Bad Berleburg. Laura Grabow und Jan Erik Walter über die Begegnung bei der Jugendfeuerwehr: Für sie ist Kameradschaft mehr, als nur gemeinsame Dienstabende.
Wasser marsch! Es ist Freitag kurz vor 17 Uhr, als wir Laura Grabow und Jan Erik Walter von der Bad Berleburger Jugendfeuerwehr gemeinsam mit Jugendwart Florian Kroh und dem stellvertretenden Stadtjugendwart Lukas Brune im Feuerwehrgerätehaus in Bad Berleburg treffen. In wenigen Minuten startet der Dienst der Jugendfeuerwehr. Seit 9. Juli dieses Jahres ist dies nach langer Corona-bedingten Pause wieder möglich. Und das zu Freude aller. „Es ist wie eine zweite Familie für mich“, sagt Jan Erik. Seit Sommer 2018 ist er dabei – und möchte es seitdem nicht mehr missen. Aktuell ist er in der Übergangszeit – das ist ab 16 Jahren möglich. Heißt: Er darf auch schon an den Dienst-Abenden der Einsatzabteilung teilnehmen.
Die Jugendfeuerwehr
Insgesamt 17 Kameradinnen und Kameraden zählt die Jugendfeuerwehr der Berleburger Kernstadt derzeit. „Wir sind froh, dass wir durch die Corona-Pandemie keine Verluste erlitten haben“, so Florian Kroh. Lediglich ein Kamerad sei, da er 18 Jahre alt wurde, in die Einsatzabteilung gewechselt. Doch dazu später mehr. Was Laura Grabow und Jan Erik Walter betrifft, so hatten beide schon von klein auf den Wunsch, in die Freiwillige Feuerwehr einzutreten. „Mein Vater ist auch hier und hat mich schon von klein auf mit zu den Festen genommen“, erinnert sich die 15-Jährige. 2018 ist sie dann in die Jugendfeuerwehr eingetreten. „Für nichts auf der Welt würde ich das hier wieder aufgeben. Die Teamarbeit ist einfach toll, zu wissen, dass da jemand ist, der einem den Rücken stärkt.“
Und auch Jan Erik hatte seinen ersten Kontakt mit der Feuerwehr schon vor einigen Jahren. „Das war bei einem schweren Verkehrsunfall meiner Mama“, erinnert sich der 17-Jährige noch an den Tag. Später habe ihn ein Freund, der bereits seit seinem zehnten Lebensjahr Mitglied in der Jugendfeuerwehr war, überzeugt, ebenfalls einzutreten. „Ich war beim Tag der offenen Tür hier und da war für mich klar: Das will ich auch.“
Die Begegnung
Vor allem die Kameradschaft – die Begegnung untereinander – ist das Schöne an den gemeinsamen Diensten. „Und nicht nur das. Kameradschaft ist mehr, als nur gemeinsam einen Dienst abzuhalten. Wir sind auch außerhalb der Feuerwehr ein Team.“ Gemeinsame Ausflüge, gesellige Abende und vieles mehr gehören dazu. „Was aktuell jedoch fehlt, ist das gesellige Untereinander. Vor Corona haben wir nach dem Dienst noch gemeinsam eine Cola getrunken. Das ist aktuell nicht möglich“, so Jan Erik.
Und haben die beiden auch eine Lieblingsübung? „Eigentlich nicht. Hauptsache, man kann mit anpacken“, so Laura. „Die Praxis ist ganz cool, auch wenn man rausfährt. Aber Dienste mit der Drehleiter sind etwas ganz besonderes“, so der 17-Jährige. „Aber nicht nur das, auch die Übungen mit der Jugendfeuerwehr des gesamten Stadtgebietes machen Spaß. Die letzte gemeinsame Übung fand 2019 bei der Firma Obermeier statt. Oder die 24-Stunden-Dienste, die alle zwei Jahre stattfinden (wenn nicht gerade Corona ist), machen Spaß. Es ist, als würde man zu einem richtigen Einsatz fahren. Dieses Adrenalin – das ist schon ein Highlight für, ich glaube, alle Jugendlichen.“
Das Wiedersehen
Eineinhalb Jahre lang fand kein Präsenz-Dienst der Jugendfeuerwehr statt – eine lange Zeit sowohl für die Jugendlichen, als auch für die Jugendwarte. Dennoch: Das erste Wiedersehen war laut Laura und Jan Erik total schön. „Es hat sich im Vergleich zu 2019 nichts verändert. Es macht immer noch genauso viel Spaß“, so Laura. „Was man aber merkte, war, dass die Beteiligung an den Dienst-Abenden gestiegen ist – sowohl in der Jugendfeuerwehr als auch in der Einsatzabteilung“, so Lukas Brune. „Es ist, als wären alle Kameraden wieder mit neuem Elan dabei.“ Und auch die Jugendfeuerwehr erhielt einen enormen Zuwachs. „Das freut uns natürlich sehr, hat uns aber auch gleichzeitig positiv überrascht“, so Florian Kroh. „Zudem war es auch spannend zu sehen, wie sich die Kameraden der Jugendfeuerwehr in der Zeit entwickelt haben. Wir mussten sie nach der Pause erst einmal mit neuen Uniformen ausstatten.“
Eine lange Pause
Dass die Dienst-Pause bei der Jugendfeuerwehr so lange dauerte, wurde kreisweit aus einem bestimmten Grund beschlossen. „Die Gefahr, dass durch Schule und Co. das Virus dann auch in die Einsatzgruppe übertragen wurde, da die Jugendwarte natürlich auch in der Einsatzgruppe im Dienst sind, war zu groß“, erklärt Lukas Brune.
