Bad Laasphe. Sie hat den Ort des Schreckens, Theresienstadt, als kleines Mädchen erleben müssen. Jetzt berichtet Michaela Vidláková von ihren Erlebnissen.

„Erinnerung kann nichts ungeschehen machen – aber die Wiederholungswahrscheinlichkeit verringern.“ Unter dieses Zitat von Friedrich Schorlemmer stellte Dr. Michaela Vidláková ihren Vortrag für den Jahrgang 9 und Q2.

Als fünfjähriges Mädchen kam sie 1942 mit ihren Eltern nach Theresienstadt, in das „Vorzimmer des Todes“, wie sie selbst diesen Ort des Schreckens nennt. Dort erfuhr sie viel Leid und war mehrfach mit Krankheiten konfrontiert. Gespannt und mucksmäuschenstill folgten die Klassen 90 Minuten lang den Worten der Zeitzeugin in unterschiedlichen Klassenräumen via Zoom.

Zustände im Konzentrationslager

Dr. Michaela Vidláková sprach über den langsam aufkommenden Hass gegenüber Juden während der NS-Zeit, der in der Vernichtung von über sechs Millionen Juden kulminierte – doch nicht für Michaela Vidláková. Durch einige Zufälle und Glück überlebte sie mit ihrer Familie diese schreckliche Zeit.

Die Zustände in dem „Vorzeigekonzentrationslager“ waren weit von dem, was in einem NS-Propagandafilm über Theresienstadt inszeniert wurde, entfernt. Eng gedrängt, keine richtigen Betten oder Stauraum, keine Möglichkeit als Familie zusammen zu leben. Nicht ausreichende Nahrung und sanitäre Anlagen für solche Menschenmassen auf engstem Raum führten bei Dr. Michaela Vidláková schon in jungen Jahren zu gesundheitlichen Problemen. Nach einem Jahr auf der Krankenstation des Konzentrationslagers kehrte sie zu ihren Eltern zurück. Wie Dr. Michaela Vidláková mehrfach in ihrem Vortrag betonte, hatte ihre Familie aufgrund des handwerklich geschickten Vaters eine gute Stellung im Konzentrationslager. Dies rettete der Familie letztlich das Leben.

Teil des Erziehungsauftrages

Gespannt hören die Schülerinnen und Schüler den Berichten zu und stellten im Anschluss noch einige Fragen an Dr. Michaela Vidláková.
Gespannt hören die Schülerinnen und Schüler den Berichten zu und stellten im Anschluss noch einige Fragen an Dr. Michaela Vidláková. © Städtisches Gymnasium Bad Laasphe | Städtisches Gymnasium Bad Laasphe

Herzlich und mit viel Feingefühl erzählte Dr. Michaela Vidláková von ihrem ganz persönlichen Schicksal als Überlebende des Holocaust. Der bewegende Vortrag war geprägt von erschreckenden, traurigen und unvorstellbaren Erlebnissen aber auch immer wieder von Hoffnung, Freude und schönen Berichten aus dem Alltag in Theresienstadt. Im Anschluss stellten die Schülerinnen und Schüler etwas zögerlich, aber sichtlich nachdenklich Fragen an Dr. Michaela Vidláková.

Im Rahmen des Faches Geschichte stellt dieser Vortrag einen Teil des Erziehungsauftrages als Schule dar. „Indem wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen, werden wir aufgefordert, aus der Geschichte zu lernen. Wir entwickeln ein Bewusstsein, eine eigene Identität und werden sensibilisiert für unser gegenwärtiges und zukünftiges Handeln, an welches Dr. Michaela Vidláková in ihrem Vortrag auch appellierte, um eine bessere Welt zu schaffen“, schreibt Corie Hahn, Schulleiterin des Städtischen Gymnasium Bad Laasphe.

Gedenktag am 27. Januar

Der 27. Januar ist in der Bundesrepublik seit 1996 „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Das Datum erinnert an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee im Jahr 1945. Die zentrale Gedenkveranstaltung findet jeweils im Bundestag statt. An vielen öffentlichen Gebäuden wehen die Flaggen auf Halbmast.

In der DDR wurde der 27. Januar mit Blick auf die Rolle der Sowjet-Armee bei der Auschwitz-Befreiung begangen. 2005 erklärten die Vereinten Nationen und das Europäische Parlament den Tag zum internationalen Holocaust-Gedenktag.