Arfeld/München. Lars Weichert aus Arfeld hat es geschafft: Der 34-Jährige ist Senior Manager Internationaler Jugendfußball beim FC Bayern.

Wie ist es eigentlich, wenn man seinen Jugendidolen plötzlich ganz nah ist? Wenn man rund um die Welt reist – nach Nigeria, Äthiopien, Brasilien, in die USA? Wenn man seine Leidenschaft zum Beruf macht? Lars Weichert (34) hat es geschafft: Der Arfelder ist Senior Manager Internationaler Jugendfußball beim FC Bayerhttps://www.wp.de/sport/lokalsport/siegen-wittgenstein/zuschauerrekord-beim-besuch-von-uns-uwe-id211034127.htmln. Erst vor wenigen Tagen war er noch in Brasilien – bald schon wird er für wenige Tage in seiner alten Heimat Wittgenstein sein – Weihnachten, das Fest der Familie steht kurz bevor. Wir haben mit ihm über seine neue und seine alte Heimat, seinem Werdegang und seinen Aufgaben als Manager beim FC Bayern gesprochen.

Dass er es soweit beim FC Bayern schaffen würde, habe er vor einigen Jahren noch nicht gedacht. „Ich glaube aber, wenn man gute Arbeit leistet und sich richtig reinkniet, dann ist nichts unmöglich“, sagt Weichert. „So viele Menschen wollen zum FC Bayern und dann schafft man es für den internationalen Jugendfußball mitverantwortlich zu sein – das ist schon etwas Besonderes, was mich auch glücklich und stolz macht.“

Zwar besitzt der Arfelder auch einen Trainerschein und war unter anderem als internationaler Trainer aktiv – das aber sei nun vorbei. Stattdessen konzentrieren sich seine Aufgaben nun rein auf das Management. Heißt: „Ich schaue unter anderem, welche Partner im Bereich Jugendfußball von den Eigenschaften her zu uns passen würden. Dann geht man mit denen in die Vertragsverhandlungen und setzt im besten Fall am Ende einen Vertrag auf – bis die Partnerschaft ins Leben gerufen wird.“

Spannende Projekte

Schon jetzt freut sich Lars Weichert auf 2022. Ein Jahr mit vielen neuen Projekten. Ganz besonders freut er sich auf die FC Bayern World Squad. „Das ist ein Projekt, was ich gemeinsam mit anderen ins Leben rufen durfte. Im kommenden Jahr gehen wir damit in die nächste Saison. Dann wird es wieder eine U19 Weltauswahl geben.“ Gespielt wird voraussichtlich in Brasilien. Es ist bereits die zweite Saison – schon einmal wurden für die FC Bayern World Squad die 15 besten Talente weltweit in einem Team aufgestellt.

Doch wie kam er zum FC Bayern? „Das war eigentlich Zufall“, verrät er und lacht. „Ich war lange Zeit beim Bund. Dort habe ich dann auch mein Studium absolviert, wo ich unter anderem mit dem internationalen Fußball in Berührung gekommen bin. Dass ich später zum FC Bayern komme und irgendwann mein eigenes Team haben werde, hätte ich damals nicht gedacht.“ Heute zählen mit Hans Pflügler und Klaus Augenthaler zwei ehemalige Weltmeister zu seinem Team – für den 34-Jährigen etwas Besonderes. „Man muss sich das so vorstellen: Die erste Bundesligasaison, die ich verfolgt habe, war 1994. Eine Zeit mit Giovane Elber, der heute mein Kollege ist und mit dem ich auch zum FC Bayern Youth Cup reise, Klaus Augenthaler oder auch Lothar Matthäus, mit dem ich in Kolumbien war – Menschen, die man früher nur aus der weiten Ferne gesehen hat und auch ein Stück weit Jugendidole für einen waren und heute arbeite ich mit ihnen zusammen und pflege ein freundschaftliches Verhältnis.“

Der FC Bayern Youth Cup

Der „FC Bayern Youth Cup“ ist ein weiteres Projekt, für das Weichert und sein Team verantwortlich sind. „Leider musste der Youth Cup Corona-bedingt nun zwei Jahre ausfallen – 2019 war ich noch in Brasilien, bin dann von dort aus nach Katar zu den Profis im Januar und von dort aus nach Nigeria, Togo und Äthiopien und habe dann dort das erste Mal von Corona ein wenig mitbekommen – das war im März. Ich konnte dann tatsächlich noch mit einer der letzten Maschinen aus Togo rauskommen, bevor der Lockdown und alles andere richtig losging“, erinnert er sich. „Aber für nächstes Jahr haben wir wieder den FC Bayern Youth Cup auf der Liste.“

Internationaler Fußball – ein spannender und abwechslungsreicher Job. Ein Job, den Lars Weichert gerne macht. „Ich bin gerne in den Ländern Afrikas unterwegs. Man kann dort mit wenig Mitteln unheimlich viel bewegen. Wenn ich in Afrika einer Mannschaft von uns ein Satz Trikots gebe oder Bälle oder gebrauchte Fußballschuhe von unseren Profis und man sieht dann die strahlenden Augen, dann vergisst man schon mal das Geschäft Fußball und die Kommerzialisierung. Es gibt mir unheimlich viel, wenn ich sehe, wie man Menschen glücklich machen kann.“

Neue und alte Heimat

Aktuell ist der 34-Jährige wieder in seiner neuen Heimat München. Schon als Jugendlicher wusste er: München ist eine Stadt, in der er gerne leben möchte. „Schon als Kind bin ich gemeinsam mit meiner Familie in den Skiurlaub gefahren – da haben wir dann auch öfters einen Stopp in München eingelegt. Schon damals fand ich, dass die Stadt etwas Besonderes hat. Man ist schnell in den Bergen, am Fluss oder auch in der Stadt, die eher ein großes Dorf ist als eine Großstadt wie Berlin. Das ist für einen Dorfjungen wie mich genau das Richtige.“ Mittlerweile lebt er seit über zehn Jahren in München. „Es ist in den Jahren meine Heimat geworden.“ Dennoch aber denkt er gern an seine alte Heimat. „Die engsten Freunde sind nach wie vor in Arfeld – mit denen bin ich zur Schule gegangen und aufgewachsen. Aber selbst da – sie kommen gerne auch mal nach München oder wir treffen uns an einem anderen Ort.“

Woran er besonders gerne zurückdenkt – an die Zeit mit Deportivo Arfeld – dem Verein, den er vor Jahren ins Leben rief und gut zehn Jahre lang als Vorsitzender betreute. „Dort durfte ich meine ersten Managementerfahrungen machen.“ Auch heute noch profitiere er davon. „Ohne diese Erfahrungen wäre ich jetzt nicht da, wo ich heute stehe. Es hat mir sehr geholfen, die Basics im Fußball zu verstehen.“ Und ein Beispiel hat er auch parat: „Wenn ich ein Banner am Arfelder Sportplatz vermarkte ist das nichts anderes, als wenn ich dies bei einem Sponsor in der Bundesliga tue – nur, dass dort ein paar Nullen mehr dranhängen.“ 2017 aber wurde der Verein aufgelöst und die Ära Deportivo mit einem Spiel gegen die Traditionsmannschaft von Uwe Seeler beendet. „Ich habe versucht, den Verein aus München noch weiterzuführen, aber es hat sich kein Nachfolger mehr gefunden. Es war eine gute und schöne Zeit.“