Eine richtige Pause aber, was den Dienst an sich betrifft, gab es dennoch nicht – der wurde kurzerhand online durchgeführt. „Es war ja alles in Bewegung – auch in der Jugendfeuerwehr. Irgendwann haben wir dann angefangen mit den Onlinediensten – so gab es die Gerätekunde dann via Videokonferenz. Der Dienst ging daher weiter – nur nicht in Präsenz. Dennoch war es für mich, als wäre ich vor Ort gewesen“, sagt der 17-Jährige. Durch das Homeschooling sei man es ohnehin gewohnt gewesen, Onlinekurse zu besuchen. „Aber die Jugendwarte waren wesentlich besser vorbereitet. Dabei war es für sie wahrscheinlich schwerer als für uns.“
Und Florian Kroh ergänzt: „Wir wussten lange Zeit gar nicht, ob wir in 2020 noch einmal einen Dienstbetrieb für die Jugendlichen hinbekommen oder nicht. Der Informationsfluss lief derweilen via WhatsApp weiter. Dann haben wir uns dazu entschieden, den Dienst Online weiterzuführen.“ Heute sind alle froh über diese Entscheidung. „So haben wir uns zumindest am Bildschirm gesehen.“
Kameraden nicht alleine lassen
Und auch sonst haben die Kameraden sich einiges einfallen lassen, um den Jugendlichen zu zeigen: „Wir haben euch nicht vergessen.“ So gab es Geschenktüten im Winter und Eis-Gutscheine im Frühsommer 2021. „Wir haben auch eine Zeitschrift heraus gebracht: Flamme@home, mit Lernunterlagen und einem Quiz. Es war uns wichtig, den Jugendlichen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind“, so Lukas Brune.
Ebenfalls pausieren musste der Übergangsdienst. „So auch, als wir von der Einsatzabteilung wieder mit den Dienst-Abenden starten durften, die Jugendfeuerwehr aber noch nicht – aus dem schon genannten Grund. Das war eine kreisweite Entscheidung, die allen nicht leicht fiel.“ Nun aber ist auch dieser Dienst endlich und zu Freude aller wieder möglich.
Und wie ist es heute? Ist Corona noch ein großes Thema bei den Diensten? „Natürlich haben auch wir Vorschriften, die wir einhalten müssen, aber auch da gewöhnt man sich dran“, sagt Lukas Brune. „Im Dienst selbst vergisst man schon fast, dass Corona ist – man hat endlich wieder Spaß und genießt die gemeinsame Zeit“, so Laura.
Jugendfeuerwehr goes Instagram
Seit August 2019 ist die Bad Berleburger Jugendfeuerwehr auch auf Instagram vertreten. Seitdem nehmen die Kameradinnen und Kameraden dort interessierte Instagram-Nutzer einfach mal mit durch ihren Alltag – und zeigen, was sie während ihres Dienstes oder auch bei Übungen erleben.
„Wir haben uns bewusst dafür entschieden, auch wenn Instagram bei vielen Jugendlichen schon fast wieder out ist“, sagt Lukas Brune mit einem Lachen. „Bei ihnen ist eher TikTok und Snapchat angesagt, wie ich erst kürzlich erfahren habe.“
Die Feuerwehr Bad Berleburg hingegen ist weiterhin auf Facebook zu finden – sowohl der Löschzug 1 als auch viele weitere Einheiten aus dem Bad Berleburger Umland. Dort finden Interessierte auch Informationen zu den jüngsten Einsätzen der Feuerwehrleute.
Weitere Infos zur Geschichte der Feuerwehr in der Odebornstadt, sowie den einzelnen Abteilungen und Einsätzen unter www.feuerwehr-
berleburg.de. Dort gibt es auch Informationen für all jene, die in die Freiwillige Feuerwehr eintreten möchten.