Bad Laasphe. In Bad Laasphe wollen zwei Lehrer länger unterrichten. Doch sie stehen vor großen Hürden. Dabei könnten sie dem Lehrermangel entgegenwirken.

Musik, Informatik, Kunst und Physik – Fächer, für die derzeit händeringend Lehrkräfte gesucht werden. Auch im Städtischen Gymnasium Bad Laasphe hofft man derzeit auf einen neuen Musik- und Informatiklehrer, der sowohl die Sekundarstufe I als auch II unterrichten darf. Derzeit gibt es dort nur jeweils einen Lehrer mit der Qualifikation für die Oberstufe. Und genau dieser Informatik-Lehrer, der zudem die Fächer Mathematik und Physik unterrichtet, geht voraussichtlich im Sommer dieses Jahres in den Ruhestand. Sein Kollege – ein Musik- und Religionslehrer – ist seit Januar im Ruhestand. Dabei wollte er erst später in Pension gehen und weiterhin an der Schule unterrichten. Eine Vertretungsstelle ermöglicht es zumindest dem Musiklehrer, weiterhin für ein halbes Jahr an der Schule tätig zu sein.

Anträge 2020 bereits eingereicht

Mit pensionierten Lehrern dem Lehrkräftemangel entgegenwirken – so die Idee des Schulministeriums, das genau hierfür im Jahr 2019 warb. Seitdem soll sich die Zahl der pensionierten Lehrer zurück im Schulalltag in NRW vervielfacht haben. Doch was ist mit Lehrkräften, die später erst in Ruhestand gehen möchten, weil sie erkannt haben, dass die Schule auf sie angewiesen ist? Corie Hahn, Schulleiterin des Städtischen Gymnasiums in Bad Laasphe, hat gleich zwei Kollegen, die weiterhin an der Schule unterrichten möchten, doch das ist gar nicht so einfach.

2020 wurden die Anträge bereits gestellt – an die Bezirksregierung Arnsberg. Man prüfe sie und gebe rechtzeitig Bescheid, hieß es damals. Gekommen aber ist Anfang des Jahres lediglich die Entlassungsurkunde für einen der Kollegen – ohne Begründung. „Unser Kollege unterrichtet Musik und Religion, beides wichtige Fächer. Und er ist der einzige Kollege, der die Qualifikation hat, in der Sek II zu unterrichten.“ Das gleiche gilt für den Kollegen mit dem Fach Informatik. Der Clou an der Sache: Informatik ist mittlerweile ein Pflichtfach – Lehrkräfte hierfür aber sind Mangelware. „Wir hoffen, dass wir bald in beiden Fächern – Musik und Informatik – eine Referendarin oder einen Referendar finden, die wir ausbilden können“, so Hahn. Doch wer soll diese zukünftig ausbilden? „Ich habe schon mit einem anderen Gymnasium im Kreisgebiet gesprochen, ob zumindest die Ausbildung für die Sek II dort erfolgen könnte, sollten wir jemanden finden. Das aber ist sehr unbefriedigend.“

Der einzige Grund, warum der Kollege mit Musik, der eigentlich im Ruhestand wäre, noch an der Schule unterrichtet, ist eine Vertretungsstelle. „Das war die einzige Möglichkeit, ihn halten zu können.“ Doch wie geht es dann im Sommer weiter, wenn die Vertretungszeit endet? Dann, so Hahn, muss eine andere Vertretungsstelle her. Und auch beim zweiten Kollegen mit den Fächern Informatik, Mathematik und Physik, weiß man nicht, ob er länger an der Schule unterrichten darf. In der Regel würde er im Sommer in Pension gehen. Auch hier heißt es wieder, man entscheide kurzfristig. „Sowohl die Kollegen als auch wir müssen aber auch planen können. Stundenpläne zu erstellen, braucht eine gewisse Vorlaufszeit“, so die Schulleiterin.

Hürden für pensionierte Lehrer

Dass den Lehrkräften solche Hürden in den Weg gelegt werden, kann sie nicht nachvollziehen. „Es ist doch nicht so schwer: Wenn ich im Jahr X eine gewisse Anzahl an Lehrkräften für einen bestimmten Bereich einstelle, dann weiß ich doch auch, dass diese im Jahr Y in Pension gehen und somit fehlen.“ Durch das Einsetzen von pensionierten Lehrkräften und dem späteren Eintritt in den Ruhestand könnten wichtige Fächer mit dem passenden Personal besetzt werden. Stattdessen folgt eine Vertretungsstelle auf die nächste. Und was, wenn kein passender Kollege da ist? „Dann müssen andere Kollegen die Klasse übernehmen.“ Ein sogenannter Ringtausch.

Ein zusätzliches Problem: Ersatzstellen müssen durch das eigene Personal besetzt werden. „Wir gelten als überbesetzt. Doch das Verhältnis Schüler-Lehrer spiegelt nicht die Wirklichkeit wider.“ Insbesondere Informatiklehrer seien derzeit rar. „Umso mehr freut es mich, dass ein ehemaliger Schüler Informatik studiert und nun die AG der fünften und sechsten Klasse leitet. Er fragte mich, ob er später bei uns an der Schule unterrichten könnte. So etwas freut mich sehr.“

Nach dem Besuch von Schulministerin Yvonne Gebauer hatte sie dem Ministerium den Fall noch einmal per Mail geschildert – eine Antwort aber gab es bis heute nicht.

Pensionierte Lehrer zurück im Unterricht auch an anderen Schulen?

Gibt es auch in anderen Schulen Lehrkräfte, die pensioniert und zurück im Schulalltag sind? „Bei uns an der Schule nicht, aber mein Vorgänger Herr Teuchert hat fast drei Jahre länger gearbeitet und mich mit Rat und Tat unterstützt. Und vor einigen Jahren hat ein pensionierter Kollege noch Sport unterrichtet. An unserem Gymnasium aber unterrichtet ein Kollege, der schon im verdienten Ruhestand ist“, so Melanie Dietrich, Schulleiterin der Realschule Schloss-Wittgenstein.

An der Bad Berleburger Realschule gibt es keine Lehrkräfte, die dem Personenkreis zugehören.

Und am Johannes-Althusius-Gymnasium? „Wir haben einen Pensionär im Unruhestand, der uns in diesem und im letzten halben Jahr unterstützt hat“, so Schulleiter Clemens Binder.