Bad Laasphe. Der Haupt- und Finanzausschuss entscheidet am Donnerstag: Wird der Netto-Markt an der Lahnstraße gebaut oder nicht? Pläne zeigen erste Ideen.

799 Quadratmeter Verkaufsfläche, 59 Parkplätze, ein Backshop mit Außengastronomie und ein neugestalteter Mehrgenerationenplatz mit zusätzlichen Spielgeräten – so der Plan für das Gelände, auf dem künftig ein Netto-Markt entstehen könnte. Am kommenden Donnerstag soll im Bad Laaspher Haupt- und Finanzausschuss darüber abgestimmt werden, ob er nun gebaut wird oder nicht. Bereits vor wenigen Tagen hat die Stadt die Politik zur gemeinsamen, nicht-öffentlichen Sitzung eingeladen. Nun wurde das Projekt „Nahversorgung für die Innenstadt in der Lahnstraße“ von Hubert Thorwith und Nadia Thorwirth-Vahl von der Gesellschaft für Geschäftsraumvermittlung Immobilien MBH Unternehmensberatung (GfG) vorgestellt.

Demnach sollen die Parkplätze zwar umgebaut und um zwei Plätze verringert werden, dennoch aber soll es weiterhin ein öffentlicher Parkplatz bleiben, den alle Bürger nutzen können. „Uns ist es ein Anliegen, dass diese Parkplätze auch weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen – nicht nur den Marktbesuchern“, so Bürgermeister Dirk Terlinden.

Nahversorgung schon lange Thema in der Lahnstadt

Das Thema Nahversorgung in der Innenstadt ist aber kein Neues – bereits seit 21 Jahren arbeitet die Gesellschaft am Standort Bad Laasphe. 2015 wurde die GfG erneut von der Stadt beauftragt, alle Möglichkeiten zu untersuchen – geblieben ist das Grundstück neben dem Parkplatz Lahnstraße. „2019 gab es die Zustimmung des Rates der Stadt zum Vorkaufsrecht der Familie Kiz und auch die Zustimmung zum Planungsstand“, so Thorwirth-Vahl. Dass es am Ende ein Netto-Markt werden soll, sei dem geschuldet, „dass die übrigen Ketten bereits in Bad Laasphe angesiedelt sind“, so Bürgermeister Dirk Terlinden. Jedoch eben nicht in der Kernstadt. „In der Kernstadt fehlt neben dem Angebot im Gewerbegebiet und der Bahnhofsstraße das von der Landesplanung notwendig gehaltene Angebot im Bereich Innenstadt/Altstadt. Wir möchten den Bewohnern ein fußläufiges Angebot machen und glauben zudem, mit einem zusätzlichen Angebot an dieser Stelle auch die Innenstadt stärken zu können.“

Die Pläne für einen möglichen Nettomarkt an der Lahnstraße: Die Parkplätze sollen auch weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Die Pläne für einen möglichen Nettomarkt an der Lahnstraße: Die Parkplätze sollen auch weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. © gfg | gfg

Als Grund für das Vorhaben wird unter anderem das Ergebnis des Zentrumsmonitors der IHK aus dem Jahr 2018 angeführt. Dort konnten Bürgerinnen und Bürger das Lebensmittel-Angebot der Innenstadt bewerten. Mit2,78 Punkten schnitt die Lahnstadt am schlechtesten in Siegen-Wittgenstein/Olpe ab. Zum Vergleich: Bad Berleburg erhielt damals 4,24 Punkte und Erndtebrück 4,03. Damit lagen die beiden Kommunen im Durchschnitt.

Sollte die Mehrheit im Haupt- und Finanzausschuss für den Bau eines Netto-Marktes an der Lahnstraße stimmen, könnte in eineinhalb bis zwei Jahren mit dem Bau begonnen werden. Der Grund für diese lange Zeit sind die Vorbereitungen für das Vorhaben. „Das gegenüber dem Investor durch Beschluss des Hauptausschusses im April 2019 eingeräumte Vorkaufsrecht an den für eine Ansiedlung benötigten Grundstücken ist zum Jahresende 2021 abgelaufen, so dass es einer politischen Entscheidung zum weiteren Vorgehen bedarf“, heißt es in der aktuellen Beschlussvorlage für den Ausschuss.

Bauvorhaben sorgt für Diskussion

Dass es bereits einen fertigen Beschluss gibt – ebenso die Diskussion in Form einer „Arbeitsgruppe“ Ende Januar – stößt in der Politik und der Gesellschaft nicht überall auf Begeisterung. Werner Oder von der FDP schreibt hierzu in einer Mail: „Ich lehne den Netto-Markt ab.“ Und das aus gleich mehreren Gründen. „Das Stadtbild wird negativ verändert, Anlieger werden durch Anlieferung, zu frühen Zeiten, in der Nachtruhe gestört und das Einkaufen wird wahrscheinlich zu vermehrten Verkehr - und Parkproblemen führen.“ Zudem befürchtet er „weiteren Leerstand bei nachlassender Kundennachfrage. Der Umsatz vom Nettomarkt würde dem übrigen Einzelhändlern fehlen.“

Bürgermeister Terlinden hingegen sieht durch die künftig entstehenden Wohnhäuser weitere Bürger, die auf das Nahversorgungsangebot angewiesen sind. „Und nicht jeder hat ein Auto und ist gut zu Fuß.“

Facebook-Umfrage

Und was sagen die Bürgerinnen und Bürger zu dem Vorhaben? Braucht es in Bad Laasphe einen zusätzlichen Netto-Markt? Alexandra Althaus schreibt hierzu: „Ich wohne zwar nicht in Bad Laasphe, aber dadurch, dass alle Lebensmittelmärkte weit weg von dem Wohngebiet rund um die Sparkasse sind , glaube ich das der Standort für den Netto gut ist. Dort wohnen bestimmt auch Menschen, die vielleicht kein Auto haben und die froh sind, einen Lebensmittelmarkt zu Fuß erreichen zu können.“

Ein weiterer Facebook-Nutzer ist da anderer Meinung. „Eigentlich würde ein Mini-Netto reichen, der in der Königstraße beim Hammer hineinpasst. Dann hätten wir schonmal ein leerstehendes Objekt weniger. Aber vor dem Rathaus? Das hört sich ja fast an wie ein ganz schlechter Aprilscherz. Ich bin ganz klar der Meinung, dass wir genug Lebensmittelmärkte haben, die ja nun wirklich für nicht-mobile Menschen gut mit dem Bürgerbus angefahren werden.“