Bad Laasphe. Weil die gewohnte Studien- und Berufsorientierung der Q1 am „Städtischen“ wegen Corona ausfallen musste, ließ sich die Schule Neues einfallen.

Wiebke Walther und Elina Grebe aus der Q1 des Städtischen Gymnasium Bad Laasphe sind sich eigentlich schon recht sicher, wie es nach dem Schulabschluss weitergehen wird. Für Wiebke wird es mit dem passenden Zeugnis das Medizin-Studium werden, Elina hat ein Lehramts-Studium ins Auge gefasst. Einen so deutlichen Zukunftsplan haben nicht alle Schülerinnen und Schüler – und die gewohnte Form der Studien- und Berufsorientierung konnte in diesem Jahr pandemiebedingt nicht stattfinden.

Nicht nur Einbahnstraße

Am Städtischen Gymnasium werden die Ersatztage nun gründlich evaluiert, doch bereits jetzt ist das Feedback der Schülerschaft ausgezeichnet. Schließlich wird die Vorbereitung auf das Leben nach der Schule nicht nur mit der Einbahnstraße „Studium nach dem Abitur“ dargestellt.

„Wir liefern ganz klare Hausmannskost!“, meint Schulleiterin Corie Hahn dazu.

„Für unsere Q1 ist das zweiwöchige Universitätspraktikum nach den Herbstferien ausgefallen. Die Universitäten lassen die Schüler noch nicht auf den Campus“, berichtet Schulleiterin Corie Hahn. Julia Rohrbach (Jahrgangsstufenleiterin der Q1) und Martin Schelberg (Berufswahlkoordinator) wollen genau diesen Zustand nicht einfach so im Raum stehen lassen. „Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir unseren Schülern ein möglichst breites Spektrum der Vorbereitung auf das Studien- und Berufsleben bieten können“, erzählt Julia Rohrbach.

Viel mehr als nur ein Ersatz

Was am Ende dabei herausgekommen ist, übertrifft den Titel „Ersatztage“ für die eigentliche Studien- und Berufspraktika der Q1 um Längen. Ein Konzept, das wortwörtlich Schule macht, zeigte sich in vier Tagen gefüllt mit Workshops, Unternehmensvorstellungen, Beratungsangeboten der Universitäten Siegen, Marburg und der THM sowie einem Zukunftstag, der das verspricht, was insbesondere viele Schüler schon lange fordern: auf das Leben vorbereiten.

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Martin Schelberg freut sich über die abwechslungsreiche Planung: „Wir haben Glück, so gute Beziehungen zu Kooperationspartnern zu pflegen und haben dann alle Kanäle angezapft: Unis, Firmen und sogar das Ministerium“. In dieser Woche sind unter anderem SMS Siemag aus Hilchenbach, das Finanzamt Siegen und die Bundesagentur für Arbeit vor Ort – in gelungener Abwechslung mit dem interaktiven und berufsvorbereitenden Escape-Room-Spiel „Mars Pioneers“, das vom NRW-Schulministerium entwickelt wurde. „Der neue Trend der Gamification kann wunderbar in die Studien- und Berufsorientierung eingearbeitet werden“, so Martin Schelberg.

Berufsvorbereitung im 21. Jahrhundert: Mit dem Escape-Room-Spiel „Mars Pioneers“ wird die Berufswahlkompetenz mit Spaß und einem Team-Erlebnis ausgebaut.
Berufsvorbereitung im 21. Jahrhundert: Mit dem Escape-Room-Spiel „Mars Pioneers“ wird die Berufswahlkompetenz mit Spaß und einem Team-Erlebnis ausgebaut. © Benedict Weinhold

Jeden Abschluss im Blick haben

Mit Blick auf den Wechsel von G8 auf G9 als Regelschulzeit ist das Abitur längst nicht mehr der einzige angestrebte Abschluss, weiß Schulleiterin Corie Hahn: „Hier können Schüler alle Abschlüsse machen – nach der 10., 12. oder 13. Klasse. Die Schule soll auf das Leben vorbereiten – und genau diesen Erwerb von Alltagskompetenzen haben wir in die Ersatztage eingearbeitet, um überhaupt klar zu machen: Was brauche ich alles für mein Studium oder meine Ausbildung?“

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Am Zukunftstag der Q1 und Q2 stehen Themen wie Versicherungen und Steuern auf dem Stundenplan. Bereits jetzt besteht die Überlegung, das traditionelle Universitäts-Praktikum – 14 Tage in das Studentenleben reinschnuppern – anzupassen, um mit verschiedenen Bausteinen alle Schüler auf ihre individuellen Abschlüsse vorzubereiten.

Tipps aus dem Studenten-Alltag

Bereits am Dienstag konnten die beiden 16-Jährigen Wiebke und Elina bei der Exkursion zur Universität Marburg wertvolle Erfahrungen machen: „Eine Dozentin hat uns einen Vortrag über die verschiedenen Studiengänge gehalten und dann hat uns eine Studentin aufgeklärt über alles, was im Studium relevant wird, etwa eine Kostenaufstellung oder Angebote für Wohnungen“, so Elina Grebe. „So Grundlagen wie Steuern fehlen einfach im Unterricht“, ergänzt Wiebke Walther.

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Schwerpunktmäßig geht es am Freitag dann um das, was hinter den Türen der Universität passiert – für die Q1 und Q2 werden in ganz unterschiedlichen Fachrichtungen digitale Schnuppervorlesungen angeboten. Live in der Aula hält Prof. Dr. Gerd Manthei der Technischen Hochschule Mittelhessen eine Vorlesung rund um das Thema Maschinenbau, worüber SMS Siemag bereits aus der Praxis am Mittwoch berichtet hat.