dem Gelände der „Emmaburg“ bauen, für das er sich ebenfalls interessiere.

Andrea Lang (55) aus dem hessischen Elz, eine gebürtige Bad Laaspherin, sieht das Problem im Parkplatz-Angebot. Wenn Stellplätze neben der Sparkasse entfielen wie behauptet, „dann fände ich das nicht gut“. Überhaupt würde Lang einen neuen Lebensmittel-Laden eher in der Altstadt schön finden.

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Wenn es nach Monika Heinzelmann (60) ginge, die in der Nähe des Koch-Zentrums wohnt und auch dort ihre Einkäufe erledigt, dann „bauen die den Netto nicht dahin“. Sicher: Heinzelmann ist auch öfter in der Innenstadt – „aber nur dann, wenn Wochenmarkt ist“. Wie an diesem Mittwoch.

90-Jährige kämpft sich mit Rollator zum Rewe

Damir Buljevic aus Bad Laasphe ist ganz klar gegen den Markt. Ihn in Sichtweite des Rathauses zu bauen, „das ist doch Schwachsinn“. Schließlich seien in Bad Laasphe doch genügend Einkaufsmärkte da. Was den 55-Jährigen ärgert: das seit Jahren schon leerstehende Aldi-Gebäude im Koch-Zen­trum, das verfaule, während Aldi nebenan einen neuen Markt aufgemacht habe.

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Eckhardt Doury alias „Spargel-Willi“, Markthändler aus Biedenkopf: „Geschäfte gehören in die Stadt, nicht auf die grüne Wiese.“
Eckhardt Doury alias „Spargel-Willi“, Markthändler aus Biedenkopf: „Geschäfte gehören in die Stadt, nicht auf die grüne Wiese.“ © Eberhard Demtröder

Für Ursula Steinecke (66) aus der Bad Laaspher Altstadt wäre ein neuer Markt an der Lahnstraße besser, wenn es ein „Norma“ und kein „Netto“ wäre. In einem Norma-Markt jedenfalls gebe es das nicht, dass Kundinnen und Kunden beim Einkaufen volle Kartons in den Weg gelegt würden. Wie auch immer: Ein neuer Supermarkt in Rathaus-Nähe wäre gut für viele ältere Leute, die zum Einkaufen aus der Altstadt heraus müssten. Sie kenne einen 90-jährige Seniorin, erzählt Steinecke, die regelmäßig mit dem Rollator den Weg zum Rewe an der Bahnhofstraße zurücklegen müsse.

Konkurrenz für den Wochenmarkt

Die Geschäfte gehören ganz einfach in die Stadt und nicht auf die grüne Wiese – auf diesem Standpunkt steht Eckhardt Doury alias „Spargel-Willi“ aus Biedenkopf, seit Jahren Händler für Spargel und Obst auf dem Bad Laaspher Wochenmarkt. Für die Lahnstadt sei im Grunde die Königstraße durch die Altstadt der richtige Standort. Doch dorthin wolle wohl inzwischen niemand mehr von den potenziellen Kunden, so Doury – jedenfalls sei die Straße zum Beispiel mittwochs leer, wenn die Händler des Wochenmarktes auf dem Wilhelmsplatz ihre Stände abbauten, hat er festgestellt.

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Was den geplanten Netto-Markt betreffe, sei auch der natürlich Konkurrenz für den nahen Wochenmarkt, so Doury – aber es kämen dann ja vermutlich auch mehr Leute in die Lahnstraße. Zumal dann, wenn das Parkplatz-Angebot erweitert werden solle wie von der Planungsgesellschaft angedacht.